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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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beobachtete, wie Kris in den Schlaf hinüberglitt. Ihr von ihrer Gegenwehr nasses Haar hatte in wirren Strähnen zu trocknen begonnen, und die hinreißenden Sommersprossen auf ihrer Nase bildeten einen krassen Kontrast zu der unnatürlichen Blässe ihrer Haut. Ein Streifen Schlamm verunzierte ihre Wange wie eine Wunde.
    Zorn loderte in ihm hoch, und er musste die Fäuste ballen, um nichts zu zertrümmern.
    Wie kann jemand es wagen, sie anzufassen? Sie gehört mir!
    Andererseits war vielleicht genau das das Motiv.
    Liam verließ das Zimmer, dabei schloss er die Tür nur halb, für den Fall, dass Kris ihn brauchte. Er würde die ganze Nacht hierbleiben. Sie wecken, wie er es versprochen hatte. Er würde nicht fortgehen, bis er dazu gezwungen wäre.
    Er war der Beschützer des Loch Ness. Tag und Nacht wachte Liam über ihn. Jene, die ins Wasser gegangen und nicht wieder zurückgekehrt waren … sie lasteten auf seinen Schultern. Dass Kris sich beinahe unter sie eingereiht hätte …
    Er konnte den Gedanken nicht ertragen.
    War es Zufall, dass die erste Frau, die er seit Jahren berührt hatte, heute Nacht fast gestorben wäre? Er glaubte es nicht.
    Jemand ertränkte Menschen. Wer es war, wusste er ebenso wenig wie Alan Mac. Aber es war nicht Nessie.
    Liam stieß ein kurzes, sprödes Lachen aus.
    Das war das Einzige, dessen er sich sicher sein konnte.
    Kris erwachte, als das graue Licht der nahenden Dämmerung ins Zimmer sickerte. Ihr erster Gedanke war, dass sie sich glücklich fühlte. Dann räkelte sie sich, verzog gequält das Gesicht, und die Erinnerung kehrte zurück.
    Sie war letzte Nacht überfallen worden, und falls man Liam glauben durfte, wäre sie fast ertränkt worden.
    Liam .
    Kris lächelte, als ihr der Grund für ihr diffuses Glücksgefühl bewusst wurde, auch wenn sie genau das Gegenteil empfinden sollte.
    Er war die ganze Nacht geblieben. Hatte sie wie versprochen alle paar Stunden mit einem Kuss geweckt.
    Natürlich waren es züchtige Küsse auf die Stirn und die Wange gewesen, dazu einer auf ihre Hand. Doch wann immer sie die Augen öffnete und dieses Gesicht vor sich sah …
    Was für eine Art aufzuwachen.
    Sich gegen den Schmerz wappnend, von dem sie erwartete, dass er durch ihren Kopf schießen würde, setzte Kris sich auf. Keine Reaktion – in ihrem Kopf.
    Ihr Rücken, ihre Schultern, ihr Hals, ihre Arme und Beine waren eine andere Geschichte. Sie fühlte sich, als wäre sie mit einem Knüppel zusammengeschlagen worden. Eins auf den Schädel zu bekommen und wie ein Sack Steine zu Boden zu gehen schien das nach sich zu ziehen.
    »Dusche«, ächzte sie und kämpfte sich auf die Füße – die ebenfalls wehtaten. »Dann Kaffee. Mucho Kaffee.«
    In der Hoffnung, Liam könnte Kaffee aufgebrüht haben, schnupperte sie in der Luft, doch das Einzige, was sie roch, war sie selbst – eine Mischung aus Seewasser, Angstschweiß, ein bisschen Schlick und … war das Schimmel?
    »Dusche«, wiederholte sie mit mehr Nachdruck und öffnete die Schlafzimmertür. »Liam, könntest du …«
    Kris stand im Durchgang und starrte in den leeren Wohnbereich, dann schaute sie zum Bad, dessen Tür offen stand, aber auch darin war niemand.
    War Liam überhaupt je da gewesen?
    Sie lachte, doch es klang so heiser, dass sie sofort damit aufhörte, weil sie vor sich selbst erschrak. Nur weil niemand außer ihr Liam gesehen hatte, niemand außer ihr ihn zu kennen schien, bedeutete das nicht …
    »Was?« Dass sie die Einzige war, die ihn sehen konnte ?
    Sie massierte ihre Stirn, dabei berührte sie vorsichtig die Beule an ihrer Schläfe. Jemand hatte sie geschlagen. Man hatte sie in der Absicht, sie zu ertränken, zum Loch Ness gezerrt. Dann hatte Liam sie gerettet. Es sei denn …
    »Ich bin gestürzt, habe mir den Kopf angeschlagen, bin blindlings umhergeirrt und in den See gestolpert, dann hierher zurückgekrochen, und den Rest bilde ich mir nur ein?« Sie holte tief Luft, stieß sie langsam wieder aus. »Hm, das klingt selbst in meinen eigenen Ohren schwachsinnig.«
    Dann entdeckte sie zwei Tassen auf dem Tresen und hätte fast gejohlt vor Erleichterung. Bis sie realisierte …
    In ihrem Wahn hätte sie durchaus zwei Tassen Tee zubereiten können – eine für sich selbst, die andere für ihren imaginären Freund.
    »Irgendetwas muss es geben.« Sie blickte sich im Zimmer um. Etwas, das ihr und jedem anderen beweisen würde, dass Liam Grant ein Mann aus Fleisch und Blut war.
    Kris fand nichts.
    Entschlossen öffnete sie die

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