Wolfsmondnacht (German Edition)
in ihren Gedanken sein. Sie umklammerte ihn mit Armen und Beinen und passte sich seinem Rhythmus an, kam ihm entgegen und liebkoste alles, was sie von ihm erreichen konnte mit Mund und Händen. Sie kostete seinen Schweiß und sog seinen Geruch tief in sich ein. Er sollte sie markieren, sie zu der seinen machen und auslöschen, was zuvor war.
Er füllte sie ganz aus und doch war es ihr, als stieße er immer tiefer in sie. Sein Leib verspannte sich und zuckte über ihr und in ihr. Sie spürte, wie er tief in ihr seinen Samen verströmte. Kurz darauf erschütterte ein weiterer Höhepunkt ihren Leib.
Laurent wollte sich zurückziehen, doch sie bat ihn, in ihr zu bleiben. Sie bettete sein Haupt oberhalb ihrer Schulter auf ein Kissen und streichelte sein Haar und seinen Rücken und hoffte, ihn eines Tages lieben zu können. Alles würde gut werden. Für ihr Volk und für sie. Der erste Schritt war heute Nacht getan.
Zwei Wochen später in Paris
Es klopfte an der Tür. Jean-François erhob sich und legte das Buch, in dem er gelesen hatte, zur Seite. Suzette hatte ihm einst leidlich schlecht das Lesen beigebracht, damit er sich um die geschäftliche Seite des Bordells kümmern konnte. Dank Monsieur Blanchard hatte er seine Fähigkeiten enorm verbessern können. Er ging zur Tür seines Hauses in der Rue Mouffetard.
»Wer ist da?«, fragte er.
»Ich bin es, Céleste.«
Was zur Hölle tat Céleste in Paris?
Er riss die Tür auf. Sie stand tatsächlich dort, ein unsicheres Lächeln auf den Lippen, in einem schlecht sitzenden Reisekleid vor ihm.
Er beugte sich vor und küsste sie auf beide Wangen. »Bonsoir, ma sœur . Wo hast du Jeanne?«
»Bei der Amme in Dôle.«
Ein wenig bedauerte er es, Jeanne nicht zu sehen, aber die Reise war für sie noch zu lang und beschwerlich.
»Was machst du hier?«
»Was ich hier mache?« Céleste schob ihr Kinn vor. »Ich war eine Woche lang unterwegs und habe mein Kind allein gelassen, weil ich aus Sorge um dich halb verrückt geworden bin und du fragst mich, was ich hier mache?«
»Céleste …«
»Lass mich erstmal herein.«
»Céleste, so beruhige dich doch.« Er packte sie bei den Unterarmen.
Sie schluchzte. »Du warst so plötzlich gegangen. Was ist geschehen? Du hast gesagt, du würdest mir eine Nachricht geben, doch seit Wochen höre ich nichts von dir.«
Jean-François fasste sich an die Stirn. »Das habe ich ganz vergessen.«
»Du vergisst mich doch sonst nie. Ist es wegen dieses Weibes?«
»Sprich nicht mehr von ihr. Ich wollte dir wirklich schreiben.«
»Es ist dir noch nie passiert, dass du ein Versprechen gebrochen hast.«
» Non , und das gibt mir zu denken.« Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. »Komm herein, ma petite . Ich kümmere mich um dein Gepäck.« Er nahm die Taschen, die neben Céleste standen, und trug sie hinter ihr ins Haus.
»Schön hast du es hier.« Céleste betrachtete den Raum, den Jean-François für Kundengespräche nutzte. »All die zierlichen Stühle, die Kerzenleuchter und die Vorhänge. Und so viele Bücher. Du liest noch immer viel?«
Er lächelte. » Oui , wenn ich nicht gerade etwas verkaufe oder schlafe, dann lese ich.«
»Händler mit Leib und Seele.« Céleste ließ sich auf einem der Stühle nieder. »Willst du mir erzählen, warum du Dôle so schnell verlassen hast?«
» Non .«
Sie starrte ihn schockiert an. »Wir haben doch sonst keine Geheimnisse voreinander.«
»Ich möchte nicht darüber reden.«
»Es ist wegen Pamina, nicht wahr?«
»Ich möchte ihren Namen nicht mehr hören.«
»Also doch wegen ihr. Denkst du nicht, es würde dich erleichtern, darüber zu reden?«
»Sie hat einen anderen geheiratet. Das Leben geht weiter. Es gibt andere Weiber. Was gibt es darüber noch zu debattieren?«
Céleste biss sich auf die Lippen. »Das wusste ich nicht. Es tut mir leid.«
»Ich will kein Mitleid, Céleste.«
»Mitgefühl und Mitleid sind nicht das gleiche. Mitleid entspringt der Überlegenheit und dem Voyeurismus, während Mitgefühl aus dem tiefsten Inneren kommt. Ich weiß, wie es dir jetzt ergeht. Denkst du, ich habe mich in all den Monaten vor Jeannes Geburt nicht genauso gefühlt? Verlassen, weggeworfen und benutzt?«
»Céleste, zum letzten Mal. Ich will wirklich nicht darüber reden. Es ist etwas, das ich mit mir selbst ausmachen muss. Ich möchte sie vergessen und das kann ich nicht, wenn ich pausenlos über sie rede.«
»Du wirst sie nicht vergessen. Du wirst sie niemals vergessen. Dafür
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