Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
etwas, Ian.“ Ich dachte an meine Mutter. „Zumindest sollte sie das. Und zu lügen … “ Ich brach ab. Warum nur setzte es mir so sehr zu? Wahrscheinlich, weil mir schon zu viele Männer gesagt hatten, was ich hören wollte, und dann abgehauen waren.
    Du bist wunderschön, Grace.
    Ich liebe dich, Grace.
    Ich werde dich niemals verlassen, Grace.
    Meine Frau ist gegangen, Grace.
    Also hatte ich mir angewöhnt, ihnen den Laufpass zu geben, bevor sie den Spieß umdrehen konnten. Es war der einzige Ausweg, um nicht verletzt zu werden. Dieses Mal hatte ich zu lange gewartet.
    „Die Sache war von Anfang an verrückt“, bemerkte ich. „Vor drei Abenden haben wir uns kennengelernt. Vorgestern Abend waren wir am Wasser und … “
    „Hatten Sex“, vollendete er.
    „Es war zu viel, zu schnell. Ich dachte … “
    Ich konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Ian machte einen Schritt auf mich zu, und ich kniff die Augen zusammen, um ihn zu warnen, bloß nicht näher zu kommen. Er krallte die Finger in den Stoff seiner Hose, und das Kratzen seiner Fingernägel zerriss die plötzliche Stille.
    „Was dachtest du?“, bedrängte er mich sanft.
    Ich hatte gedacht, dass es etwas bedeutete. Ich hätte es besser wissen müssen. Die Tatsache, dass er ein Cherokee war, machte ihn nicht weniger zu einem Mann.

21
    Ich ging, und Ian hielt mich nicht auf. Ich hatte nichts anderes erwartet. Es war ja nicht so, dass er mich geliebt hätte. Es war auch nicht so, dass ich ihn liebte.
    Mir blieb keine Zeit zu heulen und zu wehklagen – nicht, dass ich das andernfalls getan hätte. Ich hatte eine Verabredung auf dem Friedhof.
    Zum Glück bestatteten die verschiedenen Kirchen ihre Toten bis heute außerhalb der Stadt, wodurch wir weniger Gefahr liefen, Schaulustige anzulocken. Sicher würde sich das, was wir taten, herumsprechen, aber je länger es dauerte, desto besser.
    Ich steuerte meinen Wagen vom Lunar Lake weg. In den alten Zeiten war es Usus gewesen, die Gräberfelder so weit wie möglich von der Einwohnerschaft entfernt anzulegen, hauptsächlich, um zu verhindern, dass umherstreunende wilde Tiere einen abgerissenen Arm oder ein Bein unter irgendeine Veranda schleppten.
    Während der Jahre, in denen Lake Bluff wuchs und gedieh, fand sich innerhalb der Stadtgrenzen nicht genügend Platz für einen Friedhof, doch außerhalb, dort, wo die Toten schon immer ihre letzte Ruhe gefunden hatten, war noch immer reichlich freie Fläche.
    Ich fuhr durch das Portal des Mountain View Cemetery, entdeckte Doc Bills Wagen in der Nähe eines Grabes, das vermutlich das war, welches wir untersuchen wollten, und parkte hinter ihm.
    Der Doc erteilte gerade einem Arbeiter, der neben seiner Maschine stand, Anweisungen. Da der Verstorbene erst gestern beigesetzt worden war, bedeckte statt Gras nur Erde das Grab von Alec Renard. Seinem Nachruf zufolge war Alec an einem Schlaganfall gestorben.
    Nur dass Alec seiner Enkelin zufolge, die der vierte Interviewpartner auf meiner Hitparadenliste gewesen war, die Gesundheit eines Gauls besessen hatte.
    Bis ihn ohne Vorwarnung der Tod ereilt hatte.
    Doc Bill beendete seine Unterredung mit dem Friedhofsangestellten und eilte über den saftigen grünen Teppich, der den Großteil des Mountain View Cemetery bedeckte, auf mich zu.
    Der Friedhof bot tatsächlich einen herrlichen Bergblick, nur leider hatten die Bewohner nicht viel davon. Oder doch? Was wusste ich schon?
    Dies wäre eine hübsche Ruhestätte für meinen Vater gewesen, nur dass er seinen Anweisungen entsprechend verbrannt worden war. Ich hätte seine Asche gern in der Stadt und in dem Haus, das er geliebt hatte, behalten, aber er hatte verfügt, dass sich seine fünf Kinder der Reihe nach abwechselten. Man muss sich wirklich wundern, was manche Menschen in ihrem letzten Willen so alles testieren. Sheriff McDaniel senior hatte darin keine Ausnahme gebildet.
    Als waschechte Cherokee war Urgroßmutter an einem waldigen Berghang bestattet worden. Das war zwar absolut illegal, aber als ich meinen Vater endlich darüber informierte, war die Tat bereits vollbracht.
    Er war nicht glücklich darüber gewesen. Mein Vater hatte das Gesetz repräsentiert, und selbst wenn er Urgroßmutter nicht in einem Ausmaß verabscheut hätte, das ihrem Abscheu ihm gegenüber in nichts nachstand, hätte er verhindert, dass sie auf die von ihr gewünschte Weise beigesetzt wurde. Für ihn war das Gesetz nicht beugbar, folglich durften menschliche Überreste nicht unter die Erde

Weitere Kostenlose Bücher