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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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zurück oder sie war bereits wieder hinausgegangen, ohne dass Pamina es bemerkt hatte. Sie erhob sich und ging zum Fenster. Der Wald erstreckte sich vor ihr und ebenso der geheime Pfad in der Wildnis, den sie gestern zurückgelegt hatte. Bei Tage erschien ihr alles weniger bedrohlich, als in der Nacht zuvor, doch Pamina wusste, dass die Schatten zurückkehren würden.
    Sie trat in den Vorderraum. Pamina verspürte Hunger und öffnete die Tür zur Vorratskammer, die überraschend gut gefüllt war. Offenbar hatte Agnes bereits jetzt Wintervorräte für zwei Personen angelegt. Dort hingen Räucherfleisch und Kräuterbündel. Agnes hatte Säcke mit Mehl eingelagert, Früchte und Gemüse eingelegt. Sie würden also keineswegs verhungern.
    Pamina schnitt ein Stück Fleisch ab und aß es. Sie trat hinaus ins Freie. Auch hier war von Agnes keine Spur zu sehen. Ob sie noch immer bei Eric, dem Barden, war? Vielleicht hatte Agnes bei ihm übernachtet. Er war nur wenig jünger als Agnes und wohnte nicht weit entfernt, denn auch sein Haus war irgendwo im Wald. Womöglich hatten die beiden eine Affäre. Dennoch hätte Agnes sie nicht so lange allein gelassen, nicht nach den Ereignissen der vergangenen Nacht. Sie hätte zumindest etwas zu ihr gesagt.
    Pamina lief in die Richtung von Erics Haus, das sich südlich von Besançon befand. Sie kam nicht weit, da sah sie das Grauen. Pamina erstarrte vor Schreck. Ihre Hand griff an ihre Kehle, die sich plötzlich zugeschnürt anfühlte. Tränen traten Pamina in die Augen. Sie kämpfte gegen das aufsteigende Entsetzen und den Drang, ihr Essen wieder von sich zu geben.
    Sie konnte nicht glauben, was sie sah: Agnes, die Heilerin ihres Volkes war ermordet worden! Ihre Feinde, die Rebellen, schreckten vor nichts zurück.
    Agnes’ Leib war verwüstet, die Kleidung zerfetzt, als wäre ein Rudel Wölfe über sie hergefallen. Ihresgleichen hatte dies getan mit einer von ihnen. Der Verlust ihrer Heilerin würde für das Volk schwer wiegen.
    Pamina lief zurück zur Hütte, um einen Spaten zu holen. Sie hob ein Loch aus und vergrub Agnes. Dabei sah sie sich immer wieder wie gehetzt um, denn sie befürchtete, dass der Feind sie beobachtete und sie die Nächste sein würde, die starb. Erst als sie wieder in Agnes’ Haus war, ließ sie ihren aufgestauten Tränen freien Lauf.
     
    Wochen später
    Jetzt war Pamina ganz allein, umgeben von einem unsichtbaren Feind. Und wie es aussah, war sie schwanger. Ihre Blutung war seit zwei Wochen überfällig. Zuerst hatte sie es auf den Stress geschoben, doch das Ziehen in ihrem Unterleib und das Spannen in ihren Brüsten waren unmissverständlich.
    Wenn sie niemanden fand, dem sie vertrauen könnte, würde sie das Kind ganz allein gebären und versorgen müssen. Die Zukunft sah nicht besonders rosig aus, doch ein Kind konnte kein Unglück sein, dachte sie. Es war das Letzte, was sie von Laurent noch hatte, Laurent, als dessen Mörderin sie von ihrem eigenen Volk angesehen wurde und das sie deswegen hatte exekutieren wollen. Diesen Schock hatte sie noch immer nicht überwunden. Ihr Volk, für das sie alles getan und alles geopfert hatte, selbst die Liebe ihres Lebens. Jean-François. Tränen der Verbitterung traten in ihre Augen. Sie würde ihn niemals wiedersehen.
    Die Werwölfe würden sie nicht töten, wenn sie erfuhren, dass sie schwanger war. Sie würden die Geburt abwarten, bevor sie sie exekutieren würden. Pamina dachte daran, fortzugehen, doch konnte sie dies nicht tun. Die Visionen und Opfer ihres Vaters und ihres Mannes wären umsonst gewesen. Die Schande auf ihrem Namen würde niemals reingewaschen werden. Zeit ihres Lebens wäre sie eine Ausgestoßene. Nicht nur sie allein. Ihr Kind war verdammt, eine Waise, der namenlose Spross einer Mörderin. Dabei brauchte es sein Volk, sonst hatte es keine Zukunft. Vielleicht würden sie auf ihr unschuldiges Kind Rücksicht nehmen, doch hatte sie Angst um dessen Sicherheit, wenn gewisse Mächte wussten, dass es Laurents Nachkomme war.
    Sie war wachsam, als sie zur Hütte zurücklief. Der Wald schien ihr bedrohlich. Hinter jedem Baum und jedem Busch schien ein Feind zu lauern. Sie schrak häufiger zusammen, als es im Unterholz knackte, doch es war stets nur ein Waldtier, das davonsprang.
    Sie war froh, als sie wieder in Agnes’ Hütte war. Hier war sie sicher, doch erinnerte sie alles an Agnes. Sie würde bleiben. Für Agnes. Für ihr ungeborenes Kind und für ihr Volk. Vor allem jedoch für Laurent.
    Der Mord an

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