Wolfsmagie (German Edition)
Sie dran.«
Sie berichtete ihm von den verschwundenen Mädchen.
»Eigenartig«, brummte Edward, und sein Stirnrunzeln vermehrte die Furchen in seinem ohnehin faltigen Gesicht.
»Wieso?«
»Sie finden es nicht eigenartig, dass in einem derart überschaubaren Landstrich knapp ein halbes Dutzend junge Frauen als vermisst gelten?«
»Unheimlich, ja. Eigenartig? Leider nein. Kommt ein Killer erst mal auf den Geschmack, will er immer mehr.«
»Exakt. Monster sind qua Natur böse. Sie lieben es zu töten, und sie hören nicht damit auf, bis wir sie zwingen.«
Kris öffnete den Mund, um wieder darauf hinzuweisen, dass es keine Monster gab, dann dachte sie: Was bringt’s?
»Und wie zwingen wir sie dazu?«
»Indem wir feststellen, um welche Art Monster es sich handelt. Sobald wir das wissen, wissen wir auch, wie man die Bestie unschädlich macht. Ich muss ein paar Bücher zurate ziehen, ein paar Recherchen anstellen. Ich melde mich wieder bei Ihnen. Bis dahin seien Sie vorsichtig. Falls er oder sie …« Mandenauer machte eine Pause. »Der Zweckmäßigkeit halber werden wir uns auf er beschränken. Falls er entdeckt, dass Sie hinter ihm her sind, wird er …«
Kris richtete sich gerade auf und tastete nach der unter ihren Haaren verborgenen Beule an ihrer Schläfe. »Mich bewusstlos schlagen und versuchen, mich zu ertränken?«
»Ja.« Mandenauer presste die Lippen zusammen, als Kris sich weiter den Kopf rieb. »Lassen Sie mich raten. Er hat es bereits getan?«
Sie hatte bereits vermutet, dass der Killer, der Drumnadrochit unsicher machte, hinter der gestrigen Attacke auf sie steckte. Was sie nicht in Erwägung gezogen hatte, war, dass sie mehr als ein Zufallsopfer gewesen sein könnte, der Täter folglich also nicht zurückkommen würde, da sie nun vorgewarnt war. Sollte er es jedoch von Anfang an auf sie abgesehen haben, gäbe das der Sache eine völlig neue Qualität.
»Schiet«, murmelte sie. »Ich brauche eine Waffe.«
»In dem Tisch ist eine Schublade.«
Mit schräg gelegtem Kopf und zusammengekniffenen Augen zog Kris die Schublade auf. Es überraschte sie nicht, genau das zu sehen, was sie sich gewünscht hatte – eine glänzende, nigelnagelneue Pistole.
»Ich schätze, die wurde mithilfe irgendeiner Star-Trek -Technologie von Ihnen zu mir gebeamt.« Kris konnte den Blick nicht von der Waffe losreißen. »Oder durch ein Wurmloch?« Sie schnippte mit den Fingern. »Ist es ein Hologramm?«
»Sind Sie fertig?«, fragte Edward.
»Wie ist sie hierher gelangt?«
»Ich habe sie dort hinterlegt.«
»Mittels Zeitreise.«
Er blinzelte sie entlang seiner Nase an. »Nun werden Sie wirklich albern.«
Kris streckte die Hand nach der Pistole aus.
»Sie ist mit Silber geladen.«
Sie zog die Finger zurück, als hätte sie sich verbrannt. »Kein Witz?«
»Wenn es um Silber geht, reiße ich nie Witze.«
»Wieso Silber?«, fragte Kris, obwohl sie wusste, dass ihr die Antwort neue Kopfschmerzen bescheren würde.
»Im Zweifelsfall«, sagte Mandenauer, »gewinnt immer das Silber.«
»Lassen Sie sich den Spruch auf ein T-Shirt drucken, Kumpel. Warum ist diese Pistole mit Silberkugeln geladen?«
»Weil die Wirkung jeder anderen Patrone gleich null wäre.«
Schon meldeten sich ihre Kopfschmerzen dröhnend zurück.
Mandenauer musste erkannt haben, dass sie das Ende einer Fahnenstange erreicht hatte, die vor ihrer ersten Begegnung noch wesentlich länger gewesen war. »Silber funktioniert bei den meisten Gestaltwandlern.«
»Gestalt…«, stammelte Kris, gefolgt von: »Was?«
»Haben Sie einen besseren Vorschlag?«
»Als einen Gestaltwandler? Absolut. Einen Se-ri-en-mör-der«, sagte sie, jede einzelne Silbe betonend.
»Sie sagen Serienmörder. Ich sage Gestaltwandler. Tomato. Tomahto.«
»Sie sind verrückt.«
»Das denken Sie nicht mehr, wenn Sie erst mal eine Silberkugel auf ihren Angreifer abfeuern und Flammen aus der Wunde züngeln sehen.«
Kris blinzelte. Dann blinzelte sie wieder. Schließlich guckte sie zu der Pistole in der Schublade und zurück zu Mandenauer. »Ernsthaft?«
»Wann bin ich jemals nicht ernst?«
Sie knallte die Schublade zu. Die Waffe schlitterte über den Boden und prallte gegen das hintere Ende. Kris zuckte zusammen, inständig hoffend, dass sich kein Schuss lösen und sie töten würde. Eine Silberkugel war immer noch eine Patrone und würde vermutlich denselben Schaden anrichten wie eine aus Blei.
»Ich habe noch nie eine Schusswaffe benutzt«, gestand sie. »Ich bin nicht
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