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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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überhaupt keinen Grund, warum Sie mich nicht röntgen können.«
    »Doch, den gibt es«, widersprach mir Red eigensinnig.
    »Es ist wirklich seltsam. Keiner von euch scheint so genau wie Magda Bescheid zu wissen«, fuhr ich die beiden Männer wütend an. »Oder habt ihr nur vergessen, dass Nichtalphaweibchen gar nicht fruchtbar sein können?«
    Die beiden sahen sich an. Zur Abwechslung stürzte sich Malachy einmal nicht auf die nächste Gelegenheit, einen wissenschaftlichen Vortrag zum Thema Werwolf zu halten. Red schwieg ebenfalls und starrte stattdessen auf mein Bein. Der Apparat wurde wieder über meine Wade gezogen und alles für eine Aufnahme vorbereitet.

    Das Röntgenbild zeigte einen offenen, komplizierten Bruch des Schienbeins, der allerdings schon wieder am Verheilen zu sein schien.
    Zu dumm, dass der Lykanthropie-Virus nicht auch emotionale Wunden so schnell heilen konnte.

13
    » Bitte sehr , Doc - von der Haustür bis zur Couch. Ist das nun ein Service oder was?«
    Red, der darauf bestanden hatte, mich wie eine Braut in die Hütte zu tragen, setzte mich sanft auf dem Sofa ab. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, als er mir eine Taschenlampe reichte.
    »Hier ist es ja eisig«, beschwerte ich mich gereizt. Nachdem Malachy meine Jeans zerschnitten hatte, hatte er mir etwas zum Anziehen leihen wollen. Doch keine seiner Klamotten passte. Also wickelten er und Red mich in eine dicke Pferdedecke, die unangenehm juckte und mich außerdem nicht im Geringsten wärmte.
    »Ich kümmere mich gleich darum.«
    Red holte unsere Bettdecke aus dem Schlafzimmer, die er mir um die Schultern legte. Dann ging er zu seinem Truck hinaus, um den Falken und den Waschbären hereinzubringen. Er hatte die Tiere benutzt, um mich ausfindig zu machen, und zwar indem er Ladyhawke zu Rundflügen während des Tages und Rocky zur Durchforstung des Waldes in der Nacht angehalten hatte. Ich wusste, dass ich den dreien dankbar hätte sein sollen. Doch mir war kalt und ich fühlte mich nervös und gereizt. Als die Tür aufging und ein
weiterer eisiger Windstoß hereinkam, biss ich mir auf die Lippen, um nicht erneut loszunörgeln.
    Mühsam humpelte ich ins Schlafzimmer, die Decke hinter mir herschleifend. Dort tastete ich halbblind nach meiner Ersatzbrille, die ich im Nachtkästchen neben dem Bett aufbewahrte und nach einem kurzen Augenblick der Panik auch dort fand. Die Gläser waren durch die Nagelfeile, die ich ebenfalls achtlos in die Schublade geworfen hatte, zerkratzt worden. Ich setzte sie auf und blickte mich im Spiegel an. Meine Haare sahen aus, als wäre ich von Harpyien frisiert worden, und meine rahmenlose Brille - als ich sie kaufte, war es der letzte Schrei gewesen - konnte die tiefen Schatten unter meinen Augen nicht verdecken.
    Zumindest vermochte ich aber endlich wieder zu sehen, selbst wenn mir nicht gefiel, was sich mir da im Spiegel präsentierte.
    Ich hinkte zur Couch zurück und vergrub mich dort zwischen Kissen und Bettdecke. Red kam mit den Tieren in ihren Käfigen herein. Er redete leise auf sie ein, ehe er zu dem Holzstapel ging, der neben dem Kamin lag. Als er einen großen Stapel hochhob, um ihn auf die Feuerstelle zu legen, fiel mir wieder einmal auf, wie stark sein drahtiger Körper war und wie genau er wusste, was er in einer Blockhütte aus dem neunzehnten Jahrhundert zu tun hatte.
    Allerdings klapperten meine Zähne noch immer, und ich hatte eigentlich nie geplant, in einer solchen Behausung länger als ein paar Tage zu wohnen.
    »Alles in Ordnung?« Red entzündete die Öllampen. Er schien meine verkniffene Miene falsch zu deuten, denn er meinte: »Ich könnte dir etwas gegen deine Schmerzen geben.«

    »Keine Lust auf Drogen oder Medikamente.«
    Ich musste gar keinen Grund hinzufügen. Es war meiner Meinung nach klar, weshalb ich genug von Dingen hatte, die mein Bewusstsein verändern konnten. Eine verlorene Woche im Wald reichte mir für den Augenblick.
    Red hielt im Entzünden eines Holzscheits inne. »Ich hatte eigentlich an etwas anderes gedacht«, sagte er und zündete das Feuer im Kamin an. Er wartete, bis er sicher war, dass die Holzscheite tatsächlich von den Flammen ergriffen wurden, und legte dann den Gitterrost an seine Stelle zurück. »Lass mich dein Bein nochmal anschauen.« Er blickte weiter ins Feuer, als wollte er sich an etwas erinnern.
    Ich zog die Decke von meinem Bein, das unter dem Verband inzwischen stark angeschwollen war. Ein normaler Mensch hätte einen Gips gebraucht, und in

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