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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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wandte Kris ein.
    »Verbringen Sie mal ihr Leben in Ketten, dann sehen Sie schon, wie sehr Sie sich im Recht fühlen.«
    » Sie waren nicht in Ketten.«
    »Nein, aber die, die die schwarze Magie entdeckten, schon. Ich war nur …« Sie verstummte, suchte nach dem richtigen Wort.
    Kris hatte kein Problem, ihr auf die Sprünge zu helfen. »Eine Hohlbirne.«
    Jamaica nickte zustimmend. »Ich war verletzt worden, fühlte mich machtlos. Also suchte ich nach einem Weg, das zu ändern.« Ihre Augen glitzerten. »Und ich fand ihn.«
    »Was haben Sie getan?«
    Die Frau hob das Kinn. »Dinge, die ich niemals aussprechen werde.«
    »Sie haben sich von dem Kult abgewandt?«
    »Ich habe mich von Jamaika abgewandt.« Sie wich Kris’ Blick aus. »Mir blieb kaum eine andere Wahl.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Obeah ist dort noch immer verboten.«
    »Verboten? Wie kann das sein?«
    »Jamaika ist nicht Amerika. Wer Hexerei ausübt, beschwört Ärger herauf.«
    Kris hatte ein paar Sendungen über Hexerei gemacht, allerdings nur über in den Vereinigten Staaten praktizierte, wo derlei Dinge zwar nicht üblich waren, jedoch toleriert wurden. Sie konnte nachvollziehen, warum in bestimmten Ländern diese Toleranz gleich null war.
    »Also haben Sie Jamaika verlassen«, folgerte Kris, »und kamen hierher.«
    »Zu guter Letzt, ja.«
    Auch dahinter verbarg sich eine Geschichte, aber Kris hatte schon genügend Interviews geführt, um zu wissen, dass man sich ein Rätsel nach dem anderen vorknöpfen musste, um überhaupt etwas herauszubekommen.
    »Was hat Sie ausgerechnet hierher verschlagen?«
    Jamaica zuckte mit den Schultern und sah aus dem Fenster. »Man hat mir gesagt, dass einer meiner Vorfahren aus Schottland stammte. Lang, lang ist’s her.«
    »Einer Ihrer Vorfahren«, sinnierte Kris. »Ein Freibeuter? Ein Plantagenbesitzer?« Jedenfalls irgendein weißer Mann, der kam und sich nahm, was er begehrte. Die Geschichtsschreibung war voll von ihnen.
    »Ja«, bestätigte Jamaica, die weiterhin nach draußen starrte. »Ich wollte dieses Land schon immer sehen. Und als ich es dann sah, wollte ich nie wieder weg.«
    »Sie praktizieren kein Obeah mehr?«
    »Nein.« Nun schaute Jamaica zu ihr. »Ich schwöre.«
    »Ich glaube Ihnen«, versicherte Kris. Aber tat sie das wirklich?
    Am Loch Ness ging etwas Unheimliches vor sich. Kris bezweifelte, dass Hexerei im Spiel war. Weil Magie ein Hirngespinst war. Es gab immer Probleme, wenn Menschen daran glaubten.
    Jamaica schien es zu tun.
    Die Tür ging auf, und ein Pulk Touristen im Studentenalter strömte herein; sie plauderten über den Loch Ness, das Dorf, in dem sie heute Nacht schlafen, und darüber, was sie gleich bestellen wollten.
    Kris trat aus dem Weg und hob ihren fast leeren Becher, um sie wissen zu lassen, dass sie bereits bedient worden war. Direkt hinter den jungen Leuten stellte sich die klassische Familie – Mutter, Vater, Sohn und Tochter – an. Jamaica würde eine Weile zu tun haben.
    Was Kris gut zupasskam. Sie hatte vor, mehr über Obeah und über Jamaica herauszufinden.
    Sicher, Jamaica behauptete, »das« nicht länger zu tun und ausschließlich Tiere geopfert zu haben. Auf der anderen Seite wurden in Drumnadrochit mehrere Frauen vermisst, dazu hatte man zwei Tote gefunden. Was, wenn …?
    Unsinn . Undenkbar, dass Jamaica eine Mörderin war. Weil sie ihr andernfalls niemals von ihrer Hexen-Vergangenheit erzählt hätte.
    Es sei denn …
    Sie plante, auch Kris zu ermorden.
    Sie zwickte sich in die Nasenwurzel. Jetzt verhielt sie sich töricht und paranoid. Allerdings hatte sie auch allen Grund dazu, nachdem sie niedergeschlagen und von einer Klippe gestürzt worden war. Trotzdem …
    Es galt die Unschuldsvermutung.
    Sie musste unbedingt an ihren Computer.
    Kris machte sich auf den Rückweg zum Cottage. Obwohl es heller Tag war, wurde ihr ein bisschen unheimlich zumute, als sie beim Überqueren der menschenleeren Felder das Dorf aus den Augen verlor und vice versa.
    Es überkam sie dieselbe Empfindung wie auf dem Hinweg nach Drumnadrochit: Sie fühlte sich beobachtet.
    Kris guckte sich nach hinten um. Niemand.
    Sie spähte nach vorn. Nichts.
    Sie warf einen flüchtigen Blick zu den Bergen und zuckte die Achseln. Jeder könnte dort oben sein und alles Erdenkliche tun, ohne dass sie es mitbekäme.
    Das Gleiche galt für den Wald. Trotz der strahlenden Sonne hausten dort dicht an dicht die Schatten; sie tanzten zwischen den Baumstämmen und bescherten ihr alle möglichen absurden

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