Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
Vom Netzwerk:
lecker. Also, warum kommst zu nicht nach’ause und siehst mit eigenen Augen, wie es deinen Freunden geht?«
    Im Hintergrund war Red zu hören, der wieder etwas sagte. Bruin lachte nur. Am fernen Himmel blitzte es auf. Dann wurde es stockdunkel, und wenige Sekunden später ertönte ein durchdringendes Donnern. Ich hielt das Handy von meinem Ohr weg. Es wäre ziemlich absurd gewesen, wenn ich während all der übernatürlichen Ereignisse schließlich von einem ganz gewöhnlichen Blitz getroffen werden würde.
    Plötzlich hörte ich wieder Reds Stimme. Offenbar war es ihm gelungen, Bruin das Telefon aus der Hand zu reißen. »Komm nicht nach Hause, Abra. Lilliana geht es gut. Er wird ihr nichts tun. Er ist mehr oder weniger verliebt in sie. Und was mich betrifft … ich brauche deine Hilfe nicht.«

    Tränen liefen mir über die Wangen. Ich wurde von einem so heftigen Gefühl der Liebe und Bewunderung überwältigt, dass ich kaum zu sprechen vermochte. »Verstehe«, brachte ich mühsam heraus und schluchzte. Mir war klar, dass er in großen Problemen steckte und sich mutiger gab, als er sich vermutlich fühlte. Ich musste Hilfe zusammentrommeln und ihn retten. Und Lilliana auch.
    »Nein, Abra, das musst du nicht.«
    Einen Moment lang starrte ich erstaunt das Telefon an. »Red?«
    »Ich will nicht, dass du herkommst. Hilf deinem verdammten Malachy, wenn du willst.«
    Mein Magen verkrampfte sich. Er wusste es. Irgendwoher wusste er es.
    »Red, ich kann dir das erklären …«
    »Ja, ich weiß. Und ich kann dir auch etwas erklären. Ich lasse mich lieber noch ein paarmal von Bruin durchprügeln, als dich hier zu sehen. Sein wahres Gesicht kenne ich wenigstens.«
    Mit diesen Worten wurde die Verbindung abgebrochen.
    »Nun«, sagte ich zu den Hunden, die um mich herumlungerten und verängstigt wirken. »Wenigstens weiß ich jetzt, dass Red noch am Leben ist.«
    In diesem Augenblick öffnete sich der Himmel, und der Regen stürzte herab. Ich legte meine Hand auf den Türknauf des Cafés und drehte daran.
    Die Tür war verschlossen.
    »Hallo?« Ich hämmerte gegen das Holz und hielt dann einen Moment lang die Luft an, als ich die Formationen der Wolken bemerkte. »Ich bin es - Abra! Ihr müsst mich reinlassen. Ich glaube, da braut sich ein Tornado zusammen.«

    »Tut mir leid«, sagte eine Stimme von der anderen Seite der Tür. »Aber wir haben geschlossen.« Ich nahm an, dass es Penny war, die mit mir sprach.
    »Bitte!«, flehte ich. »Ich möchte nicht in den Sturm geraten.«
    »Ist doch schon dunkel«, erwiderte Dana. »Wir schließen immer, ehe es dunkel wird.«
    »Es ist nur dunkel, weil der Sturm aufzieht!«
    Ich warf einen Blick über meine Schulter und kniff die Augen zusammen, als mir Blätter und Staub entgegengewirbelt wurden.
    »Enid, bitte! Lasst mich rein!« Ich überlegte, was ich ihnen als Gegenleistung anbieten konnte, doch mir fiel nichts ein. »Ich werde für immer in eurer Schuld stehen, wenn ihr mich jetzt reinlasst. Bitte, bitte, öffnet die Tür!«
    Noch während ich redete, wusste ich, dass ich vermutlich gerade einen gewaltigen Fehler begangen hatte. Doch da hörte ich bereits, wie sich der Schlüssel knarzend im Schloss drehte.
    »Hier.«
    Die Tür war einen Spaltbreit aufgegangen, und mir wurde etwas in die Hand gedrückt. Es war eine billige rote Regenjacke und eine Baumwolltasche, in der sich etwas Schweres befand, das schepperte.
    »Jetzt geh wieder, Mädchen.«
    Ich versuchte meinen Fuß zwischen die Tür zu bekommen, doch es war schon zu spät. Kurz darauf wurde der Schlüssel wieder umgedreht. Einen Augenblick lang war ich so wütend, dass ich ausholte, um das, was sich in der Tasche befand, gegen die Tür zu schleudern. Aber ich kam noch rechtzeitig zur Besinnung und hielt mitten in der
Bewegung inne. Was auch immer die Schwestern sein mochten - sie waren jedenfalls mächtige Wesen, deren Geschenke man nicht gedankenlos vergeuden sollte.
    Ich zog mir die rote Regenjacke über und setzte die Kapuze auf. Dann warf ich einen weiteren Blick zum Himmel hinauf. Die schnell näher kommende Windhose ließ mich im Bruchteil einer Sekunde eine Entscheidung fällen. Entweder das Stagecoach oder das Moondoggie’s . Das Stagecoach lag zwar näher, aber ich hatte kein so gutes Gefühl bei der Vorstellung, mit einer Gruppe von lebensmüden Gespenstern die restlichen Stunden des Tages zu verbringen.
    Also das Moondoggie’s.
    Die rote Kapuze verstellte mir ein wenig die Sicht, als ich mit der Tasche über

Weitere Kostenlose Bücher