Wolfsmondnacht (German Edition)
miteinander besprechen.« Taub mochte sie sein, doch war sie eine hervorragende Lippenleserin. Immer konnte er ihr nicht den Rücken zuwenden.
»Bitte, Pamina.« Er sah sie lange und eindringlich ein. Schließlich schmolz ihr Widerstand.
»Also gut, aber nur, damit ich mir in den Jahren, die kommen werden, keine Vorwürfe machen muss, etwas vorschnell aufgegeben zu haben.«
»Merci.« Er legte seine Hand auf ihren Arm.
»Ich gebe dir die Gelegenheit zur Rechtfertigung. Aber deine Hände behältst du bei dir.« Sie streifte seine Hand von ihrem Arm, folgte ihm jedoch hinauf. Hinter ihnen erklomm Céleste die Treppe.
»Was willst du hier?«, fragte Jean-François sie.
»Ich verteidige den Anstand dieser Frau.«
»Ja, natürlich. Gerade du.«
Sie betraten einen der selten genutzten Räume. Céleste blieb in der Nähe der Tür.
Pamina stand ihm mit verschränkten Armen gegenüber. »Nun sage mir, was du zu sagen hast. Ich will die ganze Wahrheit.«
»Carina bedeutet mir nichts. Die ganze Ehe ist eine Farce.«
Pamina sah ihn misstrauisch an. »Warum hast du sie dann geheiratet?«
»Um sie vor ihrem gewalttätigen Vater zu schützen.«
»Das soll ich dir wirklich glauben?« Pamina lief zum Fenster und blickte hinaus.
»Wenn ich dir noch etwas bedeute, so glaube mir.«
Sie wandte sich wieder zu ihm um. »Du verlangst viel von mir.«
»Die Annullierung ist in die Wege geleitet.«
Céleste räusperte sich. »Alessio hat gesagt, die Annullierung wäre bis auf Weiteres ausgesetzt. Sie haben weitere Untersuchungen angefordert.« Céleste ließ sich auf einen der Stühle vor dem kalten Kamin fallen.
Jean-François starrte sie entgeistert an. Alessio würde diese Indiskretion bereuen. Dafür würde er sorgen.
»Ich will nicht, dass es Pamina ergeht, wie mir damals«, sprach Céleste weiter.
»Darum wirfst du dich diesem Leichenschänder an den Hals. Denke nicht, das wäre mir entgangen.«
»Das tut nichts zur Sache«, sagte Céleste.
»Aha, daher wolltest du nicht, dass Céleste oder deine Tante dabei sind. Sie könnten mir Informationen geben, die du mir vorenthältst.«
Jean-François strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich wusste es selbst nicht.«
»Warum wurde die Annullierung ausgesetzt?«, fragte Pamina.
»Weil der Grund der Eheschließung der Verdacht auf Vaterschaft von Carinas Kind war. Die Ehe ist vollzogen und unauflöslich. Sie bräuchten eindeutige Beweise über die Vaterschaft des Kindes«, sagte Céleste.
Jean-François starrte sie an. »Eindeutiger geht es wohl nicht. Außerdem, woher willst du das wissen? Während der Ehe hatten wir nie …«
»Alessio hat es mir gesagt. Auch sagte er, dass der Säugling derzeit nicht angesehen werden kann, da deine Frau sich noch in Konstantinopel befindet.«
»Alessio wird Ärger für seine Schwatzhaftigkeit bekommen. Ebenso wie du, wenn du nicht bald verschwindest. Willst du mich schikanieren?«
Seine Schwester lächelte zuckersüß. »Eine kleine Rache dafür, dass du mich eingesperrt hast.«
»Und vor der Ehe?«, fragte Pamina. »Es bestand der Verdacht, das Kind könnte wirklich von dir sein, nicht wahr?« Pamina sah ihn misstrauisch an.
Jean-François hob hilflos die Schultern. »Woher soll die Kirche das wissen?«
»Von Carinas Vater« sagte Céleste.
»Der ist inzwischen tot und du auch bald, wenn du nicht zurück ins Haus verschwindest.« Alessio ist auch schon tot, er weiß es nur noch nicht. Jean-François sah sie grimmig an.
»Irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin hier unerwünscht. Ich gehe dann mal.« Céleste verließ den Raum. Zu seiner Erleichterung vernahm er ihre leiser werdenden Schritte auf der Treppe.
Pamina starrte ihn durch zu Schlitzen verengten Augen an. »Was soll das, Jean-François? Wie soll etwas aus uns werden nach alldem?«
Er verzog sein Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Für Carina und mich ist die Ehe aufgelöst. Wenn der Papst dies anders sieht, so ist das sein Problem. Wir könnten in beständigem Ehebruch zusammenleben und …«
»Das ist nicht dein Ernst!«
»Es hätte seinen Reiz.«
»Ich hasse dich!« Pamina wandte sich wutentbrannt um und wollte hinauslaufen, doch er umfasste ihren Arm.
Sie versuchte sich seinem Griff zu entwinden. »Lass mich los!«
»Ich habe einen Fehler begangen.«
»Einen?«
»Bitte lasse es nicht so enden.«
Pamina wandte sich um und wollte gehen, doch Jean-François hielt sie zurück, indem er seine Hand auf ihre Schulter legte.
Sie fuhr herum, seine
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