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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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nicht für paranormale Ermittlungen ausgebildet. Ich kam einfach nicht weiter, während gleichzeitig immer mehr Menschen starben.
    Vorausgesetzt, es waren überhaupt Menschen. Das stand noch nicht fest.
    Jedenfalls fanden immer mehr Stadtbewohner ohne Herz den Tod, und ich hatte keinen blassen Schimmer, warum das so war. Bald schon würden andere auf diese seltsame Epidemie aufmerksam werden, und dann steckten wir in ernsthaften Schwierigkeiten.
    Von drinnen drang das leise Murmeln von Ians Stimme an mein Ohr. Entweder führte er Selbstgespräche oder er telefonierte. Ich schlich näher an die Tür, wo ich entdeckte, dass durch mein kraftvolles Zuschlagen das Schloss nicht eingerastet war, sodass sie einen Spaltbreit offenstand.
    „Eine Frau, die angeblich auf dem Weg der Besserung war, ist heute Nacht gestorben.“
    Ich runzelte die Stirn. Wen konnte er deswegen bloß angerufen haben?
    „Ich hatte ihr einen meiner Heiltränke gegeben. Kräuter, Vitamine. Nichts Besonderes. Glaub mir, wenn ich Krebs heilen könnte, würde ich es tun.“
    Ich verzog den Mund.
    „Ich weiß, dass es keinen Sinn ergibt. Die Kalanu Ahyeli’-ski stiehlt das Leben Sterbender.“
    Ich erstarrte.
    Die was ?

25
    Obwohl ich am liebsten ins Haus gestürmt wäre, um Antworten auf eine ganze Reihe von Fragen zu verlangen, zwang ich mich zu bleiben, wo ich war, und weiterzulauschen.
    „Niemand hat auf die Feder reagiert.“
    Seine Feder? Ich hatte auf sie reagiert, allerdings hoffte ich inständig, dass er niemandem erzählte, auf welche Weise.
    „Von einem Bussard“, fuhr er fort, „genau wie in der Legende beschrieben.“
    Eine Bussardfeder? Ich dachte an die riesige schwarze Feder, die ich zu Hause in meinem Büro gefunden hatte – in jenem Büro, das inzwischen nur noch Schutt und Asche war. Was zur Hölle hatte Ian Walker vor? Wer zur Hölle war er? Und für wen arbeitete er?
    „Ich werde weiter die Augen offen halten.“ Seine Stimme wurde leiser, und die Treppenstufen knarrten, als er nach oben ging. Ich lehnte mich zurück, als sein Schatten vor dem Fenster im ersten Stock vorbeihuschte. Bevor ich ihn zur Rede stellte, brauchte ich zusätzliche Informationen. Zum Beispiel darüber, was eine Bussardfeder bewirkte und was zum Kuckuck eine Kalanu Ahyeli’-ski war. Ich ließ die Tür offen – da ich definitiv zurückkommen würde – und lief zum Polizeirevier.
    Dort herrschte zu dieser nachtschlafenden Zeit Stille. Mein Dispatcher der dritten Schicht, ein teilpensionierter Anwalt namens Catfish Waller, wachte über die Telefone. Catfish war der letzte uns in Lake Bluff erhalten gebliebene Anwalt. Da wir nicht oft Bedarf an Anwälten hatten, funktionierte das gut.
    Catfish hatte angefangen, für mich zu arbeiten, als seine Schlaflosigkeit derart überhandgenommen hatte, dass er zwischen Mitternacht und neun Uhr morgens kein Auge mehr zutat. Er war nicht nur verantwortungsbewusst, er kannte sich auch mit dem Gesetz aus. Wenn ich ihn nur davon hätte abbringen können, während seiner Schicht seine Memoiren zu verfassen. Nicht, dass es ansonsten übermäßig viel für ihn zu tun gab, aber er besaß die schlechte Angewohnheit, sein Geschreibsel jedem vorzulesen, der ihm sein Ohr lieh. Es hatte bereits Beschwerden gegeben.
    „Grace!“, begrüßte er mich. „Kapitel siebzehn, in dem ich meine Jungfräulichkeit verliere.“
    Oh Gott.
    „Tut mir leid, Catfish, ich muss mich ins Internet einloggen. Vielleicht später.“ Damit flüchtete ich mich in mein Büro.
    „Das mit deinem Haus tut mir wirklich leid“, rief er mir nach.
    „Danke!“ Ich winkte ihm zu, schloss die Tür hinter mir ab und ließ die Jalousien runter. Ich wollte nicht, dass Catfish sah, was ich im Internet recherchierte.
    Ich verspürte das dringende Bedürfnis, meine Kleidung zu wechseln, die nach Brand roch, darum zog ich mich aus, holte eine der Ersatzuniformen aus dem Kleiderschrank und tauschte meine Sandalen gegen Sneakers, bevor ich mich an den Computer setzte und Bussardfedern eingab.
    Ich bekam jede Menge Vorschläge, wie man sie zu Dekorations- oder Bastelzwecken benutzen konnte. Hatten die Leute eigentlich nichts Besseres zu tun?
    Wer verschwendete seine Zeit damit, sich solches Zeug auszudenken? Psychotische Martha-Steward-Klone?
    Indianische Legenden, Bussardfedern gab ich als Nächstes ein.
    Damit landete ich sofort einen Treffer.
    Die Cherokee glaubten, wenn sie eine Bussardfeder am Eingang einer Behausung ablegten, könnte eine Hexe daran gehindert

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