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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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meine Kabine getreten war und meine Hose herausgeholt hatte. »Ich kann sie riechen.« Er hielt sich die Hose an die Nase und atmete tief ein.
    »He!«, rief ich und fasste nach einem der Beine. »Hör auf! Hören Sie alle damit auf!«
    »Ich muss in sie … dran … sein«, erklärte einer der Japaner. »Drin«, verbesserte er sich dann. »Drin sein - ja?«
    »Ich will dich von Kopf bis Fuß ablecken«, rief dagegen der Radfahrer.
    »Wenn du sie anfasst, bist du tot«, mischte sich der Bauarbeiter ein. »Du redest hier von der zukünftigen Mutter meiner Kinder.«
    »Das kannst du dir gleich abschminken!«, brüllte der Geschäftsmann.
    Lilliana duckte sich unter dem rechten Arm des Geschäftsmannes hindurch, als dieser den Schutzhelm des Bauarbeiters von sich stieß. »Du hast nicht zufällig ein exotisches neues Parfüm?«, wollte sie von mir wissen.

    »Ich befürchte schon«, erwiderte ich. »Un des heißt L’air de Läufig.« Mir war inzwischen klargeworden, dass es keine andere Erklärung für meine Verwandlung von einer grauen Maus in eine Femme fatale geben konnte.
    »Lilliana, wir müssen hier raus.«
    »Dann würde ich vorschlagen, dass du dich erst gar nicht wieder umziehst. Sonst gibt es hier nämlich einen echten Aufstand.«
    Zum Glück waren die meisten Männer inzwischen damit beschäftigt, sich gegenseitig zu schubsen und zu beleidigen. Der Geschäftsmann und der Bauarbeiter schrien sich an, während die Japaner immer röter anliefen, als sie den Fahrradfahrer und den Mann im Anorak beschimpften.
    Erstaunlicherweise waren die meisten dieser Männer ziemlich attraktiv. Der junge Radfahrer hatte das klare, markante Gesicht eines Athleten; zwei der Japaner waren auffallend gut aussehend, und selbst der Anorak-Mann besaß eine Art von griffigem Straßencharme. Als die Situation zu eskalieren drohte und sich das Schubsen in ein gröberes Stoßen verwandelte, ertappte ich mich dabei, wie ich widerstrebend und doch fasziniert zusah. Die ganze Szene hatte etwas Primitives, ja fast Urtümliches. Plötzlich schienen die Schichten der Zivilisation abgefallen zu sein, und zurück blieb der eigentliche Wesenskern der einzelnen Männer.
    Der Geschäftstyp war jetzt ein großer Kerl, der seinen Zenit bereits überschritten hatte und dessen laute Angriffslust nur die Tatsache überdecken sollte, dass er in Wahrheit eine tätliche Auseinandersetzung zu vermeiden suchte. Im Gegensatz dazu war der Bauarbeiter ein auffallend muskulöses Exemplar seiner Spezies. Er umkreiste einen jungen
Japaner, der leichtfüßig vor ihm hin und her tänzelte und bedrohliche Laute ausstieß.
    Während ich zwischen diesen kampfbereiten Männern gefangen war, kam es mir so vor, als bliebe mir keine andere Wahl, als abzuwarten, wer wohl gewinnen würde. Einer von ihnen mochte als Sieger aus dem Kampf hervorgehen, seine Haut feucht vor Anstrengung und stark nach den männlichen Hormonen riechend, die durch seinen Körper flossen. Höchstwahrscheinlich würde er verwundet sein und dennoch weiterhin von den wilden Instinkten geleitet werden, die ihn dazu gebracht hatten, die anderen Männer zu besiegen. Er würde zu mir treten, erhitzt vor Lust und Adrenalin, sein Bewusstsein halb getrübt durch meinen berauschenden Duft. Er mochte wissen, dass es sinnlos wäre, jetzt noch einmal Gewalt anzuwenden, denn ich war in der Position, ihn jederzeit abzuweisen und unbefriedigt und heiß vor Verlangen zurückzulassen.
    Inzwischen hatten sich der Bauarbeiter und der Japaner Jacken und Hemden ausgezogen. Ihre nackten Oberkörper glänzten schweißnass. Die junge Verkäuferin versuchte verzweifelt, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem sie ihnen erklärte, dass sie bereits die Polizei gerufen habe. Ich fragte mich flüchtig, welcher der beiden es wohl sein und wie lange ich warten sollte, bis ich ihm gestattete, mir zu Diensten zu sein.
    »Abra? Abra! Komm wieder zu dir!« Lilliana schüttelte mich, und einen Augenblick lang starrte ich sie verständnislos an. »Wir müssen hier raus, ehe die Polizei kommt. Vor allem da du auf die Polizisten vermutlich eine ähnliche Wirkung haben dürftest wie auf die Zivilbevölkerung.«
    Ich drehte mich wieder zu den Männern um. »Aber ich
kann jetzt doch nicht weg«, sagte ich. Mein Herz pochte wie wild, als sich der Radfahrer auf einen den Japaner stürzte, der gerade den Bauarbeiter mit einem eleganten Roundhouse-Kick außer Gefecht gesetzt hatte.
    Meine Freundin holte tief Luft. »Wenn du nicht gleich von

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