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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Tatsächlich verdiente er nichts Besseres.
    Nein, er verdiente es noch immer nicht, einen Namen, ein Leben, eine Liebe zu haben. Aber es war schön gewesen, für eine kleine Weile so zu tun als ob.
    »Du hast mir gesagt, dass sie hier ist, um an einer Fernsehsendung über diesen Ort, über dich, zu arbeiten.«
    Alan Mac schien seine momentane Furcht überwunden zu haben. Einer der Gründe, warum Liam den Mann schätzte. Er war ehrlich, zumindest ihm gegenüber. Er mochte jeden anderen auf dem Planeten belügen, dass sich die Balken bogen, aber Liam vertraute darauf, dass Alan Mac ihn beschützte und mit der Wahrheit nicht hinter dem Berg hielt.
    Er hätte sich gern eingeredet, dass der Polizeichef sein Freund war, doch traf das nicht zu. Alan Mac hatte keine Option, was ihre Beziehung betraf. Darum war es keine Freundschaft, sondern eine Knechtschaft. Liam wünschte, er könnte dem Mann die Freiheit schenken, doch das vermochte nur der Tod.
    »Welchen Schaden kann sie schon anrichten?«, fragte Liam. »Ihre Kamera dümpelt auf dem Grund des Loch Ness.«
    Er hatte nie herausgefunden, wer Kris von der Klippe gestoßen hatte. Gut möglich, dass es einer seiner Wächter gewesen war. Es gab einen Grund, warum kein brauchbares Bildmaterial über Nessie existierte, und dieser Grund waren sie.
    »Sie ist gekommen, um dich als mythischen Schwindel zu enttarnen.«
    »Die Leute versuchen das reihenweise«, erwiderte Liam. »Da ich kein Schwindel bin, ist ihr Unterfangen aussichtslos.«
    »Aber was, wenn die Frau …«
    »Was?« Liam hob die Hände. »Der Welt verkündet, dass sie mit dem Ungeheuer von Loch Ness geschlafen hat? Was denkst du, würde dann wohl mit ihrer Karriere passieren?«
    Alan Macs Augen weiteten sich, als er zu begreifen begann. »Du hast recht.«
    Liam setzte sich in Richtung Straße in Bewegung.
    »Wohin gehst du?« Alan Mac eilte ihm hinterher.
    »Ich muss mit ihr sprechen.«
    »Was? Nein!« Alan Mac legte ihm die Hand auf den Arm, dann zog er sie hastig zurück, als Liam stehen blieb, erst die Hand des Mannes musterte, dann sein Gesicht. »Wenn du einfach … verschwindest, wird sie abreisen.«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Liam, obwohl Alan vielleicht sogar recht hatte. Trotzdem konnte er Kris nicht einfach ziehen lassen, ohne zumindest versucht zu haben, es ihr zu erklären. So viel war er ihr schuldig.
    »Du kannst es ihr nicht sagen.«
    Liam konnte tun, was ihm beliebte. Er war Uilebheist . Früher hatten die Menschen ihn wie einen Gott verehrt. Manchmal taten sie es noch heute.
    »Zerbrich dir nicht den Kopf wegen Kris«, sagte Liam. »Finde lieber heraus, wer diese Frauen ermordet und versucht, mir die Taten anzulasten. Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, werden wie bald einen weiteren Besuch von Mandenauer oder einem seiner Agenten bekommen. Vielleicht kennen sie beim nächsten Mal sogar eine Methode, wie man mich töten kann.«
    Liam wurde das Herz leicht. Er hoffte seit Jahrhunderten darauf, dass jemand einen Weg fand.

25
    Nachdem sie ein weiteres Mal lange und heiß geduscht, sich frische, trockene Klamotten angezogen und eine Kanne Kaffee aufgebrüht hatte, klappte Kris ihren Laptop auf. Sie kämpfte stundenlang mit dem Internet, das entschlossen schien, immer wieder zu streiken, um zu verhindern, dass Kris irgendwelche Informationen über den Kelpie von Loch Ness aufspürte.
    Am Ende hatte sie kaum mehr als das, was sie schon von ihrem Bruder wusste. Sie fragte sich unwillkürlich, ob irgendjemand – ein Wächter? – sämtliche Verweise auf die Geschichte gelöscht hatte.
    Die Mehrzahl der Menschen – jene, die keine Jägersucher , »geheime« Interpol-Ratgeber oder Spinner waren – sah in Legenden nichts weiter als das: Geschichten, an die abergläubische Personen in vergangenen Zeiten geglaubt hatten. Legenden waren nicht wahr, die Figuren darin nicht real. Sie waren wie die Märchen, die ihre Mutter vorgelesen hatte, sie wurden aus Nostalgie und für den einen oder anderen Disney-Film am Leben erhalten.
    Aber wozu dann die große Löschaktion?
    Mit brennenden Augen ließ Kris den Kopf auf die Couch sinken. Ehe sie sich versah, war es im Zimmer dunkel geworden, und es klopfte an der Tür.
    In der Annahme, dass es sich bei dem Besucher um ihren Bruder oder um Alan Mac handeln musste, der noch mehr dumme Fragen auf Lager hatte, knipste sie das Licht an und stolperte durchs Zimmer. Sie rieb sich mit einer Hand die Augen, während sie mit der anderen die Tür öffnete. Dann

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