Wolfsmagie (German Edition)
war.
Aber er war da. Sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, dann seufzte sie leise, als sie auf festes, männliches Fleisch traf, das sich wie gewohnt unter einem dunklen Hemd verbarg.
Sein zurückgebundenes Haar betonte die feinen Knochen seines Gesichts. Seine Augen strahlten türkisblau. Er nahm ihre Hand, und ihr törichtes Herz schlug ihr bis zum Hals.
»Da bist du ja. Ich dachte schon, du würdest nicht kommen.«
Kris fühlte sich, als besuchte sie die Junior Highschool, und der coolste Junge der Schule hätte sie zum Tanzen aufgefordert.
Sie musste sich vorsehen. Was, wenn sie sich in Liam verliebte und dann herausfand …
Was? Dass er nicht real war?
Er stand direkt vor ihr. Er berührte sie. Sie konnte ihn sehen, genau wie die …
Kris guckte zu den Camerons, besorgt, auf mitleidige Blicke zu stoßen, weil sie leeren Raum anschmachtete.
Doch sie starrten Liam an; ihre Mienen waren schwer zu deuten, vor allem, da sie schneller als ein Kaninchen in seinem Bau verschwanden, sobald Kris sie bemerkte. Sie hätte schwören können, dass sie bestürzt waren, aber warum sollten sie das sein?
»Sie kennen Liam?«, fragte Kris.
»Liam?«, echote Effy. Rob schnaubte bloß.
»Natürlich kennen sie mich«, versicherte Liam. »Nicht wahr, Effy?«
Als er ihren Namen sagte, zuckte sie zusammen. »Genau! Ich kenn ihn schon mein ganzes Leben.«
»Wolltest du nicht sagen, dass du mich schon mein ganzes Leben kennst?«, wandte Liam rasch ein.
»Ja. Natürlich. Schon seit du ein kleiner, niedlicher Bengel warst.«
»Rob hat mich bei der Arbeit immer in seiner Nähe geduldet«, fuhr Liam fort. »Auf seinen Knien habe ich gelernt, wie man einen Hammer benutzt.«
»Mmm«, machte Rob und hob sein fast leeres Glas.
»Komm, ich hol dir ein frisches.« Liam nahm es Rob aus der Hand, dann schnappte er sich Effys. »Möchtest du auch eins, Kris?«
Sie nickte, dabei konnte sie nicht aufhören, den Blick zwischen Liam und den Camerons hin- und herfliegen zu lassen, während sie vergeblich nach einer Erklärung suchte, warum das Gespräch so bizarr schien.
Liam verließ den Tisch. Effy und Rob musterten ihre leeren Hände.
»Er ist hier aufgewachsen?«, fragte Kris.
Die Camerons guckten einander an, dann wieder auf ihre Hände.
»Ja«, bestätigte Effy.
»In Drumnadrochit?«
»Aye«, bestätigte Rob.
Kris schaute im selben Moment zur Bar, als Johnnie sich zu Liam beugte, um die Bestellung entgegenzunehmen. Der Wirt richtete sich auf, sah in Kris’ Richtung, dann nickte er.
»Seltsam«, murmelte sie und wandte sich ab.
Effy schaute sie mit großen, verwirrten Augen an. »Wieso das?«
Kris antwortete nicht gleich; sie rekapitulierte, wen sie nach Liam gefragt und was die Leute geantwortet hatten. Es war jedes Mal auf das Gleiche hinausgelaufen.
»Ich habe mich bei mehreren Einheimischen nach Liam Grant erkundigt, aber niemand hatte je von ihm gehört.«
»Das liegt daran, dass die meisten Leute in Drumnadrochit mich …«
Effy schnappte scharf und hörbar nach Luft, und alle Blicke wandten sich ihr zu. Sie legte die Hand vor den Mund, als hätte sie gerülpst, und nuschelte: » ’ tschuldigung.«
Liam stellte drei Biergläser auf den Tisch. »Sie nennen mich Billy«, vollendete er.
»Die meisten Leute nennen dich Billy?« Kris lachte ungläubig. Er sah überhaupt nicht wie ein Billy aus.
»›Liam ‹ ist die Kurzform von ›William ‹ . Und als ich klein war, hieß ich …« Er reichte ihr ein Glas.
»Billy«, schloss sie und guckte die Camerons mit fragend erhobenen Brauen an.
Rob zuckte mit den Schultern und nahm sein frisches Bier, aber Effy nickte, sodass ihr fluffiges, weißes Haar auf und ab wippte. »Genau. Ein Billy war er.« Sie runzelte die Stirn. »Ist er?«
»Heute bevorzuge ich Liam«, sagte er.
»Darauf würd ich einen lassen«, brummte Rob.
Effy bedachte ihren Bruder mit einem unwirschen Blick und streckte die Hand nach seinem Bierglas aus. Er schlug sie weg.
»Das tuste nich«, warnte er sie, und Effy schnüffelte beleidigt. Aber sie zog die Hand zurück.
»Liam!«, ertönte eine Stimme.
Breit grinsend hielt Johnny ein weiteres Glas hoch. Liam ging rüber und fasste in seine Gesäßtasche. Mit einer entrüsteten Handbewegung lehnte der Wirt das Angebot einer Bezahlung ab.
»Ich freu mich, dass ihr zwei Umgang miteinander habt«, meinte Effy.
Hatten sie das? Wahrscheinlich war der Ausdruck so gut wie jeder andere. Zumindest war es einer, den Kris akzeptieren
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