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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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bereits zusammengerottet und standen knurrend und fauchend vor ihrer Trailertür. Sie bellten nicht: dafür war der Wolfsanteil in ihnen zu groß. Zum Glück wusste ich, dass sie mich nicht angreifen würden. Ich gehörte zwar nicht direkt zu ihrem Rudel, aber zumindest war ich auch keine Fremde für sie.
    »Hast du vor, da drin zu übernachten?«
    Jackie grinste, als ich erschreckt zusammenzuckte. Sie stützte sich auf einer Axt ab und trug wie so oft einen grünen Parka und eine Jeans. Ihre windzerzausten Haare hatten eine unglücklich wirkende aprikosenfarbene Färbung angenommen, die so gar nicht zu ihren roten, aufgesprungenen Wangen passte. Die Wolfshunde versammelten sich um sie wie um eine Königin.
    »Ich bevorzuge es schon, wenn du in der Nähe bist, bevor ich aussteige«, gab ich zu. Als ich die Wagentür öffnete, schlug mir ein Geruch aus Rauch und Harz entgegen.
    Jackie lehnte ihre Axt an einen eindrucksvollen Stapel Brennholz. »Das ist aber erstaunlich feige, wenn man bedenkt, dass du dich in einen Wolf verwandeln kannst.«
    »Noch ist es nicht so weit. Außerdem verwandle ich mich ja auch nur in einen einzigen Wolf und nicht gleich in ein ganzes Rudel.«
    Jackie wusste schon länger von meiner Lykanthropie, als ich es tat. Red hatte ihr gegenüber von Anfang an seinen Verdacht geäußert. Sie ging mit allem Übernatürlichen auf eine lockere, pragmatische Weise um, fast so, als wären Gestaltwandler und Werwölfe auch nichts anderes als Horoskope und Glückszahlen - an die sie übrigens glaubte.

    »Du musst keine Angst haben. Meine Lieblinge sind weder Menschen noch Hunden gegenüber unfreundlich.«
    »Ich weiß.«
    Ich streckte meine Hände aus, die in dicken Handschuhen steckten, damit die Wolfshybriden daran riechen konnten. Ein oder zwei von ihnen, die mehr von einem Hund in sich trugen, wedelten vorsichtig mit dem Schwanz. Die anderen, die von Natur aus nervöser waren, wichen jedes Mal tänzelnd zurück, wenn ich mich ihnen näherte.
    Viele Leute legen sich Wolfshybriden zu, weil sie annehmen, dass es sich um eine Art wilde Überhunde handelt. In neun von zehn Fällen erhalten sie jedoch ein Tier, das so ängstlich und vorsichtig wie ein Kaninchen ist. Wölfe überleben in der Wildnis nicht, weil sie einfach nur wild sind - nein, sie überleben, weil sie misstrauisch und kämpferisch sind. Dieser Unterschied kann natürlich recht vernachlässigbar erscheinen, wenn man von einem solchen Tier die Zähne in die Wade geschlagen bekommt.
    »Na?«, sagte Jackie. »Wie macht sich mein Mädchen in der Praxis?«
    Ehe Malachy Pia in einen Menschen verwandelt hatte, war sie Jackies Lieblingshund gewesen. Sozusagen ihre behaarte Tochter, die in den Trailer und sogar mit in ihr Bett durfte. Auch als junge Frau lebte Pia bei ihr, wenngleich sie inzwischen für Malachy arbeitete.
    »Pia macht sich ausgezeichnet«, erwiderte ich. »Wann kommt sie nach Hause?«
    Jackie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »In etwa einer Stunde sollte sie hier sein. Der Bus setzt sie unten am Berg ab, und den Rest des Weges legt sie dann zu Fuß zurück.« Sie hielt einen Moment inne, ehe sie hinzufügte:
»In letzter Zeit bleibt sie immer noch länger in der Praxis. Ich glaube, sie hofft, dass Malachy sie nach Hause fährt oder dass er sie bei sich übernachten lässt, was ihr natürlich noch lieber wäre.«
    Malachy wohnte in einer Wohnung über der Praxis. »Wirklich? Das ist ja merkwürdig. Dabei wirkt sie so nervös, wenn er in ihrer Nähe ist. Ich hatte eher den Eindruck, er schüchtere sie ein.«
    Jackie bedachte mich mit einem Blick, der mir deutlich zeigte, dass sie mich nicht gerade für die Schnellste hielt. Dann nahm sie einen Armvoll Brennholz. »Versuch mir bloß nicht weiszumachen, dass du noch nichts davon bemerkt hast, wie verknallt Pia in diesen dürren Knochen ist.« Sie trug das Holz zu ihrem Trailer hinüber, wo sie es in einen Metallkorb warf, der neben der Tür stand. Während sie begann, die Scheite ordentlich aufeinanderzustapeln, meinte sie: »Gütiger Himmel, du bist ja genauso schlimm wie sie. Bei Pia verstehe ich das noch. Sie hat schließlich die ersten achtundzwanzig Jahre ihres Lebens als Wolfshybride verbracht und deshalb keine Ahnung, wie man sich in solchen Situationen verhält. Ich schaffe es gerade noch, sie davon abzuhalten, sich auf den Rücken zu werfen und alle viere in die Luft zu strecken. Aber dass du nicht einmal merkst, wie sehr sie Malachy anhimmelt? Unglaublich.«
    Etwas

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