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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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mehrere der Beamten in die Stadt ausströmen zu lassen. Bisher hatte niemand etwas entdeckt – keinen Wolf, keinen Kojoten, keinen geifernden, blutbesudelten nackten Mann.
    Der Gedanke ließ mich erschaudern, aber nachdem er mir einmal gekommen war, folgten andere auf dem Fuße.
    Ein Wolf, der kein Wolf war. Ein wildes Tier mit menschlichen Augen. Eins, das bei Halbmond jagte. In New Orleans gab es dafür nur eine einzige Erklärung.
    Loup-garou .
    Ich musste mit Maggie reden. Nur leider kannte ich weder ihre Adresse noch ihren Nachnamen.
    Also beschloss ich, stattdessen zum Krankenhaus zu fahren. Meine Schicht hatte ich ohnehin versäumt. Ich musste mich vergewissern, wie es Sullivan ging. Sicher, ich hätte in der Klinik anrufen können, aber bestimmt würde ich eine klarere Auskunft bekommen, wenn ich vor Ort ausharrte, bis sie mir eine Antwort gaben.
    Mueller bot an, mich hinzubringen, aber es war offenkundig, dass er nur höflich sein wollte; er hatte weitaus Wichtigeres am Tatort zu tun.
    Ich winkte ein Taxi heran und ließ mich kurze Zeit später vor dem Eingang der Notaufnahme absetzen. Eigentlich hätte ich, noch bevor ich das Chaos im Wartebereich erreichte, erkennen müssen, dass etwas nicht stimmte. Ein Krankenwagen stand einsam und verlassen in der Auffahrt; die hintere Ladetür klaffte auf, als ob jemand in höllischer Eile herausgesprungen wäre.
    Vielleicht hatte der Patient einen Herzstillstand erlitten.
    Meine Schritte beschleunigten sich wie von selbst, als mir in den Sinn kam, dass dieser Patient Sullivan gewesen sein könnte.
    Ich preschte so ungestüm durch die Tür, dass die kleine Gruppe von Wartenden in der Ecke erschrocken zusammenfuhr; ein paar rangen nach Luft. Alle starrten mich mit den bleichen Gesichtern und panischen Augen von Unfallopfern an.
    Mehrere Stühle lagen umgekippt auf dem Boden. Ein Tisch war zu Kleinholz verarbeitet worden. Der Empfangsschalter war unbesetzt.
    Dahinter steckten ein paar Krankenschwestern, Ärzte und Sicherheitskräfte hitzig diskutierend die Köpfe zusammen. Nach allem, was ich sehen konnte, war auch dort hinten gewütet worden. Glasscherben glitzerten auf dem Fußboden; glänzende Metallinstrumente waren in alle Richtungen geschleudert worden; einer der weißen Vorhänge, die den Behandlungsbereich abtrennten, schien von einem Messer zerfetzt worden zu sein.
    „Entschuldigung?“, rief ich.
    Jeder der Krankenhausmitarbeiter wandte den Blick zu mir. Ihre Gesichter waren vor Schock verzerrt. Meine Nerven begannen unter meiner Haut zu zucken wie mexikanische Springbohnen.
    „Ich möchte mich nach einem Freund erkundigen.“
    Eine der Frauen löste sich von der Gruppe. Erfolgreich rang sie sich ein wenn auch angestrengtes Lächeln ab. Zweifellos hatte sie den Ausdruck in jahrelanger Ausübung einer schwierigen Tätigkeit perfektioniert. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, mit wie vielen hysterischen Personen sie sich hier jeden Tag auseinandersetzen musste.
    „Wir hatten ein kleines Problem“, erklärte sie mir.
    „Klein scheint leicht untertrieben zu sein.“
    „Das stimmt.“ Ihr Lächeln verblasste. „Wie heißt Ihr Freund?“
    „Sullivan. Detective Conner Sullivan.“
    Die Schwester hatte sich schon über ihren Schreibtisch gebeugt, um einen Blick in die Aufnahmeliste zu werfen, doch jetzt sah sie hoch, und ihre Augen weiteten sich.
    „Ähm, Doktor?“, rief sie.
    Oh-oh.
    Einer der Weißkittel trennte sich von den anderen und kam zu ihr. „Sie fragt nach dem Detective.“
    „Was ist los?“, verlangte ich zu wissen.
    Mit einem verstohlenen Blick zu den noch immer verstört wirkenden Leuten im Wartezimmer forderte er mich auf, ihm zu folgen.
    Er trat durch eine zweite Tür mit der Aufschrift NUR KLINIKPERSONAL und blieb gleich dahinter stehen. „Ich bin Dr. Haverough.“
    „Schön für Sie.“ Meine wachsende Nervosität gab meinen unzulänglichen Manieren den Rest. „Wo ist Sullivan?“
    „Wir wissen es nicht.“
    „Wie bitte?“
    „Er ist abgehauen.“
    „Mit einer tödlichen Halswunde?“
    Der Arzt, der viel zu jung und viel zu müde wirkte, um hier zu arbeiten, rieb sich das Kinn. „Sogar tödlicher, als Sie ahnen.“
    Nun rieb ich mir die Stirn. „Wovon zur Hölle sprechen Sie?“
    „Der Detective erlitt noch im Krankenwagen einen Herzstillstand. Wir haben versucht, ihn wiederzubeleben, leider ohne Erfolg. Er wurde für tot erklärt.“
    Heiße Tränen stiegen mir in die Augen; mein Atem versengte mir die Lunge.
    „Plötzlich

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