Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
Vom Netzwerk:
Düfte ihrer Kindheit, als sie im Wald spielte mit nichts weiter als Ästen, Blättern und Steinen. Daher war sie als Kind gerne hierher gekommen.
    Doch heute Nacht war es etwas weitaus Unangenehmeres, was sie herführte. Pamina rieb sich über die Augen, die brannten von all den Tränen, die noch in ihr waren, die sie sich jedoch nicht zugestand, freizulassen.
    Agnes indes begab sich zu einem der Regale und entnahm ihm eine Flasche. Sie goss einen irdenen Becher voll mit dunkler Flüssigkeit und reichte ihn Pamina, die ihn misstrauisch beäugte.
    »Es ist kein Gift«, sagte Agnes. Pamina trank und verzog sogleich das Gesicht. Es war einer von Tante Agnes’ selbst gebrannten Kräuterschnäpsen. Der Sage nach vertrieb er alle Krankheiten. Bei dem Geschmack war das kein Wunder.
    »Du bist ein hohes Risiko eingegangen, um mir zu helfen.« Pamina stellte das Trinkgefäß auf den Tisch vor sich.
    »Sie haben auch mich in Verdacht.«
    »Dich?« Entsetzen griff nach Pamina.
    »Gewiss. Niemand kennt sich besser mit Giftpflanzen aus und ich bin deine Tante, deine naheste Vertraute. Sie denken, du hättest dir bei mir Rat geholt. Daher kann ich mich nicht mehr bei Hofe blicken lassen. Auch Eric, der Barde, und ein paar andere sind dort nicht mehr erwünscht.«
    »Aber das ist nicht wahr! Du hättest niemals bei einem Giftmord geholfen!« Pamina starrte in den Schnapsbecher vor ihr. »Ich fasse es einfach nicht! Mein Volk denkt, ich hätte meinen Mann getötet.«
    »Nicht alle. Die Fakten sprechen gegen dich. Sie haben dich überrascht, wie du über ihn gebeugt warst, ein Gefäß in der Hand und Laurent wies die untrüglichen Zeichen einer Vergiftung auf. Wer es auch immer war, verstand es, den Zeitpunkt so zu legen, dass der Verdacht auf dich fällt.«
    »Sieht ganz nach einer Revolte aus.«
    »Das verstehe ich nicht. Laurent war beliebt im Volk und stets ein gerechter und gütiger Herrscher.«
    »Vielleicht war er zu gütig.« Agnes nahm einen Schluck Kräuterschnaps. »Laurent war bestrebt, die alten Gesetze zu ändern, Gesetze, die den Kontakt zu den Menschen einschränken.«
    »Völlig veraltete Gesetze.«
    Agnes seufzte. »Leider nicht ganz. Manches verändert sich nie. Die Menschen jagen uns und verbrennen unsere Nachkommen.«
    »Sie fürchten das, was sie nicht kennen und nicht verstehen.«
    »Ganz richtig. So wie viele der Unsrigen den Menschen misstrauen.«
    »Wäre es möglich, dass die Menschen hinter dem Giftanschlag stecken?«
    »Unwahrscheinlich. Giftmorde an unserem Volk sind nicht ihre Art. Zudem wirken viele der Giftpflanzen auf uns anders als auf die Menschen. Die Menschen kennen ja nicht mal unsere Orte, geschweige denn die Hierarchien. Im Hauptquartier sind wir sicher vor ihnen, doch nicht vor uns selbst.«
    »Die Tat hat also jemand unseres Volkes begangen?«
    »Sieht so aus.«
    »Das heißt, wir wissen gar nichts.«
    »Es gibt Kräfte, die gegen die Politik König Laurents sind, doch wissen wir nicht, wer alles dazu gehört.«
    Pamina betrachtete Agnes Gesicht. Um deren Augen lagen Falten, die von Schlaflosigkeit stammten. »Warum hast du mir geholfen?«
    »Weil du die Tochter meiner Schwester bist.«
    »Das war nicht der einzige Grund. Dafür kenne ich dich zu lange.«
    Agnes lächelte. »Ich dich auch. Du würdest niemals mit Gift töten. Dolch und Schwert stehen dir näher.«
    Wider Willen musste Pamina lachen. »Tatsächlich, du kennst mich.«
    »Ich glaube an deine Unschuld«, sagte Agnes. »Außerdem bist du die Letzte in der direkten königlichen Blutlinie.«
    »Königsloyal um jeden Preis?«
    »Nein, wie gesagt, wäre ich von deiner Unschuld nicht überzeugt, hätte ich dich nicht befreit.« Agnes spähte durch das Fenster hinaus. »Du musst dich im Verborgenen halten, bis wir den Giftmord aufgeklärt haben. Solltest du hier draußen aufgegriffen werden, so wirst du sofort exekutiert werden.«
    »Das ist mir bewusst und ich hasse es bereits jetzt, mich wie eine Verbrecherin verstecken zu müssen. Wie willst du den Mord aufklären?«
    »Das weiß ich noch nicht. Jetzt muss ich erstmal zu Eric, dem Barden, und ihm von der geglückten Rettungsaktion berichten.«
    »Er weiß davon?«
    Agnes nickte. »Er ist der Einzige, dem wir vertrauen können.«
     
    Pamina wartete, doch Agnes kam nicht. Schließlich legte sie sich erschöpft auf eines der beiden Betten im Hinterraum und schlief ein. Als sie erwachte, war es Mittag. Einige Sonnenstrahlen schienen durch das Fenster.
    Agnes war entweder noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher