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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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darüber. Dachte, du wärst abgereist, ohne auf
Wiedersehen zu sagen.«
Schweinehunde, dachte Rebus. Die konnten ihn wohl wirklich nicht ausstehen. Unser Experte von
nördlich der Grenze.
Lisa hatte aus den Zeitungen, die auf dem Fußboden und dem Bett herumgelegen hatten, einen
ordentlichen Stapel gemacht. Sie hatte das Federbett und die Decke auf dem Sofa gerade gezogen.
Und jetzt stand sie, ein bisschen außer Atem, dicht vor ihm. Er legte einen Arm um sie und zog
sie an sich heran.
»Hallo«, flüsterte er und küsste sie.
»Hallo«, sagte sie und erwiderte den Kuss.
Dann machte sie sich von ihm los und ging in die Nische, die als Küche diente. Das Geräusch von
fließendem Wasser war zu hören, das in einen Kessel lief. »Ich nehme an, du hast die Zeitungen
gesehen?«, rief sie.
»Ja.«
Ihr Kopf tauchte aus der Nische auf. »Eine Freundin hat mich extra angerufen, um es mir zu sagen.
Ich konnte es kaum glauben. Mein Foto auf der Titelseite!«
»Endlich berühmt.«
»Eher berüchtigt. Polizeipsychologin , also wirklich. Die hätten zumindest ordentlich
recherchieren können. In einer Zeitung hieß ich Liz Frazier!« Sie stöpselte den Kessel ein,
schaltete ihn an, dann kam sie wieder ins Zimmer. Rebus hatte sich auf die Sofalehne
gesetzt.
»Also«, fragte sie, »wie laufen die Ermittlungen?«
»Ein paar interessante Entwicklungen.«
»Ach?« Sie setzte sich auf die Bettkante. »Erzähl.«
Also erzählte er ihr von Jan Crawford und von seiner Theorie mit den falschen Zähnen. Lisa
meinte, dass man Jan Crawfords Erinnerung durch Hypnose nachhelfen könnte. »Verlorene Erinnerung«
nannte sie das. Doch Rebus wusste, dass so etwas als Beweismittel nicht zulässig war. Außerdem
hatte er seine eigenen Erfahrungen mit »verlorener Erinnerung« und schauderte allein bei dem
Gedanken.
Sie tranken Lapsang Souchong, dessen Geschmack ihn, wie er sagte, an Speckbrote erinnerte, und
sie legte eine Platte auf, etwas Sanftes, Klassisches, und irgendwann saßen sie dann
nebeneinander auf dem indischen Teppich, mit dem Rücken gegen das Sofa gelehnt. Ihre Schultern,
Arme und Beine berührten sich. Sie strich ihm über Haar und Nacken.
»Das, was da neulich abends zwischen uns passiert ist«, sagte sie, »tut es dir Leid?«
»Du meinst, ob es mir Leid tut, dass es passiert ist?«
Sie nickte.
»Um Himmels willen, nein«, sagte Rebus. »Ganz im Gegenteil.« Er hielt inne. »Und was ist mit
dir?«
Sie dachte nach, bevor sie antwortete. »Es war schön«, sagte sie schließlich. Ihre Augenbrauen
trafen beinah zusammen, so sehr konzentrierte sie sich auf jedes Wort.
»Ich dachte, du gingst mir vielleicht aus dem Weg«, sagte er.
»Und ich dachte, du gingst mir aus dem Weg.«
»Ich hab heute Morgen in der Universität nach dir gefragt.«
Sie lehnte sich zurück, um sein Gesicht besser betrachten zu können.
»Tatsächlich?«
Er nickte.
»Was haben die gesagt?«
»Ich hab mit irgendeiner Sekretärin gesprochen«, erklärte er. »Brille an einem Band um den Hals,
Haare irgendwie zu einem Knoten gebunden.«
»Millicent. Aber was hat sie dir gesagt?«
»Sie hat gesagt, du wärst in letzter Zeit selten da gewesen.«
»Was sonst noch?«
»Dass ich dich vielleicht in der Bibliothek finden könnte oder bei Dillon's.« Er deutete mit dem
Kopf zur Tür, wo die Tragetasche gegen die Wand gelehnt stand. »Sie hat gesagt, dass du
Buchhandlungen liebst. Also hab ich dort auch geschaut.«
Sie betrachtete immer noch sein Gesicht, dann lachte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
»Millicent ist ein echter Schatz, findest du nicht?«
»Wenn du das sagst.« Warum klang ihr Lachen so hörbar erleichtert?
Hör auf, nach Rätseln zu suchen, John. Hör sofort damit auf. Sie kroch von ihm weg auf die Tüte
zu.
»Was hast du denn gekauft?«
Er konnte sich nicht erinnern, abgesehen von dem Buch, das er im Taxi angefangen hatte zu lesen.
Hawksmoor von Peter Ackroyd.
Er beobachtete, wie sie sich von ihm weg bewegte, starrte auf ihren Hintern und ihre Beine.
Fantastische Fesseln. Schlank, mit deutlich hervortretenden Knochen.
»Also!«, sagte sie und nahm eines der Taschenbücher aus der Tasche.
»Eysenck.«
»Gebilligt?«
Über diese Frage dachte sie auch erst mal nach. »Nicht so ganz. Eigentlich überhaupt nicht.
Genetische Bedingtheit und so was. Ich weiß nicht so recht.« Sie nahm ein weiteres Buch und
schrie auf. »Skinner! Dieser grässliche Behaviorist! Wie bist du denn auf die Idee...?«
Er zuckte die Achseln. »Ich hab

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