Wolfsmondnacht (German Edition)
Weib?«
»Du bist die Einzige, die ich je liebte.«
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Es war lieblicher als die Morgenröte in seiner Erinnerung, doch entging ihm der Hauch von Wehmut darin nicht.
»Ich habe niemals aufgehört, dich zu lieben, ma fleur de lune .« Er hob ihr Gesicht mit den Fingerspitzen an und küsste sie auf den Mund.
»Mir erging es ebenso.«
»Trotz aller Pflichten?«
Pamina nickte. Sie blickte zum Horizont. »Du musst gehen, denn die Nacht entflieht. Ruhe wohl, mein Geliebter.«
Er lächelte. »Bis zum Ende des Tages, ma fleur de lune .«
Kapitel 21
Am nächsten Abend
Jean-François betrachtete Pamina. Es war das erste Mal, dass sie im Haus seiner Ahnen stand, dem Ort, an dem seine Mutter geboren und aufgewachsen war. Es roch dort nach der Suppe, die Céleste zu Mittag gemacht hatte. Tante Camille hielt sich, soweit er wusste, in der Stube auf und würde sie, so hoffte er, nicht behelligen.
Jean-François lauschte Paminas Stimme. Sie wiederholte all das, was sie über die geborenen und erschaffenen loup-garous wusste vor Céleste, die ihr aufmerksam zuhörte und dabei immer blasser wurde. Er sah, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.
»Zuerst befürchtete ich, dass Jeanne die Kinder getötet hat, doch dann hat Donatien Beweise gegen Garnier gefunden«, sagte Céleste.
»Welche Beweise?«
Céleste schluckte. »Kinderknochen. Er fand sie in Garniers Haus, doch man nahm sie ihm wieder ab.«
Pamina erbleichte. »Er war dort?«
»Leider. Jean-François hat ihn gerade rechtzeitig dort rausgeholt.«
»Garnier ist einer der Erschaffenen. Er wurde nie der Ausbildung unterzogen, die der Beherrschung der Triebe und der Blutgier dient«, sagte Pamina.
»Hat er auch Jeanne getötet?«
»Unwahrscheinlich, dass er jemanden der eigenen Art etwas tut, zumal sie sich wahrscheinlich wehren kann.« Pamina blickte zu Boden.
»Doch Ihr seid Euch nicht sicher?«, fragte Céleste.
Langsam schüttelte Pamina den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte Euch versprechen, dass es nicht so wäre. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihr einer der Unsrigen etwas tut, selbst ein Erschaffener erkennt es und lässt sie in Ruhe.«
»Bleibt nur die Frage, warum sie verschwunden ist«, sagte Céleste.
»Scham und die Angst vor Zurückweisung, falls Ihr erfahrt, was sie wirklich ist. Sie wäre nicht die erste Halbwölfin, die von ihrer menschlichen Familie verstoßen oder gar getötet wurde.«
»Das hätten wir niemals getan«, sagte Jean-François entsetzt.
Céleste starrte zu Boden. »Dennoch ist sie gegangen. Sie hat mir nicht genug vertraut.«
Pamina legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich verstehe Euch. Auch ich habe ein Kind.«
»Wie geht es eigentlich Deinem Kind, Jean-François?«, fragte Céleste.
»Welchem Kind?«
»Das Kind, das du mit Carina hast«, sagte Céleste.
Verwirrt sah Pamina sie an. »Wer ist Carina?«
»Seine Frau. Dein Mitarbeiter Alessio hat mir damals von der überstürzten Heirat erzählt, als er dich mal hier gesucht hat.«
Pamina durchbohrte ihn mit ihrem Blick. »Ist das wahr?«
Er nickte.
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Es war nicht wichtig.«
»Nicht wichtig?« Ihre Stimme überschlug sich. »Wichtig ist nur, dass du deine Befriedigung erhältst, nicht wahr? Dass du jede Nacht eine andere besteigst. Geh aus meinen Augen. Geh aus meinem Leben.« Sie wandte sich zum Gehen.
»Pamina, bleib stehen. Lass uns reden.«
»Reden? Dafür ist es zu spät. Du hättest es mir früher sagen sollen, bevor wir …« Pamina lief in den Flur.
Jean-François fühlte sich elend. Wenn sie jetzt ging, verlor er sie für immer. Das wusste er. Daher hielt er ihr die Tür zu.
»Wir müssen reden.«
»Lass mich raus!«
»Jean-François, warum hältst du diese Frau hier fest?«, fragte Tante Camille, die soeben aus der Stube kam. Er beachtete sie nicht, sondern wandte sich Pamina zu. »Wenn ich dir auch nur noch ein wenig bedeute, so gib mir die Möglichkeit, dir alles zu erklären«, sagte er.
»Also gut.«
»Lass uns nach oben in eines der Zimmer gehen.«
»Ich ahne schon, auf welche Weise du vorhast, mich umzustimmen, doch nicht mit mir.«
Tante Camille sah ihn empört an. »Das wirst du nicht tun, Jean-François. Nicht in meinem Haus. Schließlich ist das hier kein Bordell!«
»Die ganze Welt ist ein Bordell«, sagte Jean-François. Er wandte sich Pamina zu. »Meine herzallerliebste Tante muss nicht alles mitbekommen, was wir
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