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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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an dem Mann schätzte – er vertrödelte seine Zeit nicht mit Plattitüden. Er würde den Job erledigen. Ich hoffte nur, dass er ihn erledigte, bevor der Leichenberg noch höher wurde.
    Als ich in meine lange Zufahrt einbog, umklammerte ich mit aller Kraft das Lenkrad, während der Pick-up meines Vaters über die schlammigen Spurrillen holperte, die der Gewittersturm in den Untergrund gefräst hatte. Ich hatte nicht die Gelegenheit gehabt, Claire nach meinem neuen Streifenwagen zu fragen, aber da der Pick-up gut mit den noch immer durchweichten Nebenstraßen zurechtkam, war er vermutlich sowieso die bessere Wahl.
    Der Wagen hüpfte über einen besonders hohen Buckel und rollte auf den Hof, wo er um ein Haar mit einem anderen Auto kollidiert wäre, das dort parkte.
    „Mist.“ Ich hatte mein Date vergessen.
    Ian Walker saß nicht in seinem Wagen. Er war nicht auf der Eingangsveranda. Ich überlegte, ob er wohl zum Bach gegangen war, in der Hoffnung, mich, wie gestern Abend, dort anzutreffen. Wie peinlich, dass er glauben könnte, ich wartete am Wasser auf ihn, um mehr zu bekommen … obwohl es eigentlich gar keine so üble Idee war.
    Ich ermahnte mich, dass dies nur eine flüchtige Affäre war, mehr nicht. Auch wenn ich gegen meine mir selbst auferlegte Regel, keinen Sex mit einem Einheimischen mehr zu haben, verstoßen hatte, hieß das nicht, dass dies mehr war als ein kurzes Intermezzo, das böse enden würde.
    Aber wenn das alles war, was konnte es dann schaden, sofort mit ihm ins Bett zu hüpfen? Nach dem Tag, der hinter mir lag, konnte ich ein wenig Trost gebrauchen, die Chance, für einen Moment alles zu vergessen, was mir im Kopf umherschwirrte.
    Ich stieg die Treppe hinauf und öffnete die Tür. Ian saß an meinem Küchentisch.
    Ich guckte zur Tür und wieder zu ihm. Wie war er ins Haus gelangt?
    „Sie stand offen“, erklärte er.
    Was mir nicht ähnlich sah. Allerdings war ich in den letzten Tagen ziemlich abgelenkt gewesen – ein attraktiver Arzt, ein Botenwolf, Raben, Krähen, Adler, tote Menschen.
    „Ich hatte unsere Verabredung vergessen“, gestand ich. „Da war … “ Ich verstummte. Ich konnte es ihm nicht sagen, selbst wenn ich es wüsste.
    „Schon in Ordnung.“ Er stand auf und blieb, offenbar verunsichert, neben dem Tisch stehen.
    „Nein, das ist es nicht. Ich war mit meinen Gedanken woanders. Ich bin nicht gut im … “ Ich wedelte mit der Hand.
    „Reden?“
    „Nein, darin bin ich gut. Ich bin eine Niete bei romantischen Verabredungen.“
    „Das Gleiche gilt für mich. Weißt du, ich habe mich mit niemanden mehr getroffen, seit … “
    Er ließ die Worte verklingen und senkte den Blick, sodass sein Zopf mit der Feder nun vor seinem Gesicht baumelte. Ich hatte ihn wieder an seine verstorbene Frau erinnert. Vielleicht war ich doch nicht so gut im Reden wie gedacht.
    „Ich hab’s vermasselt. Es tut mir … “
    Ian schaute auf. „Entschuldige dich nicht. Ich bin froh, dass du es vergessen hattest.“
    Ich zog verdutzt die Brauen hoch. „Froh?“
    „Grace, ich bin Arzt. Ich vergesse oft etwas. Wichtige Daten. Geburtstage. Es wird Zeiten geben, in denen ich derart eingespannt bin, dass ich möglicherweise deinen Namen vergesse.“ Ich senkte die Brauen, und er lachte. „Das war ein Jux.“
    „Du bist nicht sauer?“
    „Natürlich nicht.“ Er strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Es gibt da etwas, das wir neulich Abend nicht besprochen haben.“
    Eine Besprechung hatte eigentlich nicht auf meiner Wunschliste gestanden, doch ich ahnte, worauf er abzielte.
    „Safer Sex“, sagte ich. Wir hatten uns nicht geschützt.
    „Ja. Ich … nun ja … ich hatte nicht mitgedacht.“
    Genau wie ich.
    „Ich nehme die Pille“, erklärte ich. Das tat ich schon seit Jahren. Obwohl ich Kinder wollte, war eine ungeplante Schwangerschaft nicht der Weg, auf dem ich sie zu bekommen gedachte. „Ich hatte noch nie ungeschützten Sex.“
    „Noch nie?“
    „Bis zu der Begegnung mit dir.“
    Mein Eingeständnis veranlasste mich, die Augen von seiner eindringlichen Miene abzuwenden. Es fühlte sich nach mehr an, als es war. Es fühlte sich wie eine Art Versprechen an.
    „Ich auch nicht“, murmelte er.
    Ich sah auf. Meinte er das ernst? Seinem Blick nach, definitiv. Ich war nicht sicher, ob ich ihm glauben sollte, aber welchen Grund hätte er zu lügen? Abgesehen davon war die Milch sozusagen längst verschüttet. Es hatte keinen Sinn, jetzt noch darüber zu weinen.
    Ich lächelte, und seine

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