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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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ihm musste aufgeklärt werden. Es war keine Liebe zwischen ihm und Pamina gewesen, zumindest nicht so, wie mit Jean-François gewesen war. Doch Respekt, gegenseitige Achtung und eine gewisse Liebenswürdigkeit hatte sie miteinander verbunden. Laurent hätte sich über sein Kind gefreut. Er war ein guter Mann gewesen und ein hervorragender König, der stets ein offenes Ohr hatte für die Sorgen seiner Leute. Wer so jemanden vergiftete, der konnte nur durch und durch schlecht sein. Dieser hatte den Tod verdient. Pamina würde dafür sorgen.
     
    Eric, der Barde, kam an einem Herbstnachmittag zu Pamina. Er war ein langer, dürrer Mann mit dunklem Haar und Spitzbart. Seine Kleidung war dunkelgrün wie das Dickicht des Waldes, durch das er lief. In der Hand hielt er einen Stab, mit dem er zu kämpfen wusste. Pamina hatte Eric einige Male am Hofe Laurents gesehen, wo er ein gern gesehener Gast gewesen war. Seit der alte König tot war, lebte der Barde jedoch weitgehend allein in den Wäldern. Doch konnte Pamina ihm vertrauen?
    Vorsichtig trat sie aus dem Unterholz.
    Eric sah sie erstaunt an. »Seid gegrüßt, Pamina.«
    Sie erwiderte den Gruß freundlich. Sie hatte Eric schon immer gemocht.
    »Wie geht es Euch?« Es entging ihr nicht, dass sein Blick auf der Wölbung ihres Leibes verharrte.
    »Danke, gut.« In der Tat war sie von der Morgenübelkeit verschont geblieben. Sofern an den Hebammenweisheiten etwas dran war, deutete dies auf eine Tochter hin.
    »Wie geht es Agnes?«
    Wusste er es nicht?
    »Agnes ist tot.« Paminas Stimme bebte.
    Eric erbleichte. Schweigend starrte er auf das Erdreich zu seinen Füßen. Schließlich hob er den Blick, der erfüllt war von Trauer.
    »War sie noch bei Euch?«, fragte Pamina.
    »Sie berichtete mir von Eurer Rettung. Starb sie in dieser Nacht?«
    Pamina nickte. Verstohlen wischte sie sich eine Träne aus dem Gesicht.
    »Lasst uns hineingehen.« Erik ließ sie voranschreiten, dennoch entging ihr nicht, dass er sich immer wieder umblickte.
    »Werdet Ihr verfolgt«, fragte sie.
    »Man kann gar nicht vorsichtig genug sein.« Er verschloss hinter ihnen die Tür. »Wie ist Agnes gestorben?«
    »Sie sah übel zugerichtet aus, als ich sie im Wald fand. Ich weiß jetzt, was Ihr denkt …«
    Er schüttelte den Kopf. » Non , ma chère , wenn Ihr denkt, dass ich den Gerüchten Glauben schenke, so irrt Ihr. Ich habe Euren Vater gekannt und Euch seit Eurer Kindheit. Ich glaube nicht, dass Ihr Laurent ermordet habt.« Während er sprach, lugte er seitlich zum Fenster hinaus.
    »Dann seid Ihr in der Minderheit.«
    Er sog hörbar die Luft ein. »Viele glauben, was man Ihnen sagt. Ich jedoch bilde mir meine Meinung selbst.« Eric wandte sich um und trat näher zu ihr. Sie sah, dass er gealtert war, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Sein Haar war noch immer so dunkel wie vor Jahren, doch Falten hatten sich um seine Augen gegraben.
    »Ich denke, dass L’Approche dahinter stecken.«
    »Ich dachte, ihre Existenz ist auch nur wieder so ein Gerücht.« sagte Pamina.
    »Mitnichten.« Eric beugte sich zu ihr vor. Er senkte seine Stimme. »Sie arbeiten im Verborgenen, doch ich höre mehr als viele andere, denn ich weiß nicht nur zu erzählen, sondern auch zuzuhören, auf die Zwischentöne und auf das Unausgesprochene zu achten. Die Königstreuen fürchten L’Approche. Der Hauptgrund ist, dass niemand genau weiß, wer alles zu dieser geheimen Organisation dazugehört. Die Leute getrauen sich kaum mehr, zu sprechen, da sie überall feindliche Ohren vermuten.« Erneut glitt sein Blick über ihre Gestalt. »Du trägst ein Kind in deinem Leib?«, fragte er.
    Sie zögerte kurz, doch entschloss sich, ihm zu vertrauen. »Das letzte Vermächtnis Laurents. Anfang Februar ist es soweit.«
    Eric wirkte nachdenklich. »Ein Kind des Winters also. Es ist in Gefahr durch L’Approche.« Er fasste sich an seinen Spitzbart. »Oder sie werden sagen, es sei der Nachkomme dieses Bluttrinkers.«
    Es überraschte sie nicht, dass die Wölfe von Jean-François wussten. Sie hatten ihre Augen und Ohren beinahe überall. Ein Wunder, dass sie sie hier im Wald noch nicht entdeckt hatten. Wohl lag es wirklich an der besonderen Tarnung und einem alten Schutzzauber, der über diesem Ort lag.
    »Dabei habe ich ihn seit Jahren nicht gesehen«, sagte Pamina.
    »Gerüchte halten sich länger als Tatsachen. Irgendjemand verbreitet Lügen über dich. Hinter vorgehaltener Hand sagen sie, dass dein Verhältnis zu diesem Bluttrinker niemals

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