Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
Vom Netzwerk:
Antoines Schritte verhallt waren und nur noch die Stille des Todes ihn umgab.
     
    Zwei Tage später in Dôle
    Céleste sah von ihrer Näharbeit auf, als Tante Camille zur Tür hineintrat.
    »Monsieur Delavalle möchte dich sprechen. Dein Vater.« Die Art, wie Camille das letzte Wort aussprach, ließ durchscheinen, wie wenig sie von ihm hielt.
    Émile war die letzte Person, die Céleste erwartet hätte. All die Jahre hatte er sich nicht für sie interessiert. Zuletzt hatte sie ihn gesehen, als sie sechs Jahre alt gewesen war. Was wollte Émile jetzt von ihr?
    »Möchtest du ihn empfangen oder soll ich ihn wegschicken?« Ungeduld lag in Camilles Stimme. Sie stand noch immer in der Tür.
    »Führ ihn herein.«
    Wenig später kam Camille mit Émile zurück. Er sah fast genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Hochgewachsen und schlank war er immer noch. Nur trug er jetzt einen Bart und sein dunkelblondes Haar war von dünnen grauen Strähnen durchzogen.
    » Bonjour, ma fille .«
    » Bonjour , Monsieur.« Nein, sie würde ihn nicht Vater nennen und sie war auch nicht sein Mädchen. »Nehmt bitte Platz. Was führt Euch her?«
    »Suzette.« Er setzte sich nieder. »Ich kann sie nicht vergessen. Du warst ihr schon als Kind so ähnlich. Du bist das Einzige, was mir noch von ihr geblieben ist. Ich musste dich sehen.«
    »Ich bin ihr nicht ähnlich.«
    »Du irrst. Du bist genauso wie sie.«
    Sie hob die Achseln. »Wenn du meinst. Ich kannte sie kaum, im Gegensatz zu dir.«
    »Ich kann das Haus in der Rue des Rats kaum betreten, ohne an Suzette zu denken. Mir tut das Herz dabei weh.«
    »Dann verkauf das Haus und suche dir ein neues.«
    » Non , das kann ich nicht. Suzette wollte, dass ich es in ihrem Sinne weiterführe. Ich habe nichts verändern lassen, auch nicht an ihren persönlichen Sachen.«
    »Dann ist dir nicht zu helfen.«
    »Ich sehe schon, dass ich die lange Reise hierher umsonst gemacht habe.«
    »Und deine Großtante in Besançon? Ich bezweifle, dass du allein wegen mir hierher gekommen bist.«
    »Ich bin aber wegen dir hier.«
    »Was erwartest du von mir?«
    »Ich hoffe, Suzette in dir zu finden.«
    Céleste verzog den Mund. Der Mann musste irre sein. »Dann suche woanders. Ich bin nicht Suzette und werde sie niemals sein. Mag ich ihr noch so ähnlich sehen, bin ich doch eine andere.«
    »Du willst es nicht sehen, nicht wahr?« Er beugte sich leicht über den Tisch. »Du willst nicht wissen, wie viel von ihr in dir ist?«
    »Ich bin ich selbst, niemand sonst.« Sie hob ihr Gesicht.
    »Du bist Suzettes Tochter, bist aus ihrem Leib gekommen, von ihrem Fleisch und Blut. Du bist das Einzige, was von ihr noch übrig ist.«
    »Und Jean-François? Ist er nicht ihr Sohn?«
    Ein abweisender Ausdruck trat in seine Augen. »Das ist nicht dasselbe. Er sieht ihr kaum ähnlich. Er sieht aus wie sein …« Émile brach ab.
    »Wie wer?«
    »Niemand. Wie niemand.«
    Céleste verspürte Wut in sich aufsteigen. Wie konnte dieser Heuchler es wagen! Sie sprang von ihrem Stuhl auf. »All die Jahre lässt du dich nicht bei mir blicken, vergisst mich, verschweigst mich, verleugnest mich. Und jetzt kommst du, weil ich ihr ähnlich sehe, und verlangst Trost von mir, den ich dir weder geben kann noch will.«
    Sie eilte zur Tür, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Als es damals um meinen Unterhalt ging, kümmerte sich Jean-François um mich, während du mich im Stich gelassen hast. Er verkaufte seinen Körper und seine Seele für mich, während du wieder irgendwo vagabundiert hast.«
    »Du irrst dich, Céleste. Jean-François besitzt keine Seele.«
    Sie riss wutentbrannt die Tür auf. »Hinaus, Émile, gehe fort von hier und wage dich niemals wieder unter meine Augen!«
    Émile starrte sie entsetzt an, fing sich jedoch sogleich wieder. Er ging hinaus, drehte sich jedoch noch einmal um, bevor er ging. »Du bist ihr ähnlicher als du denkst, Céleste, auch wenn du dies nicht wahrhaben möchtest. Ich hoffe für dich, dass du es nicht eines Tages bereust, mich abgewiesen zu haben.«
    »Verschwinde, bevor ich es bereue, deine Tochter zu sein.«
    Er sah sie an, als hätte sie ihn geschlagen. Ohne ein Wort drehte er sich um und ging davon.
    Céleste sah ihm nach. Der Tod Suzettes musste ihn seinen Verstand gekostet haben.
     
    Jean-François bog schnell in eine Seitengasse ab, als er Antoine von Weitem auf der Straße erkannte. Er sollte ihn nicht sehen.
    Jean-François lief weiter, bog erneut ab und betrat eine Gaststätte. Nichts. Der, den

Weitere Kostenlose Bücher