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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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rollte mich auf die Seite und starrte an die Decke, während ich mit dem Daumen über seine Handfläche rieb.
    Wünscht sich nicht jeder, dass es Liebe ist?
    Auf mich traf das zu. Allerdings hatte ich nie gedacht, dass ich einen Mann kennenlernen könnte, der meine Ansicht teilte. Bis ich John begegnet war.
    Alles war so auffallend schnell gegangen. Meine Gefühle für John Rodolfo bereiteten mir das gleiche Unbehagen wie seine offenkundigen Gefühle für mich.
    Vorsichtig schlüpfte ich aus dem Bett und holte das Gris-Gris , das ich ins Waschbecken geworfen hatte, bevor ich zum Polizeirevier aufgebrochen war. Kings Worte fielen mir wieder ein: Möglicherweise ein Schutzamulett, es könnte aber auch ein Fluch oder ein Liebeszauber dahinterstecken .
    „Ein Liebeszauber“, murmelte ich und drückte den Beutel ein wenig fester.
    John ächzte im Schlaf; dabei warf er den Kopf hin und her.
    „Schsch“, machte ich, meine Augen dem grauen Licht der Dämmerung vor dem Fenster zugewandt.
    Ich könnte wirklich eine Tasse Kaffee brauchen.
    „Was wissen Sie über Gris-Gris ?“
    Maggie nahm den Blick von der Espressomaschine, an der sie gerade Milch für etwas aufschäumte, das nach einem Cappuccino aussah. Der gut gekleidete Geschäftsmann vor der Theke würdigte uns beide keines Blickes, als er die Tasse nahm und einen Dollar in den Trinkgeldbehälter steckte.
    „Ziemlich viel“, beschied sie mir aufgeräumt. „Wollen Sie was bestellen?“
    Ich studierte die Getränketafel, und meine Miene hellte sich auf. „Ja, einen großen Jamaican Blue Mountain, bitte.“
    Ich liebte diese Kaffeesorte. Sie war zwar teuer, aber jeden Penny wert.
    Nachdem Maggie mir eine Tasse eingeschenkt hatte, nahm sie sich selbst auch einen – etwas billigeren – und gesellte sich zu mir an den Tisch. „Was wollen Sie über Gris-Gris wissen?“
    „Es sind Amulette?“
    „Exakt.“
    „Was bedeutet der Ausdruck ‚ Gris-Gris ‘?“
    „Er leitet sich von dem französischen Wort für ‚grau‘ her und symbolisiert die schwarze und weiße Seite der Magie.“
    „Sind es magische Objekte?“
    Sie lächelte nachsichtig. „Was genau verstehen Sie nicht an dem Wort ‚Amulett‘?“
    „Den Teil, in dem ein Beutel voll Zeug magisch sein soll.“
    „Der Inhalt ist weniger bedeutsam als die Kombination aus der Macht desjenigen, der das Gris-Gris anfertigt, und seinem starken Glauben daran.“
    „Wissen Sie, wie man eines macht?“, fragte ich.
    „Ich weiß, womit die beliebtesten gefüllt werden, aber herstellen könnte ich keins. Ich bin keine geweihte Priesterin.“
    „Trotzdem könnten Sie eines machen? Sie wären physisch dazu in der Lage?“
    „Das wäre ich, aber wie bereits gesagt, resultiert die Wirkung aus dem Glauben und der Magie, die wiederum von dem houngan oder der mambo stammen, der beziehungsweise die das Gris-Gris anfertigt. Und ich bin weder das eine noch das andere.“
    „Könnte ein Zauberer, ein …“ Mir fiel das richtige Wort nicht ein, und ich hob fragend die Hand.
    „ Bokor ?“
    „Ja. Könnte er ein Gris-Gris machen?“
    „Sicher. Wenngleich ein bokor eher dazu tendieren würde, ein ouanga anzufertigen.“
    „Was ist das?“
    „Ein Amulett, das mittels schwarzer Magie erschaffen wird, manchmal auch ein Zaubertrank. Der bokor hält zu diesem Zweck eine Zeremonie ab – einen speziellen Ritus, durch den die negativen übersinnlichen Kräfte der loas direkt in das Amulett geleitet werden.“
    Ich fasste in meine Tasche und holte den kleinen Beutel heraus. „Was ist das hier für eines?“
    Maggie studierte es skeptisch. „Ich bezweifle, dass es sich um ein ouanga handelt.“
    „Weil?“
    „Weil man die nur anfassen muss, um krank zu werden.“
    Ich ließ das Säckchen auf den Tisch plumpsen, und Maggie lachte. „Entspannen Sie sich. Ouangas sind nicht sehr kraftvoll.“
    „Weil?“, wiederholte ich.
    „Weil das Gute stärker ist als das Böse.“
    Sie war ja noch so jung.
    „Ist es ein Gris-Gris ?“
    „Ja.“ Sie streckte die Hand danach aus, zögerte jedoch, bevor sie es berührte. „Darf ich?“
    „Nur zu. Ich würde gern erfahren, wozu es gut ist.“
    Sie löste das schmale Band, das den Beutel verschloss, und schüttete den Inhalt – eine graue, mit roten und violetten Partikeln gesprenkelte Mixtur – in ihre Handfläche.
    „Ist es ein Liebesamulett?“, erkundigte ich mich.
    „Oh nein. Ein Liebesamulett wird aus lieblichen Ingredienzen gemacht – zum Beispiel aus Orangenblütenwasser,

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