Wolfsmondnacht (German Edition)
Gegenleistung für das, was ich für sie getan habe, findest du nicht auch?«
»Sie hat meine Katze geköpft. Du hast sie geschickt, um mich zu töten.«
»Sie stand tief in meiner Schuld, doch sie versagte, wie alle anderen nach ihr. Schade, dass meine Pflichten hier mich abhielten, dich höchstpersönlich in Venedigs Bleikammern zu geleiten. Mir wäre es nicht passiert, dass du fliehst. Auf niemanden kann man sich verlassen.«
Émile nahm ein Kurzschwert unter seinem Mantel hervor. »Alles muss man selbst machen.« Er holte mit dem Schwert aus. Jean-François wich geschickt zur Seite. Er zog sein Langmesser und parierte damit den nächsten Schlag. Die Klinge bebte in seiner Hand, so als würde sie jeden Augenblick zerbrechen.
Émile stieß ein Heulen aus. Die Scheiben des Flurfensters zerbarsten unter den Leibern dreier loup-garous . Sie sahen anders aus als Pamina damals, weniger wie Wölfe, sondern eher wie Zwitter zwischen Mensch und Tier. Aufgerichtet waren sie größer als jeder Mensch oder Wolf es sein konnte. Das Versprechen seines baldigen Todes lag in ihren Augen, als sie Jean-François anblickten.
Hinter ihnen am Fuße der Treppe erlangte Donatien das Bewusstsein wieder. In jeder Hand hielt er ein Obsidianschwert und sah damit überaus kampfbereit aus. Unweit von ihm stand Céleste, blass vor Angst, als zwei der loup-garous sie anfielen. Pamina sprang die Treppe herunter, um ihr beizustehen.
Der dritte loup-garou stürzte sich auf Jean-François. Er sah sich umzingelt, denn Émile griff zeitgleich von der anderen Seite an. Jean-François wich dessen Schwert aus, während der Werwolf seine Klauen in ihn schlagen wollte. Er streifte ihn nur, doch es brannte wie die Hölle. Jean-François blickte kurz zu Donatien, der blutüberströmt mit dem Macuahuitl auf einen der Werwölfe eindrosch. Céleste stand dicht bei ihm. Pamina kämpfte gegen einen weiteren loup-garou , der mit seinen gewaltigen Klauen nach ihr ausholte.
Es war für Jean-François Zeit, erstmals seine Flugfähigkeit in geschlossenen Räumen zu testen. Er schwebte Donatien entgeben und befreite dabei die Zimmerdecke von Spinnweben und auch ein wenig Putz. Zu seiner Erleichterung war Céleste nicht verletzt. Das Blut auf Donatien schien zum größten Teil nicht sein eigenes zu sein, dem toten Werwolf am Fuße der Treppe nach zu schließen.
Einer der loup-garous fiel Jean-François von der Seite an und verbiss sich in seiner Schulter. Er heulte auf vor Schmerz. Er sah Krallen, die sich in den Rücken des Werwolfs schlugen. Dessen Blut spritzte, ergoss sich über Jean-François. Endlich ließ die Kreatur von ihm ab und drehte sich um. Hinter ihr stand Pamina, ihre Oberarme waren menschlich, doch von den Ellenbogen abwärts war alles Muskeln und Krallen, mit denen sie erneut nach dem loup-garou ausholte. Dieser fiel sie an. Größer war er und erschien stärker im Gegensatz zu ihrer zierlichen Statur, die unter ihm verschwand.
Jean-François nahm von Donatien ein Obsidianschwert entgegen, bevor Letzterer sich umwandte, um sich gegen einen loup-garou zu verteidigen. Jean-François wollte Pamina helfen, die sich mit der Kreatur auf dem Boden im Blut wälzte, kam jedoch nicht dazu. Er konnte das Macuahuitl gerade noch hochreißen, als ihn einer der Werwölfeanfiel. Die Wucht von dessen Sprung brachte beide zum Sturz. Das Wesen heulte auf. Die Klingen fraßen tiefe Wunden in seine Brust, aus denen sich schwarzer Rauch kräuselte. Die Kreatur ging aufheulend zu Boden.
Émiles Schwert traf Jean-François, als dieser sich dieser vom Boden erheben wollte. Glühender Schmerz durchzog seinen Arm, wo Sehnen und Muskeln durchtrennt waren. Keuchend sprang er auf und holte mit dem Obsidianschwert aus. Émile wich zur Seite, schlug jedoch sogleich wieder zu. Jean-François riss seine Waffe hoch. Beide Schwerter krachten aufeinander. Einige der in das Holz eingearbeiteten Steinklingen zerbrachen unter dem Aufprall des Stahls. Émiles Schwert verkantete sich im Holz des Obsidianschwertes. Er riss es wieder heraus.
»Wie auch immer dieser Kampf ausgeht, Pamina.« Émiles Stimme klang rau vor Anstrengung. »Erinnere dich stets daran, dass der wahre Feind ein anderer ist. Wende niemandem deinen Rücken zu.«
Jean-François parierte den Schlag mit der Breitseite des Macuahuitl und hoffte, dass keine Obsidianklingen abplatzen würden.
»Niemanden den Rücken zuwenden? Auch dir nicht?«, fragte Pamina. »Du hast meinen Bruder und meinen Mann Laurent getötet,
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