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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Paparazzi zu organisieren, besorgst du persönliche Stalker - oder was?«
    »Nein, ehrlich, ich meine das ganz ernst«, meldete sich der junge Mann erneut zu Wort und sah jetzt etwas beschämt aus. »Es ist nur so … Haben wir beide mal … Ich spüre diese seltsame Verbindung, als würde ich magisch von dir angezogen werden. Ich glaube nämlich ganz fest an das, was uns unser Herz sagen will.«
    »Und ich glaube ganz fest an das, was uns unser Verstand sagen will«, entgegnete ich und zog Lilliana entschlossen mit mir fort.
    Sie warf einen Blick über ihre Schulter. »Dann soll das also keine typische Reaktion der männlichen Spezies auf dich sein?«
    »Wir müssen Vollmond haben«, erwiderte ich trocken.
    »Das haben wir auch«, sagte Lilliana und zeigte in den
Himmel hinauf, wo hinter den Wolkenkratzern ein durchsichtiger runder Mond im winterlich blassen Himmel zu sehen war.
    »Beinahe«, korrigierte ich sie. »Er sieht zwar voll aus, braucht aber noch etwas.«
    »Hast du jetzt etwa angefangen, einen Bauernkalender mit dir rumzuschleppen? Komm schon, du Landpomeranze«, erwiderte sie lachend. »Hier ist das Geschäft, das ich vorhin gemeint habe.«
    Im Schaufenster waren drei Outfits zu sehen, die alle Variationen der Kombination schwarzer schmaler Rock und weiße Bluse darstellten. Dazu gab es klobige sexy Schuhe im Stil der vierziger Jahre.
    Das Geschäft hieß Die sexy Bibliothekarin .
    »Das darf doch nicht wahr sein, oder? Ist das ein ganzer Laden nur für den Look ›Sexy Bibliothekarin‹?«
    Lilliana lachte, als sie die Tür öffnete. »Verstehst du jetzt endlich, warum ich nie in meinem Leben aus Manhattan wegziehen kann?«
    Es war mein Traumgeschäft. Zwar gab es keine große Auswahl, doch alle Kleidungsstücke schienen genau das Richtige zu sein: weiße Blusen, die an den entscheidenden Stellen eng wurden und wunderhübsche, antik wirkende Knöpfe hatten; kleine marineblaue Kleider, die eine unterschwellige, beinahe altmodische Coolness signalisierten; und reihenweise French Knickers aus Seide im Stil der zwanziger Jahre, Seidenstrümpfe mit einer Naht hinten am Bein sowie Unterleibchen in Rosé, Pfirsich, Rotbraun und Pflaume.
    »Oh mein Gott«, sagte ich. »Ich nehme alles.«
    »Ich wusste, dass dir das gefallen könnte«, meinte Lilliana
zufrieden und begann schon, mir alle möglichen Kleidungsstücke entgegenzuwerfen. »Probier das an. Und das … Oh, und das! Das musst du unbedingt unten drunter anziehen.«
    Ich verschwand in der Umkleidekabine und zog mir das Leibchen, eine Bluse und einen der Röcke an. Als ich wieder auftauchte, machte ich noch den letzten Knopf zu. »Und, was meinst du, Lilli?«
    »Ich meine, dass mich das Ganze an diese Hitchcock-Szene erinnert, wo sich die Vögel zu sammeln beginnen«, erwiderte Lilliana.
    Zuerst verstand ich nicht, was sie damit andeuten wollte. Doch dann blickte ich mich um. Zu meiner Verblüffung war der Laden auf einmal voller Männer. Um Lilliana drängelten sich Männer, als ob sie auf eine frei werdende Umkleidekabine warteten. Dahinter standen weitere Kerle und sahen sich gerade die sexy Unterhöschen an. Ich hatte ja schon so manchen unglücklichen Typen erlebt, der von seiner Frau in ein solches Geschäft gezwungen wurde, aber noch nie zuvor eine ganze Gruppe. Das muss der neue modebewusste metrosexuelle Mann sein, über den man jetzt oft liest, dachte ich.
    Doch dann entdeckte ich den Radfahrer, und mir wurde schlagartig klar, dass etwas sehr Seltsames vor sich ging.
    »Mir gefällt es verdammt gut«, sagte der Bauarbeiter, der sich in eine Ecke zwischen den Geschäftsmann, den Fahrradfahrer und eine Gruppe japanischer Touristen gedrängt hatte.
    »Probier noch was anderes an«, schlug der Radler vor. Seine Stimme klang gepresst.
    »Entschuldigen Sie«, sagte die Verkäuferin, eine hübsche junge Asiatin, der der Bibliothekarinnen-Look ausgezeichnet
stand. »Aber Sie müssen Ihre Freunde leider bitten, den Laden zu verlassen. Wir haben nicht genügend Platz für so viele Menschen.«
    »Das sind nicht meine Freunde«, protestierte ich. »Ich kenne diese Leute gar nicht. Soll das hier eine dieser Demonstrationen sein, wo jemand die Massen zusammengetrommelt hat, damit sich alle in der Öffentlichkeit ausziehen?«
    Auf dem dicklichen Gesicht des Geschäftsmannes zeigte sich ein breites Grinsen. »Wollen Sie, dass wir unsere Kleidung ausziehen?«
    »Einverstanden«, erklärte der Bauarbeiter.
    »Oh, Mann«, sagte der Radfahrer, der hinter mir in

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