Wolfsmagie (German Edition)
Welt an«, fuhr sie fort. »Er würde nie etwas kredenzen, das er vorher nicht getestet hat.«
»Wann wird er zurück sein?«, fragte Kris.
»Noch vor dem Wochenende. Dann ist zu viel los, als dass wir auf ihn verzichten könnten.«
»Okay. Danke.«
Kris fand es eigenartig, dass Dougal ihr nichts von seiner geplanten Reise nach Belgien erzählt hatte.
Oder Bordeaux.
Vielleicht auch Bolivien.
Andererseits waren sie nur gute Bekannte. Den Kuss und ihren geteilten Unglauben gegenüber dem Unglaublichen mal beiseitegelassen, waren sie über eine lockere Freundschaft kaum hinausgekommen. Warum hätte er es also tun sollen?
Sie kehrte zum Loch Side Cottage zurück. Mehrere Polizeibeamte starrten entmutigt auf den zertrampelten, grasbewachsenen Untergrund am Ufer des Loch Ness.
»Viel Glück«, murmelte Kris und verschwand im Haus.
Hatte ihr Angreifer gewusst, dass bei Morgengrauen ein Reisebus eintreffen und die Fußstapfen der Touristen sämtliche Spuren zerstören würden? Es schien weit hergeholt, aber was war das dieser Tage nicht?
Kaum dass Kris durch die Tür getreten war, blieb sie stehen. Etwas stimmte nicht.
Ihre Augen suchten den Raum ab. Alles schien noch dort zu sein, wo sie es zurückgelassen zu haben glaubte.
Vielleicht.
Dies war nicht ihr Haus. Hatte diese Lampe so nah an der Tischkante gestanden? Hatte sie vergessen, die Schranktür über der Spüle zu schließen? Oder war es eine von denen, die von selbst aufsprangen?
Sowohl die Schlafzimmer- als auch die Badtür standen sperrangelweit offen. Aber sie konnte dort niemanden sehen. Wieso auch? Niemand, der sich in ihrer Abwesenheit in ihr Cottage geschlichen hätte, würde gern gesehen werden.
Kris schlich zur Haustür, mit dem Vorsatz, sie aufzureißen und die Polizisten zu alarmieren. Sie würden angerannt kommen und sich um die Sache kümmern. Falls es eine Sache gab, um die es sich zu kümmern galt.
Und wenn nicht?
Der Gedanke, von diesen Beamten mit demselben Ausdruck gemustert zu werden, der in Alan Macs Gesicht gestanden hatte, als er glaubte, sie habe sich den Mann auf Urquhart Castle nur eingebildet, ließ sie ihr Vorhaben überdenken. Tod oder Peinlichkeit? Vielleicht könnte sie einen Kompromiss finden.
Kris öffnete die Haustür, nur für den Fall, dass sie tatsächlich um Hilfe würde rufen müssen, dann stakste sie ins Schlafzimmer, spähte in den Kleiderschrank und unters Bett, bevor sie einen Abstecher ins Bad machte, um hinter den Duschvorhang zu gucken.
Sie kam sich furchtbar dumm vor, als sie nichts fand. Allerdings nicht halb so dumm, wie sie sich vorgekommen wäre, hätten die Polizisten ihr den Job abgenommen.
Kris schloss die Tür, dann setzte sie sich aufs Sofa. Sie musste zugeben, dass ihr der Schreck in den Knochen saß.
Aber vielleicht war das okay so. Besser übervorsichtig sein, als auf dem Grund des Loch Ness zu treiben.
Kris linste zu ihrem Computer.
Dann schlug sie die Hände vor den Mund, um nicht zu kreischen.
11
»Was haben Sie herausgefunden?«, fragte Edward Mandenauer.
Kris flüchtete sich panisch hinter die Rückenlehne der Couch. »Wie sind Sie da reingekommen?«
»Das ist irrelevant.« Er wedelte die Frage weg wie eine nervige Fliege; die Bewegung seiner affenartigen Pratze bewirkte, dass Kris’ Kopf hin- und herruckte, als verfolgte sie ein Tennismatch. In diesem Moment wünschte sie sich, sie würde tatsächlich ein Tennismatch verfolgen.
In Prag.
»Nein, wirklich«, beharrte sie. »Wie machen Sie das?«
Er könnte ihr Skype infiltriert haben, nur dass das Gesicht des alten Mannes nicht aus einem Skype-Fenster starrte. Stattdessen füllte es tapetengleich den gesamten Bildschirm aus. Mal abgesehen davon, dass Skype hier oben nicht funktionierte.
Mandenauer blinzelte sie an, wo immer er auch stecken mochte. Aus Kris’ Blickwinkel sah es wie ein verlassener Bunker aus.
»Ich sagte es Ihnen bereits. Die Jägersucher sind bestens ausgerüstet. Wir kommen überall rein.«
Kris verspürte ein Kribbeln der Hysterie. Eine allwissende, alles sehende, übermächtige Organisation? Üblicherweise verhieß das großen Ärger.
»Ich habe Verbindungen«, fuhr der alte Mann fort. »Die Technik, die nötig ist, um gewisse Dinge zu bewerkstelligen, wird mir und meinen Leuten stets als Ersten zur Verfügung gestellt. Wir testen sie in der Praxis. Wenn wir überleben, dürfen wir sie behalten.«
Kris zog verdutzt die Brauen hoch. Wenn sie überlebten ?
»So.« Er rieb sich die Hände. »Jetzt sind
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