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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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doch ihr Bauch war noch immer hart wie Stein. Sie glaubte, in der Mitte auseinanderzureißen. Eric nahm ihr das Gefäß aus den Händen.
    »Ist es bald soweit?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Agnes sagte, in dem Augenblick, in dem man glaubt, es nicht mehr auszuhalten, ist das Schlimmste überstanden.«
    »Agnes fehlt uns allen.«
    Pamina nickte. »Nicht nur als Heilerin, sondern auch als Mensch. Unser Volk bräuchte wieder eine Heilerin. Agnes starb leider, bevor sie eine Nachfolgerin ausbilden konnte. Sie hätte noch so viele Jahre vor sich gehabt.« Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle.
    »Aber du verstehst doch etwas davon?«
    »Nicht genug. Zudem würde niemand einer Heilerin vertrauen, die er für eine Giftmörderin hält.«
    »Aber du bist doch keine Mörderin.«
    »Wenn alle so dächten wie du, wäre ich jetzt nicht hier alleine in der Wildnis, um ein Kind zu gebären.« Es lag so viel Bitterkeit in ihrer Stimme, dass es sie selbst erschreckte. Gerade jetzt, als sie Laurents Kind bekam, kam all das Verdrängte wieder heraus. Das Gefühl, unerwünscht zu sein. Als Verstoßene im Asyl zu leben war nicht das, was sie sich für ihr Leben vorgestellt hatte. Doch was blieb ihr noch?
    Erics Blick verriet ihr, dass er ahnte, was sie bewegte. Er wandte sich ab.
    »Ich erwärme schon mal das Wasser. Es braucht einige Zeit.«
    Sie nickte schwerfällig. »Danke, Eric.«
    Sie betrachtete ihn von hinten. Sie war froh, die Geburt nicht alleine durchstehen zu müssen. Es beruhigte sie, ihn bei sich zu wissen.
    Rauch züngelte aus dem Herdfeuer. Zufrieden lächelnd kam Eric zu ihr zurück. Er wurde bleich, als sie vor Schmerz aufschrie. Er eilte zu ihr. Pamina klammerte sich an ihn. Sie schrie noch einmal. Jetzt war es soweit. Sie zerbarst. Es riss sie entzwei.
    Ihrer Kehle entrang sich ein Schrei, der nur annähernd menschlich erschien. Er ging in ein Heulen über und verebbte in einem Knurren. Elementare Erfahrungen brachten das Tier in ihr hervor. Sie spürte das Haar aus ihrer Haut schießen, den ziehenden Schmerz, als ihre Knochen sich verformten, und hoffte voller Verzweiflung, dass die Umwandlung dem Kind nicht schaden würde.
    Eric wich nicht vor ihr zurück. Er war von ihrer Art. Wäre Jean-François genauso unerschrocken hinsichtlich ihrer Tierhaftigkeit wie er? Welch abwegige Gedanken ihr gerade jetzt kamen.
    Eric hob sie von der Bank herunter und legte sie mitsamt der Tücher auf den Boden, damit sie sich nicht verletzte. Die letzten Zuckungen der Umwandlung verebbten, da veränderten sich auch die Wehen. Der umwälzende, alles verschlingende Schmerz wich einem Druck. Alles in ihr strebte nach unten. Ihr gesamter Leib zog sich zusammen. Sie spürte, wie etwas von oben in ihre Scheide drängte.
    »Eric!« Ihre Stimme war ein Grollen. Mit ihren Klauen zerfetzte sie die Überreste ihrer Chemise.
    Eric hockte sich zwischen ihre Beine.
    »Ich sehe es«, sagte er die erlösenden Worte.
    Pamina nahm alle verbliebene Kraft zusammen und gab sich dem Druck hin, gab ihm alles, was sie besaß und war. Sie spürte, wie der Kopf des Kindes sie weitete und nach unten wanderte. Kaum war der Kopf draußen, folgte der Rest innerhalb eines Augenblicks. Eric hob das Kind hoch.
    »Du hast einen Sohn.« Eric wusch das Kind ab, wickelte es, kleidete es an und legte es Pamina auf den Bauch.
    Tränen liefen über Paminas Wangen. Sie verspürte Erleichterung darüber, dass alles überstanden und das Kind gesund war. Als die Anspannung von ihr wich, zog sich auch der Wolf in ihr zurück. Krallen, Zähne und Fell verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.
    Dankbar lächelte sie Eric an. Endlich konnte Pamina ihren Sohn richtig in die Arme schließen. Vorsichtig berührte sie mit den Fingerspitzen des Kindes Kopf. Sein Haar war hell und weich. Das Kind fand von selbst ihre Brust und saugte daran.
    Silvain, so sollte er heißen, das Einzige, was ihr von Laurent und der Zeit mit ihm geblieben war. Tränen liefen über ihre Wangen. Tränen der Freude und eines Schmerzes, der, wie sie bereits jetzt ahnte, niemals gänzlich von ihr weichen würde.
     
     

Kapitel 12
     
     
    18. Juni 1571
    Jean-François blickte Valerie an, die neben ihm stand. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Immer wenn sie lächelte, ähnelte sie ihrem Bruder sehr.
    »Es freut mich, dass Ihr mitgekommen seid, Jean-François.« Im Laufe der Jahre hatte sie ihn mit dem Vornamen angesprochen, er diese Geste jedoch nie erwidert.
    Jean-François lächelte. »Die

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