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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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stehen. Sie zog die
Tür auf und bedeutete ihm, als Erster in den klimatisierten kühlen Raum zu gehen.
Sofort trat ein Kellner auf sie zu und führte sie zu einer schwach beleuchteten Nische. Eine
Kellnerin reichte jedem von ihnen mit lächelnden Augen eine Speisekarte. Der Kellner kehrte mit
der Weinkarte zurück und legte sie Rebus hin.
»Möchten Sie etwas trinken, während Sie die Speisekarte studieren?«
Rebus sah fragend zu Lisa Frazer. »Gin Tonic«, sagte sie, ohne zu zögern.
»Für mich das Gleiche«, sagte Rebus und bedauerte es sofort. Er mochte den chemischen Geschmack
von Gin nicht so besonders.
»Ich bin ganz aufgeregt wegen dieses Falls, Inspector Rebus.«
»Nennen Sie mich bitte John. Wir sind doch hier nicht auf der Wache.«
Sie nickte. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass sie es mir ermöglicht haben, die Akten zu
studieren. Ich glaube, ich bin bereits zu einem ganz interessanten Bild gekommen.« Sie griff in
ihre Handtasche und zog etwa ein Dutzend Karteikarten hervor, die von einer riesigen Büroklammer
zusammengehalten wurden. Die Karten waren mit einer kleinen, ordentlichen Handschrift
beschrieben. Offenbar wollte sie gleich mit dem Vorlesen beginnen. »Sollten wir nicht wenigstens
erst bestellen?«, fragte Rebus. Sie schien ihn zunächst nicht zu verstehen, dann grinste
sie.
»Tut mir Leid«, sagte sie. »Ich bin einfach nur...«
»Ganz aufgeregt. Ja, das sagten Sie bereits.«
»Sind Polizisten nicht aufgeregt, wenn sie glauben, auf einen Hinweis gestoßen zu sein?«
»So gut wie nie«, erwiderte Rebus, während er so tat, als würde er die Speisekarte studieren.
»Wir sind geborene Pessimisten. Wir sind erst dann aufgeregt, wenn der Schuldige verurteilt und
eingesperrt ist.«
»Das ist merkwürdig.« Sie hatte ihre Speisekarte immer noch nicht aufgeschlagen. Die Karteikarten
lagen jetzt unbeachtet auf dem Tisch. »Ich hätte gedacht, man braucht einen gewissen Optimismus,
damit Polizeiarbeit Spaß macht, weil man sonst niemals glaubt, einen Fall lösen zu können.«
Rebus, der immer noch die Speisekarte studierte, beschloss, Lisa Frazer für sie beide bestellen
zu lassen. Er sah sie an. »Ich versuche, nicht darüber nachzudenken, ob ich einen Fall lösen
werde oder nicht«, sagte er. »Ich erledige einfach Schritt für Schritt meine Arbeit.«
Der Kellner brachte ihre Drinks.
»Möchten Sie jetzt bestellen?«
»Wir sind noch nicht ganz so weit«, sagte Rebus. »Könnten Sie noch ein paar Minuten
warten?«
Lisa Frazer starrte ihn über den Tisch an. Es war kein großer Tisch. Ihre rechte Hand lag auf dem
Rand ihres Glases, nur ein winziges Stück von seiner linken Hand entfernt. Rebus konnte spüren,
wie ihre Knie seine unter dem Tisch fast berührten. Alle anderen Tische im Restaurant schienen
größer zu sein als dieser hier, und die Nischen besser beleuchtet.
»Frazer ist ein schottischer Name«, sagte er. Das mochte als Einstieg durchaus gehen.
»Das stimmt«, antwortete sie. »Mein Großvater stammte aus einem Ort namens Kirkcaldy.«
Rebus lächelte. Sie hatte den Namen so ausgesprochen, wie er geschrieben wurde. Er korrigierte
sie und fügte hinzu: »Ich bin nicht weit weg davon geboren und aufgewachsen. Fünf oder sechs
Meilen entfernt, um genau zu sein.«
»Tatsächlich? Was für ein Zufall. Ich bin noch nie dort gewesen, aber mein Opa hat mir häufiger
erzählt, dass Adam Smith dort geboren wurde.«
Rebus nickte. »Aber kreiden Sie das Kirkcaldy nicht an«, sagte er. »Es ist trotzdem eine ganz
nette kleine Stadt.« Er nahm sein Glas, ließ die Flüssigkeit kreisen und genoss das Klimpern der
Eiswürfel. Lisa studierte endlich die Speisekarte. Ohne aufzublicken sagte sie: »Warum sind Sie
hier?« Die Frage kam so unvermittelt, dass Rebus leicht verblüfft war.
Meinte sie hier im Restaurant, hier in London oder hier auf diesem Planeten?
»Ich bin hier, um Antworten zu finden.« Mit dieser Entgegnung war er ganz zufrieden, weil sie
alle drei Möglichkeiten einzuschließen schien. Er hob sein Glas. »Auf die Psychologie.« Sie hob
ebenfalls ihr Glas; die Eiswürfel klimperten wie ein Glockenspiel. »Darauf, Schritt für Schritt
an die Dinge heranzugehen.«
Beide tranken. Sie sah erneut in die Speisekarte. »Also«, sagte sie, »was nehmen wir?«
Eigentlich wusste Rebus, wie man mit Stäbchen aß, aber vielleicht war heute der falsche Abend, es
in die Tat umzusetzen. Plötzlich war er kaum noch in der Lage, eine Glasnudel oder ein Stück Ente
aufzunehmen,

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