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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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bin ich froh, dass Ihr ein solcher Ehrenmann seid, um mich nicht fürs Bett zu benutzen, während Euer Herz einer anderen gehört.«
    Bevor Jean-François antworten konnte, wandte sie sich um und ging davon. Er hörte ihr leises Weinen, wusste jedoch, dass er es noch schlimmer machen würde, wenn er ihr in diesem Moment folgen würde. Erst musste sie sich wieder in den Griff bekommen.
    Später würde er mit ihr reden. Auch seine Augen brannten. Er schloss sie und sah Paminas Bild vor sich. Die Vergangenheit verfolgte ihn. Egal wohin er ging, er trug sie in sich. All die Jahre vermochten sie nicht auszulöschen.
     
    Ein Blumenmädchen lief die Straße entlang. Offenbar waren die Verkäufe heute nicht sonderlich gut gelaufen, denn ein paar besonders schöne Rosen konnte Jean-François in ihrem Korb erkennen.
    »Mademoiselle«, sprach er sie an und eilte auf sie zu.
    Das Mädchen strich sich eine Strähne ihres dunklen Haares aus dem Gesicht. Ihm fiel auf, dass sie Sommersprossen hatte. Von der Sonne, jenem Gestirn, das er niemals wieder erblicken würde.
    »Habt Ihr noch weiße Rosen?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »No, Signor, nur weiße Nelken. Rosen habe ich noch in Gelb und Dunkelrot. Ihr habt Glück, dass ich überhaupt noch hier bin.«
    »Gebt mir sieben von den Dunkelroten, bitte.«
    »Gerne, Signor.« Sie reichte ihm die Rosen, er ihr das Geld. Die Blüten schlossen sich bereits zur Nacht, doch entströmte ihnen noch ihr betörender Duft. Es waren besondere Exemplare für einen besonderen Menschen.
    Er hoffte nur, Valerie würde sein Geschenk nicht missverstehen. Es entsprang in erster Linie seinem schlechten Gewissen. Er schätzte Valerie, doch da er sie nicht liebte, wollte er ihr keine falschen Hoffnungen machen. Antoines Schwester wollte er nicht für seine Lust benutzen.
    Hinter jedem Fenster von Valeries Haus stand eine Kerze, dennoch war es recht finster darin. Jean-François betrat das Gebäude durch den Hintereingang. Im Flur vernahm er Blutgeruch. Süß und kupfrig und schwer wie von viel frisch vergossenem Blut.
    Jean-François legte die Blumen auf eine Kommode. Er zog sein Langmesser, während er durch den dunklen Flur lief. Nur ein Streifen Mondlicht schien durch das Fenster neben der Eingangstür. Die Kerze, die stets dort stand, war erloschen. Schwacher Aschegeruch von der erstorbenen Flamme lag in der Luft. Die sonst stets geschlossene Tür von Valeries Schlafzimmer stand offen. Jean-François trat vorsichtig ein und erstarrte. Ungläubig sah er zu Valeries Bett.
    Sie lag darauf, die er nur eine Stunde zuvor noch in den Armen gehalten hatte. Ihr nackter Leib war blutverschmiert. Zwischen ihren beiden wundervollen Brüsten ragte ein Dolch empor, der ihr Herz durchbohrte. Ihr Herz, das er vor einer Stunde gebrochen hatte. Valerie hatte doch nicht etwa …? Non , sie würde sich nicht selbst töten. Nicht Valerie. Und nicht nackt, entblößt für jeden, der sie fand. Man hatte sie ermordet.
    Jean-François hörte, wie die Hintertür aufgeschlossen wurde. Lachen drang durch den Flur. Das Geräusch von Schritten näherte sich. Jean-François suchte nach einem Tuch, um Valeries Leib abzudecken. Er wollte sie nicht so liegen lassen. Da er nichts anderes fand, nahm er ihr Kleid und warf es über ihre Leiche.
    Er schaffte es gerade rechtzeitig, denn Jacques sah in den Raum. Neben ihm stand eine Bedienstete, an deren Namen er sich nicht erinnerte. Ihre Blicke trafen sich über Valeries Leiche.
    Das Weib schrie entsetzt. Jacques hingegen zog sie fort vom Ort des Geschehens und versuchte, sie zu beruhigen.
    »Mörder!«, schrie Jacques. »Ein Mörder, Mörder!«
    Schritte und die Stimmen der Männer der Stadtwache erklangen draußen vor dem Haus. Hatte er Beweise für seine Unschuld? Das unbekannte Blumenmädchen? Non , er würde sie nicht mehr finden. Es gab unzählige Blumenmädchen in Siena.
    Die vielen Schritte erklangen nun im Flur. Jean-François sprang aus dem Fenster, doch offenbar hatten sie mit einer Flucht gerechnet, denn auch dort standen Wachen. Drei Männer, die sogleich ihre Kurzschwerter zogen. Sie waren zu dicht bei ihm. Entweder er ließ sich ergreifen oder er richtete ein Blutbad an, was er verhindern wollte.
    Nur Jean-François’ Gedanken waren noch dunkler als seine Zukunft. Hätte er mit Valerie geschlafen, dann wäre er bei ihr gewesen und hätte ihren Tod verhindern können. Valerie könnte noch leben. Zwar hätte er ihr, früher oder später, das Herz gebrochen, doch

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