Wolfsmondnacht (German Edition)
des Schmerzes durchzog Paminas Leib. Sie antwortete ihm erst, als diese abgeklungen war. »Lege sie einfach bereit.« Pamina erhob sich schwerfällig vom Stuhl.
Sie sah, wie Eric die Tücher ordentlich auf den Tisch legte. Er befüllte ihren Becher neu.
»Du musst trinken«, sagte er. Sie nickte und hob den Becher an ihre Lippen. Erneut zog sich ihr Leib zusammen. Schnell stellte sie den Becher ab und berührte ihren Bauch. Tatsächlich blähte jede Wehe ihn ein wenig auf. Pamina verspürte jedoch noch einen Druck auf einen anderen Körperteil.
»Ich muss mich erleichtern.« Pamina öffnete die Tür nach draußen.
»Soll ich mitkommen?« Erics Stimme klang besorgt.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das schaffe ich gerade noch allein.«
Pamina verließ das Haus. Hinter einem Busch hob sie ihren Rock an. Nachdem sie sich erleichtert hatte, bemerkte sie Blut zwischen ihren Beinen herabrinnen. Das war das Zeichen, von dem Agnes gesprochen hatte. Nun öffnete sich ihr Leib Stück für Stück, um das Kind hinauszulassen. Bis dahin war es ein langer Weg der Schmerzen.
Ein Knall erklang. Pamina zuckte zusammen. Ein Schwall Feuchtigkeit spritzte zu allen Seiten. Ihr Rock war durchnässt. Was war das? Die Fruchtblase? Dass dies so plötzlich und in dieser Gewalt und Lautstärke erfolgen konnte, davon hatte Agnes ihr gar nichts erzählt.
Plötzlich stand Eric vor ihr. In Händen hielt er eine Armbrust, mit der er auf sie zielte.
»Wo ist er?«, fragte er. Sie sah, dass seine Hände leicht zitterten. Er schien sehr aufgeregt.
»Wer?«
»Na, der geschossen hat.«
»Das war doch nur die Fruchtblase.« Pamina fühlte sich sehr verwirrt und noch immer saß der Schrecken in ihren Gliedern.
»Die Fruchtblase?« Verständnislos blickte er sie an.
»Na, da wo das Kind drin ist.« Pamina ächzte, als eine weitere Wehe ihren Leib durchdrang. Die Schmerzen waren jetzt deutlich stärker geworden. Schweiß lief über ihren Rücken. Zwischen den Wehen ging sie, gefolgt von Eric, ins Haus. Sie entkleidete sich bis aufs Untergewand und wusch die Flüssigkeit mit einem Lappen herunter. Sie fühlte sich unbeholfen und ein wenig hilflos. Eric wandte sich errötend ab.
Pamina spürte Wut in sich aufsteigen. »Ich brauche jetzt niemanden, der ständig errötet und sich umdreht. Es mag ehrenhaft sein, doch nicht hilfreich in meiner Situation. Wenn du mir helfen willst, so reiße dich zusammen.«
»Ich hielt es nur für unschicklich. Entschuldige, Pamina.«
»Schicklichkeit ist derzeit mein geringstes Problem. Ich habe nur dich. Bitte hilf mir.«
Er wandte sich wieder um, vermied es jedoch, sie direkt anzusehen.
Eine weitere Wehe durchzog ihren Leib. Pamina legte ächzend ihre Hände auf ihren Bauch, der sich steinhart anfühlte.
»Ich will dir helfen. Wirklich. Doch ich fühle mich so hilflos. Ich war noch niemals bei einer Geburt dabei, außer bei meiner eigenen.« Eric trat zu ihr.
»Denkst du, bei mir wäre es anders?« Ihre Stimme klang schärfer als beabsichtigt.
»Ich komme mir so unnütz vor, denn ich kann dir nicht wirklich helfen. Ich kann nur da sein.«
»Du bist eine Hilfe für mich, wenn du einfach nur da bist. Ich will jetzt nicht allein sein.« Sie ergriff seine Hand. »Danke.«
Er umfasste ihre Hand. »Ich werde tun, was ich kann. Sag mir nur, was ich tun soll.«
Sie nickte, biss sich dann auf die Lippen, als die nächste Wehe ihren Leib erschütterte. Der Schmerz wurde immer stärker. Er war nur auszuhalten durch die Pausen dazwischen, doch diese wurden immer kürzer. Mit jeder Wehe trat weiteres Fruchtwasser und etwas Blut aus.
»Es ist mir eine Ehre, bei der Geburt von Laurents Erben dabei zu sein.« Eric breitete Tücher auf der Holzbank in der Küche aus. Pamina ließ sich erschöpft darauf niedersinken. Sie wischte sich den Schweiß mit einem Taschentuch von der Stirn. Den ganzen Tag Wehen zu haben, zehrte an ihren Kräften.
Eric kochte Suppe für sie. Rinderbrühe mit Karotten. Dankbar nahm sie diese entgegen und löffelte sie aus. Sie gab ihr wieder neue Kraft und glich den Flüssigkeitsverlust aus.
Als die nächste Wehe ihren Leib erschütterte, wäre ihr das Gefäß fast aus den Händen gefallen. Sie umklammerte es mit zitternden Fingern und stellte es mühsam auf den Tisch. Ein Stöhnen entkam ihren Lippen.
»Pamina.« Eric trat zu ihr. Sorge lag in seinen Augen.
Sie antwortete nicht, denn sie hatte Mühe, den Schmerz zu verkraften, der wie eine Welle durch ihren Leib fuhr. Langsam verebbte er,
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