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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Vollmond an!«
    Ich drehte mich zu ihm und lachte. Sein Freund hatte seinen nackten weißen Hintern aus dem Autofenster gestreckt.
    Der Fahrer, ein dürrer Jugendlicher, sah mich gierig an. »He, Kleine? Wollt ihr nicht parken?«
    »Eigentlich«, antwortete ich und grinste ihn an, »will ich lieber losrennen.«
    »Ich komm gern mit, Baby«, erklärte ein zweiter junger Mann, vermutlich der Besitzer des nackten Hinterns. Er
war auffallend dick und hatte wahrscheinlich die letzten Jahre vor dem Computer verbracht.
    »Ich würde dich auf der Stelle abhängen.«
    Während der Fahrer des Nachbarautos schallend lachte, ließ unsere Chauffeurin die Trennglaswand nach unten, um mit Lilliana sprechen zu können. »Entschuldigung, dass ich störe. Ich weiß, dass ich Sie während des Aussendens nicht unterbrechen soll, aber nun würde ich doch gern wissen, was hier vor sich geht. Offensichtlich werden diese Idioten neben uns allmählich etwas problematisch, aber ich empfange vor allem Signale eines bevorstehenden Unglücks, die immer lauter und aufdringlicher werden.«
    Im Rückspiegel konnte ich deutlich die Augen der Frau sehen, die ziemlich nervös wirkten. Wahrscheinlich behagte es ihr gar nicht, so vor mir sprechen zu müssen.
    »Sie hatten völlig Recht, uns das zu sagen, Jemma«, erklärte Lilliana. Der Wagen wurde langsamer.
    »Vor uns gab es einen Unfall«, sagte die Chauffeurin und drosselte den Motor noch mehr.
    Lilliana beugte sich vor, um einen Blick durch die Windschutzscheibe werfen zu können. »Können Sie vorhersagen , wie lange es dauern wird?«, fragte sie.
    Wir krochen inzwischen mit etwa zehn Stundenkilometern dahin. Ich konnte die Warnblinkanlage und die abgesperrte Unfallstelle vor uns erkennen.
    »He, Kleine!«, riefen die Männer aus dem Nachbarauto. »Wie wäre es mit einem Quickie auf der Rückbank?« Ihr Wagen stand parallel zu unserem, so dass sie direkt zu uns hereinblicken konnten.
    Ich wandte mich zu ihnen und streckte ihnen meine Brüste entgegen. »Glaubt ihr, damit werdet ihr fertig?«

    Ehe sie antworten konnten, streifte ich mir die Schuhe ab, riss die Wagentür auf und rannte los.
    »Warte, Süße!«, brüllte einer der Männer. Der Dürre, dachte ich. Halb besinnungslos lief ich weiter, obwohl ich jemanden fluchen hörte. Die Männer folgten mir unbeholfen und langsam, während mich Lillianas Stimme beim Namen rief und aufzuhalten versuchte.
    »Kommt und fangt mich doch!«, zwitscherte ich fröhlich und rannte weiter.
    Mein Herz pochte aufgeregt. Bisher hatte ich mir nicht überlegt, was sich eigentlich neben dem Highway befand, doch zu meiner Freude entdeckte ich dort einen Wald aus Birken und Kiefern, durchzogen von gefrorenem Boden und gelegentlichen Lichtungen voller Baumstümpfe. Meine Füße waren zu taub, um die scharfen Steine und Wurzeln zu spüren, um die ich herumrannte. Es kümmerte mich aber sowieso nicht. Endlich fühlte ich mich glücklich, lebendig, erfüllt. Die kalte Luft stach mir in der Lunge und jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Wo bist du? Scheiße«, hörte ich die Stimme des dürren Kerls. Dann folgte ein dumpfer Knall und ein lauter Schmerzensschrei.
    »Mann«, rief der zweite der beiden. »Das ist doch voll abgefahren.«
    »Gebt ihr so schnell auf?« Ich blieb stehen und lauschte, während sich die beiden Männer bis zu der Lichtung vorgekämpft hatten, auf der ich mich schon befand. Ich wusste genau, wo sie waren, ehe ich sie sehen konnte.
    »H… Hi«, keuchte der Dicke. Er beugte sich vor und stützte die Hände auf den Knien ab, um wieder zu Atem zu kommen. Der Dürre versuchte, lässiger zu wirken, indem er
sich an einen Baum lehnte. Seine Augen wanderten über meinen nackten Körper.
    »Also«, sagte er, wobei er sich bemühte, nicht allzu atemlos zu klingen. »Du bist aber ein süßes verspieltes Mädchen.« Der Satz klang so abgedroschen, als würde er eine Zeile aus einem Pornofilm zitieren. Der Mond schien so hell, dass ich mir ohnehin wie auf einem Filmset vorkam. Vielleicht hatte der junge Kerl ja die gleichen Assoziationen. Zum ersten Mal in meinem Leben erahnte ich, wie es für meine Mutter in ihren Glanzzeiten gewesen sein musste.
    »Bereit zum Rennen?« Ich spannte die Muskeln an, um jeden Augenblick losstürzen zu können, als mich plötzlich die erste Zuckung durchfuhr. Stöhnend schlang ich die Arme um meinen Leib.
    »Oh ja, du bist verdammt scharf«, sagte der Dürre. Sein farblos weizenblondes Haar war schweißdurchtränkt,

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