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Wolfsruf

Titel: Wolfsruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.P. Somtow
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Unannehmlichkeiten. Ich freue mich, dass Sie so verständnisvoll und solch ein Gentleman sind, Mr Claggart.«
    »Wenn Sie gleich mit mir zum Sheriff kommen würden, dann könnten wir all diese unangenehmen Dinge auf zivilisierte Weise zu einem Ende bringen.«
    »Natürlich. Wir sollten den Papierkram so schnell wie möglich erledigen«, bestätigte der Major seufzend.
    »Sie sind wirklich eine schleimige Ratte, Major Sanderson«, bekundete Claggart, ohne seine Waffe aus der Hand zu legen, »und Sie dürfen das als Kompliment auffassen, denn man muss selbst eine sein, um eine zu erkennen.«
    Er warf nur einen kurzen Blick auf seine tote Gattin. Er hatte noch nie auf eine Frau geschossen, überlegte er, er hätte sich nie vorstellen können, dass ihm das solchen Nervenkitzel verschaffte. Und er war dem Major zu tiefem Dank verpflichtet,
denn dessen ehebrecherischer Akt hatte ihm das Recht zu töten gegeben; nicht dass er Schuld empfunden hätte, denn er wollte sich ihrer sowieso entledigen, aber auf diese Weise brauchte er sich wegen seines mangelnden Schuldbewusstseins nicht schuldig zu fühlen; er hatte nur reagiert wie jeder aufrechte Mann an seiner Stelle, und dieser Mord hatte den Segen des Gesetzes und der Heiligen Schrift.
    »Aber ich vernachlässige meine Pflichten als Gastgeber, Major«, sagte er. »Gehen wir hinunter und trinken wir ein Glas.«
    Nachdem sie einander im Wohnzimmer zugeprostet hatten, überzeugte Claggart den Major von der Notwendigkeit, einen Skandal zu vermeiden, und rang ihm ein Versprechen ab. Claggart würde Hilfe brauchen, wenn er sein neu erworbenes Erbe verkaufte, um seine neue Karriere starten zu können.
    »Sollen wir jetzt zum Sheriff gehen?«, fragte der Major. »Ich muss bald gehen; ich habe eine Nachricht aus dem Osten erhalten, die den Eisenbahner Grumiaux interessieren wird; und außerdem habe ich in Winter Eyes zu tun.«
    »Winter Eyes? Wo ist das?«
    Der Major wich seinem Blick aus. »Im Süden«, antwortete er und wechselte das Thema. Aber Claggart kam der Name irgendwie vertraut vor; hatte das nicht etwas mit dem ausländischen Grafen zu tun? Er konnte den Namen nicht einordnen, aber der Gedanke an den Grafen erinnerte ihn wieder an den Wolfsjungen.
    Er brauchte ihn nicht wirklich, das war ihm klar, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Aber der Anblick des Kindes hatte ihn zu diesem großartigen Vorhaben inspiriert, und deshalb wäre es nicht vollständig ohne diesen Burschen.
    Er war noch unschlüssig, wie er an den Jungen herankommen würde. Aber alles hatte seinen Preis. Wenn der Zeitpunkt gekommen war, konnte er auf die Unterstützung des Majors rechnen, dessen war er sicher.

    Ich bin wirklich besessen, stellte Claggart erstaunt fest, als er sich darauf vorbereitete, mit dem Major ein paar Runden Black Jack zu spielen.
     
    Es war nach Mitternacht, als sich Teddy Grumiaux und Captain Harper nach Deadwood wagten. Sie schlichen hinter Saloons und Hurenhäusern herum. Die Stadt stank nach Schnaps und altem Rauch und Pferdemist. Sie stank noch schlimmer als Omaha. Teddy blieb dicht hinter dem Captain, der zwar einen Büffelumhang trug, aber kaum als bleicher Indianer durchgehen würde; er marschierte wie ein Weißer. Teddy hielt sich im Schatten und versuchte, Scott davon abzuhalten, allzu sehr auf den Bohlen herumzutrampeln.
    Nach einer Weile roch er Opium. Die Straßen waren hier schmaler, schmutziger. »Wo Opium ist, sind auch Chinesen«, stellte Teddy fest. »Ich dachte, du willst mich zu meinem Pa bringen.«
    Scott sagte kein Wort. Er hatte kaum etwas gesprochen, seit sie das Sioux-Reservat verlassen hatten. Er trauerte um seinen toten Freund, aber er zeigte seine Gefühle nicht. Teddy schätzte, dass er alle seine Sinne brauchte. Wenn die Army ihn erwischte, dann wäre für ihn als Deserteur eine Krawattenfeier fällig. Und Teddy wollte nicht, dass Scott gehängt wurde.
    Dieser Captain is”n guter Kerl, dachte er. Behandelt mich wie einen richtigen Menschen. Nicht wie’n Bekloppten, der nur dazu da ist, getreten zu werden.
    Schritte. Fröhlich, zuversichtlich. Ein vertrautes Kichern. Das konnte nicht wahr sein! »Runter!«, flüsterte er. »Schnell!« Sie quetschten sich in eine Gasse.
    »Was zum …«, sagte Scott. Dann gesellte sich eine zweite Stimme zur ersten, und er erstarrte. Teddy lugte aus dem Schatten heraus.
    Zwei Männer überquerten die Straße. Einer trug eine Uniform. Wo normalerweise Haar wuchs, war nur rosa Gewebe. Er
war skalpiert worden und hatte

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