Wolfsmagie (German Edition)
Gorilla mehr als eine Maus.
»Und ein Mensch …« Kris hob den Blick zum Fenster, durch das sie den schlickfarbenen Loch Ness in der Ferne sehen konnte. »… würde einen echten Knalleffekt bewirken.«
Sie gab ihrer Fantasie die Zügel in die Hand, was man ihr noch nie hatte nachsagen können, ehe sie nach Schottland gekommen war. Kris hielt sich an Fakten. Fakten logen nicht.
Sie tippte auf den Monitor. Dies waren keine Fakten. Man könnte Obi ein komplettes Baseballteam opfern und noch immer nicht über die nötige Kraft verfügen, um auch nur einen Magic 8 Ball zu drehen. Weil …
»Magie nicht real ist«, murmelte Kris.
Aber vielleicht wusste der Mörder das nicht.
16
Glaubte sie ernsthaft, dass Jamaica der tätowierten Schlange an ihrem Knöchel Frauen opferte?
Nicht wirklich. Würde Jamaica etwas verheimlichen wollen, hätte sie Kris rein gar nichts über ihre Vergangenheit erzählt. Außerdem hätte sie den verdammten Knöchel bedeckt gehalten.
Trotzdem gab Kris Jamaica Blue in die Suchmaschine ein. Die einzigen Resultate waren Kaffee-Seiten, eine davon Jamaicas eigene. Kris hatte nichts anderes erwartet.
Sie könnte Alan Mac fragen, was er über die Frau wusste, aber der hielt Kris schon jetzt für paranoid, mit einer Tendenz zum Irrsinn. Was würde er denken, wenn sie anfinge, über Hexerei, Menschenopfer und Schlangengötter zu faseln? Bestimmt nichts Gutes.
Kris verbrachte den restlichen Tag damit, E-Mails zu beantworten. Es kostete sie deshalb den restlichen Tag, weil das Internet beschlossen hatte, nach Lust und Laune zu streiken oder auch nicht. Es war zum Haareraufen, aber Kris konnte nichts dagegen tun, außer hilflos zu fluchen. Wann immer es gerade den Dienst versagte, machte sie sich Notizen zu dem, was sie bisher in Erfahrung gebracht hatte. Sie hielt sogar ein Nickerchen, in Sicherheit gewiegt von dem neuen Schloss in der Tür und dem Messer auf ihrem Nachttisch.
Bis der diffuse Gedanke, dass wer immer die Tür repariert hatte, einen Schlüssel für sich selbst behalten haben könnte, sie aus dem Schlaf schrecken ließ. Sie musste herausfinden, wer sich darum gekümmert hatte. Sollte es Rob oder Liam sein, wäre alles in Ordnung.
»Oder auch nicht«, sagte sie, als sie sich für den Rückweg nach Drumnadrochit bereit machte. Wo stand geschrieben, dass alte Männer oder heiße Typen keine Mörder sein konnten?
Soweit sie wusste, nirgends.
Eine kurze Weile später fand Kris sich zum zweiten Mal an diesem Tag im Dorf ein. Als sie das Café passierte, stellte sie überrascht fest, dass ein Geschlossen -Schild im Fenster stand. Sie hätte schwören können, dass das Lokal sonst länger geöffnet hatte.
Kris ging weiter zu Effys Adresse. Ihre Vermieterin war nicht zu Hause, Rob ebenso wenig. Kris drehte sich um und betrachtete die noch immer geschäftige Straße. Wo steckten sie nur?
In der Erwartung, dass einer oder beide bald heimkommen würden, harrte sie vor dem Haus aus, doch es wurde immer später, bis schließlich die Sonne am westlichen Horizont unterging, sodass der Loch Ness wie auch Drumnadrochit in ein fahles Zwielicht getaucht wurden. Kris gab auf und machte sich auf den Weg zum MacLeod’s.
Sie bog gerade ums Eck, als eine schlanke, dunkle, vertraute Gestalt sich dem Pub näherte. Kris öffnete den Mund, um Liam! zu rufen, aber da war er schon durch die Tür verschwunden.
Das Scharren eines Schuhs auf Asphalt veranlasste sie, sich umzusehen. Da es erst kurz nach der Abenddämmerung war, brannten die Straßenlaternen noch nicht, doch aus den Fenstern mehrerer Geschäfte sickerte goldenes Licht. Anstatt einen heimeligen Eindruck zu erwecken, ließ der Kontrast zwischen dem flackernden Licht und der herandrängenden Dunkelheit die Schatten wie Dämonen um ein Höllenfeuer tanzen.
Kris kreuzte hastig die Straße und trat ein.
Das MacLeod’s war hell erleuchtet, und alle schienen versammelt zu sein. Bis auf Liam. Sie konnte ihn nirgendwo entdecken.
Kris runzelte die Stirn. Sie hatte ihn erst vor wenigen Momenten hineingehen sehen. Könnte er einfach die Bar durchquert haben und aus der Hintertür marschiert sein?
Kris seufzte. Überzeugt, ihn in dem Gedränge übersehen zu haben, warf sie einen weiteren Blick in die Runde.
Obwohl Liam nicht besonders groß war, fiel er auf. Seine Schönheit blendete wie Sonnenstrahlen, die zwischen Wolken hervorblitzten. Doch das Einzige, was Kris entdeckte, war eine Gewitterfront.
Effy und Rob saßen wie beim letzten Mal trinkend
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