Wolfsmondnacht (German Edition)
gewesen bin.«
Mathis Leroux erhob sich und trat zur Tür. »Überlege es dir gut, Céleste.«
Ehe sie etwas erwidern konnte, war er verschwunden.
Jean-François trat näher zu Pamina. »Wir werden eine Lösung finden. Glaube mir. Carina ist mit diesem Seemann weggefahren. Es ist sein Kind, nicht das meine.«
Pamina riss erstaunt die Augen auf. »Sie ist mit einem Seemann durchgebrannt?« Sie stützte sich am Tisch ab.
»Es ist immerhin besser, sie an einen Seemann verschachern, als Gattinnenmord zu betreiben.« Er zwinkerte ihr zu, doch sie sah ihn böse an.
»Ich finde das nicht lustig.«
»Carina wird alles tun, um ihn heiraten zu können«, sagte er.
»So, was denn?«
»Ich werde Einspruch beim Erzbistum einlegen. Carina und ich wurden von ihrem Vater zur Ehe gezwungen. Sie wird dies bezeugen.«
»Aus eigenem Interesse. Doch werden der Erzbischof oder der Papst ihr glauben, nachdem sie mit einem Seemann durchgebrannt ist?«
»Ich denke schon. Wir müssen abwarten.«
Jean-François sah zu ihr hinüber. Der Mond, der durch das Fenster hereinschien, ließ ihr Haar silbern leuchten. Ihre Augen wirkten dunkel und unergründlich. Sie ruhten gebannt auf ihn.
»Und wenn dein Antrag abgelehnt wird? Was dann?«, fragte sie.
»Konvertieren wir.«
»Du willst Hugenotte werden? Das ist nicht dein Ernst?«
»Warum nicht?«
»Das wäre schon verdammt opportunistisch.«
Er hob die Achseln. »Wir könnten auch Katholiken bleiben. In fortwährendem Ehebruch zu leben, wäre sicherlich amüsanter.«
Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Jean-François, du bist einfach unmöglich. Ich weiß wirklich nicht, was ich von dir halten soll.«
Jean-François befürchtete, etwas Falsches gesagt zu haben, doch das Lächeln auf ihren Lippen beruhigte ihn. Still betrachtete er sie und bewunderte ihre Brüste, die sich unter dem Kleid abzeichneten. Sein Blick folgte der Linie ihres Halses und der Ader unter ihrer perlmuttschimmernden Haut.
Sachte berührte er ihre Hand. Pamina zuckte kaum merklich zusammen. Sie starrte auf seine Hand, ließ jedoch zu, dass er die ihre umfing. Er begann, sie sanft mit dem Daumen zu streicheln. Er spürte, wie ihre Härchen sich aufrichteten und ihre Haut auf ihn reagierte. Langsam ließ er seine Hand ihren Unterarm entlang wandern. Paminas leicht geöffneten Lippen entrang sich ein Seufzer.
Nur wenige Minuten, nachdem Mathis gegangen war, klopfte es erneut an der Tür. Céleste erhob sich und ging in den Flur. Was wollte Mathis noch von ihr? Hatte er etwas vergessen?
»Wer ist da?«, fragte sie.
»Ich, Émile.«
Céleste stöhnte. Was wollte der jetzt von ihr? Da wäre ihr sogar Mathis lieber gewesen.
»Was führt dich mitten in der Nacht hierher?«
»Ich will zu Jean-François, diesem elenden Hurensohn?«
»Er ist nicht hier.« Sie würde einen Teufel tun und seine Aussprache oder was auch immer er mit Pamina oben trieb, nochmals stören.
»Lass mich rein. Ich weiß, dass er hier ist.« In Émiles Stimme klang Verärgerung mit. Als sie seiner Aufforderung nicht sofort nachkam, schlug er gegen die Tür. Die Bolzen, die sie verschlossen, sprangen weg und die Tür krachte gegen die Wand. Putz splitterte ab.
»Émile, was soll das?«
Er stand vor ihr mit stierem Blick, der jedoch nicht auf sie, sondern auf eine Stelle hinter sie gerichtet war.
»Den Schaden wirst du bezahlen, Émile Delavalle«, sagte Tante Camille, die unbemerkt hinter ihr aus der Stube getreten war.
Céleste verkreuzte ihre Arme vor ihrer Brust und sah Émile ungeduldig an. »Was willst du?«
»Jean-François lässt sich also verleugnen. Was will der hier?« Émile deutete hinter sie. Céleste wandte sich kurz um und sah Donatien, der mit hinter dem Rücken verborgenen Händen neben Camille am Fuße der Treppe stand.
»Ist er dein Freier? Oder was macht er sonst im Haus eines unverheirateten Weibes?«
»Das geht dich nichts an.«
»Ich habe doch noch einen anderen Mann gesehen, der dein Haus vorhin verließ. Du bist eine Hure, genau wie deine Mutter. Machst du für jeden die Beine breit?«
Céleste schlug ihm ins Gesicht. Überrascht sah er sie an. Sein Gesicht wurde zornesrot und die Ader an seiner Stirn schwoll an.
»Du wagst es?« Wie ein Stier ging er auf sie los und stieß dabei einen Kampfschrei aus. Donatien warf sich dazwischen, bekam Émiles Schlag ab, der für sie vorgesehen war, und ging zu Boden. Er streifte Émile noch mit einem seiner Obsidianschwerter am Arm, sodass der Geruch
Weitere Kostenlose Bücher