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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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nachahmte, entschlüpfte Kris ein Stöhnen.
    Sie krallte die Finger in sein Haar und presste seinen Mund auf ihren. Sie hatte vergessen, wo sie war, wer sie war. Dieser Mann – Liam – war ihre ganze Welt geworden.
    Wasser spritzte im See hoch – nahe genug, dass Kris einen leichten Sprühregen spürte. Eine Sekunde später hatten sie Arme und Zungen voneinander gelöst und einen großen Satz vom Ufer weg gemacht.
    Kris bebte – ob vor Kälte, vor Schreck oder vor Lust konnte sie nicht unterscheiden.
    »Was war das?«, wisperte sie.
    »Ein Stör«, sagte Liam, ohne zu zögern.
    Eigentlich war ihre Frage darauf gemünzt gewesen, woher dieses unerklärbare Verlangen rührte, das sie jedes Mal in seiner Nähe zu überwältigen schien. Sie kannte kein anderes Bedürfnis mehr, als ihn zu küssen, zu berühren und noch mehr.
    Sie war noch nie bei einem gänzlich Fremden in Versuchung geraten, hatte sich nie von einem Mann verführen lassen, von dem sie bis wenige Minuten zuvor noch nicht einmal den Namen kannte.
    Wieder erklang ein Platschen. Wasser schwappte über den Strand. »Er klingt ziemlich groß«, bemerkte sie.
    »Ja, das sind sie.« Liam betrachtete stirnrunzelnd den See. »Sehr groß sogar. Die Störe. Sie können bis zu sechs Meter lang werden. Manchmal verwechseln die Leute sie mit Haien.«
    »Oder Seeungeheuern?«
    »Auch das.«
    »Glaubst du an Seeungeheuer?«
    Er sah sie an, und seine wunderschönen, feuchten, talentierten Lippen zuckten belustigt. »Ich denke, sie könnten existieren.«
    »Glaubst du, dass Nessie existiert?«
    Sein Lächeln verblasste, seine tiefblauen Augen fixierten ihre. »Ich werde dich nicht belügen. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, aber Nessie habe ich nie gesehen.«
    Wenn jemand ankündigte, dass er nicht lügen werde, geschah das für gewöhnlich, bevor er eine faustdicke Lüge auftischte, aber überraschenderweise glaubte sie ihm.
    »Damit gehörst du in Drumnadrochit einer Minderheit an«, stellte sie fest. »Besser gesagt, du bist einer von wenigen, die das zugeben.«
    »Ja«, bestätigte er, ohne dass Kris sagen konnte, welchem Teil ihrer Bemerkung er zustimmte. Liam streckte die Hand aus und steckte ihr eine verirrte Strähne hinters Ohr. »Du solltest besser reingehen, bevor du erfrierst, Kris.«
    Als er ihren Namen mit dieser tiefen, sinnlichen Stimme raunte, überlief sie erneut ein Frösteln, und sie rieb sich die nackten Arme. »Ist dir denn nicht kalt?«
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Du könntest …« Sie machte eine Pause. »… mit reinkommen.«
    Er warf einen raschen, scharfen Blick zum See, so als hätte er wieder etwas gehört, das Kris entgangen war. »Ich muss los.« Damit wandte er sich zum Gehen.
    »Warte.« Sie streckte die Hand nach seinem Arm aus, ließ sie jedoch sinken, ohne ihn zu berühren. Kris war nie anhänglich gewesen – sie hatte vor langer Zeit gelernt, dass Anhänglichkeit die Menschen nur umso schneller in die Flucht schlug –, und ganz sicher würde sie heute nicht damit anfangen.
    Eine dunkle Braue hochgezogen, drehte er sich zu ihr um.
    »Wo wohnst du?«, fragte sie. »Was treibst du so?«
    »Was ich so treibe?«, wiederholte er verwirrt.
    War der Ausdruck zu amerikanisch gewesen?
    »Beruflich, meine ich.«
    »Was sich gerade ergibt.«
    Bevor sie die Chance bekam nachzubohren, was das bedeutete, und ihn darauf hinzuweisen, dass er keine ihrer Fragen beantwortet hatte, joggte er bereits über den Strand davon.
    Im Osten wurde der Himmel schon heller. Sie sollte wirklich nach drinnen gehen. Doch sie blieb, wo sie war, schlang die Arme wärmend um sich und beobachtete, wie die Sonne aufging.
    Als sie rot, orange und gelb über den Horizont stieg, schallte ein fernes Klatschen über die trübe Weite des Sees.
    Dieses Mal hatte es kein bisschen nach einem Stör geklungen.

7
    Kris hatte schon früher eine Nacht durchgemacht. Um zu lernen, um sich für Hoax Hunters vorzubereiten, um mit Lola zu quatschen. Um zu weinen, weil der Rest ihrer Familie keine Notiz von ihr nahm.
    Weder ihr Vater noch ihr Bruder dachten auch nur an ihren Geburtstag; Weihnachten schienen sie komplett aus dem Kalender gestrichen zu haben. Als der achte Juli zum dritten Mal ohne Anruf, ohne Karte, ohne verdammte E-Mail verstrichen war, hatte Kris sich schniefend eine Flasche Champagner hinter die Binde gekippt und sich geschworen, wegen keinem von beiden je wieder eine Träne zu vergießen. Und sich bis heute daran gehalten.
    Es war jedoch eine völlig neue

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