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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Subspezies die Lykanthropie darstellt. Meistens erfolgt die Übertragung durch den Austausch von Körperflüssigkeiten, also … Blut und Spermata.«

    »So kann man das aber nicht sagen«, unterbrach Red. »Ich finde das zu vereinfacht.«
    »Ich versuche ja nur, einen Überblick anzubieten. Aber es stimmt natürlich: Es gibt auch noch eine genetische Komponente, die determiniert, wer sich infiziert und wie stark. In gewissen Familien - wie der Ihren, Red - kann ein spezifischer Erregerstamm vorherrschen und so bereits von früher Kindheit an bei mehreren Familienmitgliedern auftreten.« Malachy hob das Röntgengerät an und positionierte es über meinem Unterschenkel. »Bei einer früh auftretenden Lykanthropie stabilisieren sich die Kinder recht schnell und behalten so eine hohe kognitive Wahrnehmung in beiden Gestalten.« Er warf mir einen Blick zu. »In Fällen wie dem Ihren hingegen, Abra, tritt meistens eine ziemlich starke Dissoziation zwischen den beiden Stadien auf.«
    Ich holte tief Luft und legte mir die flache Hand auf die Brust. »Wollen Sie damit sagen, dass ich nie ganz die Kontrolle haben werde, wenn ich ein Wolf bin?«
    »Unsinn«, antwortete Red so bestimmt und laut, dass ich fast erschrak. »Das ist alles nur eine Frage der Übung«, fügte er mit einer gelasseneren Stimme hinzu. »Warte noch ein paar Jahre, Doc, und dann wirst du vermutlich planen, was du am Wochenende machen willst, während du der Fährte eines Kaninchens folgst.«
    »Dafür gibt es absolut keine Beweise«, widersprach ihm Malachy, der um den Untersuchungstisch herumging. »Wir wissen nur, dass bei jemandem, der sich im Erwachsenenalter infiziert, die Krankheit progressiv verläuft und sich bei der Frau beziehungsweise beim Weibchen durch neurologische Veränderungen und eine größere Divergenz zwischen der menschlichen und der wölfischen Persönlichkeit auszeichnet,
in Übereinstimmung mit dem Beginn der Brunftzeit.« Er räusperte sich. »Beim Mann oder Männchen hingegen haben die Veränderungen im Gehirn mit seiner Stellung in der Rudelhierarchie zu tun. Empfindlichkeit bei Silber ist ein typischer Nebeneffekt bei beiden Geschlechtern. Zudem gibt es eine eindeutige Korrelation zwischen der Virusaktivität und dem Mondzyklus. Außerdem ist es doch faszinierend, welche Wirkung diese Stadt hier zu haben scheint. In meinen Aufzeichnungen nenne ich dies den Northside-Faktor und …«
    Er brach ab und massierte sich erneut die Schläfen, als leide er unter heftiger werdenden Kopfschmerzen.
    »Alles in Ordnung?«
    Malachy gab einen undefinierbaren Laut von sich und fuhr sich mit den Fingern durch seine unordentlichen schwarzen Locken. Fast machte er den Eindruck, als wollte er sich die Haare raufen. »Ja, alles in Ordnung.« Er richtete sich auf und füllte eine Spritze mit einer blauen Flüssigkeit. »Leider haben die meisten Mediziner und Forscher wenig Interesse für meine Theorien und meine Arbeit übrig.« Er zog den Deckel von der Injektionsnadel ab. »Deshalb bin ich auch gezwungen, viele meiner Experimente unter alles anderen als optimalen Bedingungen durchzuführen.«
    »Einen Moment mal«, sagte ich. Die letzte Bemerkung ließ mich aufhorchen. »Was ist eigentlich in der Spritze, wenn ich fragen darf?«
    »Keine Sorge, das ist nicht für Sie.«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, schob Malachy seinen Ärmel hoch und injizierte sich die Flüssigkeit selbst in den Arm. Kurz darauf seufzte er, zog die Nadel heraus und warf die Spritze in den Mülleimer. »Red, Sie sollten jetzt Abras
Bein loslassen und das Zimmer verlassen, während wir hier die Röntgenaufnahme machen.«
    »Na ja«, meinte Red, ohne mich anzusehen. »Vielleicht sollten Sie das doch lieber bleiben lassen.«
    »Warum? Glauben Sie, dass Abra das Röntgen nicht … ah, verstehe.« Malachy trat ohne ein weiteres Wort zu mir und zog den Röntgenapparat wieder hoch. »Dann müssen wir das wohl manuell machen.«
    Ich wollte gerade fragen, was Red gemeint hatte, als ich begriff. Malachy hatte ja wissen wollen, ob die Möglichkeit bestand, dass ich schwanger war. Das war die Standardfrage bei jeder Frau im gebärfähigen Alter, die geröntgt werden soll. Ich hatte automatisch verneint, da mir jene Nacht entfallen war, an die ich mich nicht erinnern konnte und nach der ich aufwachte, um einen strahlend glücklichen Red neben mir vorzufinden.
    »Nein«, sagte ich bestimmt, ohne Red eines Blickes zu würdigen, obwohl er mich noch immer am Bein festhielt. »Es gibt

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