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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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warf den Kopf zurück und lachte. »Ein Anzug, Sie Dummkopf. Whistle and flute, suit.
Trillerpfeife und Flöte reimt sich auf Anzug. Rhyming Slang. Meine Güte, John, wir werden Ihnen
noch einiges beibringen müssen. Was meinen Sie, wie wär's, wenn wir heute Abend zusammen essen
gehen? Ich kenne ein gutes griechisches Restaurant in Walthamstow.« Flight hielt inne, ein
schelmisches Funkeln in den Augen.
»Es muss gut sein«, sagte er mit verschmitztem Lächeln, »denn ich hab schon viele Bubbles dort
rauskommen sehen.« Rebus dachte angestrengt nach. Bubbles - Blasen? Erzeugte das Essen Blähungen?
Gab es dort Sekt?
Rhyming Slang. Bubbles.
»Bubble and squeak«, sagte er. Squeak - Resteessen. Dann ein Zögern.
»Greeks, richtig?«
»Richtig!«, sagte Flight. »Sie lernen schnell. Also, wie sieht's aus? Oder indisch, thailändisch,
italienisch - Sie entscheiden.«
Doch Rebus schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, George, ich bin schon verabredet.«
Flight legte den Kopf in den Nacken. »Ach ja«, sagte er, »Sie sind mit ihr verabredet. Mit dieser
verdammten Psychiaterin. Haben Sie mir ja beim Frühstück erzählt, hatte ich völlig vergessen. Ihr
verdammten Jocks verplempert aber wirklich keine Zeit. Kommt hierher und stehlt uns unsere
Frauen.« Flight klang ganz launig, doch Rebus glaubte, unter dieser Lockerheit echte Enttäuschung
darüber zu spüren, dass sie beide nicht zusammen essen gehen konnten.
»Wie wär's mit morgen Abend, George?«
»Yeah«, sagte Flight. »Morgen Abend klingt gut. Einen guten Rat allerdings.«
»Was?«
»Lassen Sie sich nicht von ihr auf die Couch legen.«

»Nein«, sagte Lisa Frazer und schüttelte energisch den Kopf. »Das sind Psychiater. Psychiater
haben Couchen, nicht Psychologen. Wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht.« Sie sah
umwerfend aus, und das ohne jegliche Zaubermittelchen. Sie war einfach gekleidet und
ungeschminkt.
Die Haare hatte sie nach hinten gebürstet und mit einem Band zusammengebunden. Mit anderen
Worten, sie war leger und elegant, einfach umwerfend. Auf die Minute pünktlich war sie im Hotel
gewesen und dann mit ihm, ihren Arm unter seinen geschoben, die Shaftesbury Avenue
entlanggegangen, an der Stelle vorbei, wo er die Begegnung mit dem Streifenwagen gehabt hatte.
Die Luft am frühen Abend war warm, und Rebus genoss es, neben ihr zu gehen. Männer warfen ihnen
Blicke zu, okay, sei ehrlich, warfen ihr Blicke zu. Ein oder zwei hatten ihr vielleicht sogar
nachgepfiffen. Trotzdem genoss Rebus den Spaziergang. Er trug seine Tweedjacke, dazu ein Hemd mit
offenem Kragen, und plötzlich kam ihm der beängstigende Gedanke, sie könnte ihn in irgendein
schickes Restaurant führen, wo Männer nur mit Krawatte reinkamen. Das würde ihm mal wieder
ähnlich sehen. In der Stadt hatte das nächtliche Treiben bereits begonnen.
Hauptsächlich junge Leute waren unterwegs; sie tranken aus Dosen und riefen sich irgendwas über
die stark befahrene Straße zu. Die Pubs hatten viel zu tun. Busse pusteten jede Menge Dreck in
die Luft. Dreck, der unsichtbar auf Lisa Frazer niedergehen würde. Rebus kam sich richtig
verwegen vor. Am liebsten hätte er den gesamten Verkehr angehalten und alle Autoschlüssel
konfisziert, damit sie, ohne beschmutzt zu werden, durch die Straßen gehen könnte.
Seit wann hegte er solche Gedanken? Wo kam diese winzige, bisher unerkannte romantische Ader her?
Aus was für einer verzweifelten Ecke seiner Seele? Befangen, John. Du bist viel zu befangen. Und
wenn eine Psychologin das nicht merkt, wer dann? Sei natürlich. Sei gelassen. Sei du
selbst.
Sie führte ihn nach Chinatown, nur wenige Straßen von der Shaftesbury Avenue entfernt, wo die
Telefonzellen wie Pagoden aussahen, Supermärkte fünfzig Jahre alte Eier verkauften, Torbögen wie
Souvenirs aus Hongkong verziert waren und die Straßennamen sowohl in Chinesisch als auch in
Englisch angegeben wurden. Zwar waren einige Touristen unterwegs, doch trippelten in dieser
Fußgängerzone hauptsächlich Chinesen herum, die sich mit schrillen Stimmen unterhielten. Es war
eine andere Welt, wie man sie vielleicht in New York zu finden erwartete, aber doch niemals in
England.
Wenn er sich allerdings umdrehte, konnte er immer noch die Theater auf der Shaftesbury Avenue
sehen, die herumtuckernden roten Busse, die Punks, die sich mit ihren unreifen Stimmen laut
Obszönitäten zubrüllten.
»Wir sind da«, sagte sie und blieb vor einem Restaurant an einer Straßenecke

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