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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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stand sie wie vom Donner gerührt da, der Arm vor ihrem Gesicht verharrte in der Luft.
    Liams Haare waren nass. Inzwischen kannte Kris den Grund. Sie konnte sich weder rühren noch sprechen oder klar denken.
    »Darf ich reinkommen?«
    Sie sollte die Tür zuknallen, kreischen, eine Silberkugel auf ihn abfeuern.
    Nein! Der Gedanke entsetzte sie. Weil sie niemanden, besser gesagt nichts töten wollte? Oder weil Silber sowieso keine Wirkung auf ihn zu haben schien?
    »Bitte«, flehte Liam. »Ich werde dir alles erzählen.«
    Kris trat einen Schritt zurück und ließ ihn ein.
    Ein kühler Luftzug folgte ihm ins Haus; Liam duftete nach Regen auf grünen Bäumen, nach dem Mond um Mitternacht. Kris verging vor Sehnsucht.
    Wütend über sich selbst – Liam hatte sie die ganze Zeit belogen, war noch nicht einmal ein Mensch; so viel zum Thema katastrophale Romanze – gab Kris dem Drang, die Tür zuzuschlagen, nach. Sie erwartete, dass der laute Knall Liam erschrecken würde, doch sie irrte sich.
    Warum auch? Er hatte nichts zu befürchten. Er war ein unbesiegbares Seeungeheuer.
    Kris lachte, auch wenn das Geräusch eher nach einem tränenerstickten Schluchzen klang. Liam sah sie besorgt an, machte sogar einen Schritt auf sie zu, und zu ihrer eigenen Überraschung ging auch sie ihm entgegen, ehe sie sich davon abhalten konnte.
    Was hatte dieser Mann nur an sich, das es ihr so schwer machte, ihm zu widerstehen?
    Der Gedanke, der sich vor Stunden in ihr Bewusstsein zu drängen versucht hatte, nahm immer mehr Kontur an. Kris hob die Hände an die Schläfen und drückte zu. Doch sosehr sie es auch versuchte, sie konnte die Erkenntnis nicht verleugnen.
    »Ich habe nie verstanden, warum ich so für dich empfand«, wisperte sie. »Warum ich dich bei unserer ersten Begegnung geküsst habe. Warum ich dich so unbeschreiblich begehrte, obwohl das gar nicht meine Art ist. Ich vertraue nie jemandem so schnell.« Kris ließ wieder ein Lachen hören, und nun klang es verbittert; sie war verbittert. »Du hast mich nach allen Regeln der Kunst verführt. Das ist es, was du tust, was du bist.«
    »Kris …«
    »Lüg mich nicht länger an!«, schrie sie. Dann spürte sie erschrocken die heißen Tränen, die unter ihren Lidern brannten, und blinzelte sie weg. »Du bist ein Kelpie. Erst verführst du, anschließend tötest du. Wieso hast du mich nicht umgebracht? Warum lebe ich noch?«
    Liam holte tief Luft, stieß sie bedächtig wieder aus. »Ich töte nicht mehr«, sagte er.
    »Aber du verführst.«
    »Ich hatte es nicht darauf angelegt.« Er rang hilflos die Hände. »Aber ich bin, was ich bin.«
    »Das mit mir war keine Absicht?«
    »Ich habe keine Frau mehr verführt, seit ich zu dem wurde, was ich bin.«
    Kris machte ein ungläubiges Geräusch. »Schon klar. Ich habe dich einfach besprungen, weil meine Flittchen-Gene aktiviert wurden. Muss an der linden schottischen Luft liegen.«
    »Zwischen uns ist …«, sagte er, dann korrigierte er sich, als Kris ein höhnisches Fauchen ausstieß. »Da war etwas zwischen uns. Ich habe nie zuvor etwas Vergleichbares gefühlt. Ich habe nie zuvor überhaupt gefühlt.« Er zuckte mit einer Schulter. »Lust. Verlangen. Ja, das schon. Aber nie mehr als das. Das ist der Grund …« Er schaute zur Seite und biss sich auf die Lippe.
    »Der Grund wofür?«
    »Warum ich diese Sache weiterlaufen ließ. Ich verdiene es nicht, glücklich zu sein, aber bei dir konnte ich nicht widerstehen.«
    »Du laberst nur Mist. Du würdest die Wahrheit nicht erkennen, wenn sie aus dem Loch Ness auftauchen und dich beißen würde.«
    Warum nur überraschte es sie, feststellen zu müssen, dass er genau wie jeder andere Mann war – auch wenn das nicht stimmte. Schließlich ging sie fest davon aus , von jedem Menschen, dem sie begegnete, belogen zu werden. Wie kam es also, dass sie, seit sie Liam der Lüge überführt hatte, sich zu einem Ball zusammenrollen und sterben wollte?
    »Weinen«, murmelte sie. Sie würde sich zu einem Ball zusammenrollen und weinen. Sie würde nicht wegen eines Mannes sterben wollen. Nein, sie wollte noch nicht mal wegen eines Mannes weinen. Schon lange nicht mehr.
    Liam schaute sie seltsam an, und sie realisierte, dass sie das laut gesagt hatte. »Vergiss es. Also, du behauptest, seit Jahrhunderten mit keiner Frau mehr intim gewesen zu sein.«
    »Ich schwöre …«
    »Schwachsinn«, sagte sie nüchtern. »Du magst nicht menschlich sein, trotzdem bist du ein Mann, zumindest weist du die entsprechenden

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