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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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verstehen. Sie erzählte mir, dass sie jahrelang so viel sie konnte, zurückgelegt hat, um ein eigenes Bordell zu eröffnen. Es war ihr Traum, ein eigenes Bordell zu führen. Nur dadurch konnte sie dir diese Ausbildung angedeihen lassen.«
    »Ich verstehe ihre Beweggründe bis heute nicht«, sagte Jean-François und starrte in die Dunkelheit.
    »Da bist du nicht der Einzige.«
     
    Die Nacht war bereits fortgeschritten, als Jean-François die Rue des Rats entlanglief. Die Straße machte ihren Namen alle Ehre. Von allen Seiten huschten die Ratten vor ihm davon. In diesem Sommer waren sie eine besonders schlimme Plage.
    Vor sich erkannte er die Umrisse des Hospitals Hôtel-Dieu, dem einzigen Gebäude der Stadt, das an zwei Ufern der Seine stand, das größere auf der Binneninsel, Île de la Cité, und ein Teil auf dem linken Ufer. Verbunden waren beide Gebäudeteile durch die Pont au Double und eine weitere Brücke.
    Suzettes Haus war nicht weit davon entfernt. Das Holz der Tür war rissig und der Türklopfer hinterließ eine rostige Spur auf Jean-François’ Haut, als er ihn betätigte. Nichts rührte sich. Er klopfte erneut, woraufhin eine Abfolge wüster Flüche von der anderen Seite der Tür erklang. Wenig später erschien Émiles von zu vielem Wein aufgequollenes Gesicht im Türspalt.
    »Was willst du?«, fragte Émile in einem Tonfall, der jeglicher Freundlichkeit entbehrte. Schweiß perlte über seine Stirn.
    »Meine Kleidung und ein paar andere Dinge abholen, die mir gehören.«
    »Laufe doch nackt umher, fils de pute . Heiß genug ist es heute dafür.«
    »Der Berufsstand deines Eheweibes ist mir hinreichend bekannt.«
    »Ich habe Suzette geliebt.« Émile starrte ihn an, sah jedoch durch ihn hindurch in eine vergangene Zeit. »Sie war nicht immer so kalt und verdorben. Wohl bin ich nicht ganz unschuldig daran.«
    Jean-François blinzelte verwirrt hinsichtlich der unerwarteten Beichte. Doch dieser Moment verstrich und Émiles Aufmerksamkeit befand sich wieder in der Gegenwart.
    » Oui , sie war eine Hure«, sagte Émile, »und vielleicht eine Hexe. Sie hat mehr als ein Leben auf dem Gewissen. Doch nichts schmälert meine Gefühle für sie. Nicht einmal, als sie von diesem cretin schwanger wurde.«
    Cretin ? Sein Vater war kein Idiot. Immerhin hatte er ihn gezeugt. Mühsam beherrschte Jean-François seine Wut.
    »Du weißt, wer mein Vater ist?«, fragte er im gleichgültigsten Tonfall, zu dem er in der Lage war.
    Émile zögerte kurz. » Non .« Er schüttelte den Kopf. »Und wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen. Es ist schlimm genug, dass sie nicht dazu in der Lage war, dich abzutreiben.«
    »Sie hat es versucht.«
    » Oui , und wäre fast selbst dabei gestorben.« Émile hustete. »Du warst damals schon wie ein Zeck, ein Blutsauger an einer Stelle, von der man ihn nicht wegbekommt.«
    »Es freut mich stets, von Nutzen zu sein.« Jean-François lächelte, was Émile wütend machte. »Doch genug der Ansprache. Würdest du mir bitte jetzt meine Sachen überlassen?«
    »Hol sie dir doch selbst.« Fluchend zog Émile sich in das Haus zurück. Jean-François folgte ihm hinein. Der Geruch von Alkohol und Émiles aufdringlichem Parfum drang beißend in seine Nase. Innen war es noch schwüler als draußen. Zu Jean-François’ Überraschung war es für Émiles Verhältnisse relativ ordentlich im Haus.
    Jean-François betrat seinen alten Raum, den er einzig zum Umkleiden verwendet hatte. Er nahm die wenigen Dinge, die ihm gehörten, schnürte sie in einem Bündel zusammen und trat wieder hinaus.
    Émile stand im Flur. In seinem Blick lag eine Drohung.
    »Komm nie wieder hierher, Jean-François oder du folgst deiner Mutter in ihr elendes Massengrab.«
    Jean-François hob eine seiner Augenbrauen. Auf seinen Lippen lag ein mokantes Lächeln. »Kein Bedarf, Émile. Danke für deine Gastfreundschaft.« Hastig schlüpfte er nach draußen, gefolgt von Émiles Verwünschungen.
     
    Am darauffolgenden Abend
    Lege für mich eine Rose auf ihr Grab, hatte Céleste zu ihm gesagt. Eine rote Rose. Genau genommen war sie von einem dunklen Rot. Jean-François drehte sie übermütig in seiner Hand hin und her, ohne sich an den Dornen zu verletzen, während er zum Cimetière des Innocents lief. Das vertraute Plätschern des Springbrunnens drang an seine Ohren.
    Hernach würde er sich an dem kühlen Wasser erfrischen, mögen andere es auch als pietätlos ansehen. Ihm war es gleichgültig. Die Toten waren tot. Nichts machte

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