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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Fürsorglich half sie dem alten Herrn aus dem Wagen, hakte ihn unter und führte ihn ins Haus, so bestimmt, dass er kaum Zeit hatte, Guerrini zu begrüßen. Sie selbst würdigte ihren Cousin keines Blickes.
    «Wow!», sagte Laura und nahm das Gepäck ihres Vaters aus dem Kofferraum. «Die hat’s aber in sich!»

    «Die blaugelbe Stunde», murmelte Guerrini, als sie sich zehn Minuten später auf den Weg zu seiner Wohnung machten.
    «Blaugelb?»
    «In Siena ist die blaue Stunde blaugelb, deshalb nenne ich sie auch so. Die historischen Gebäude werden gelb angestrahlt, und der Rest der Welt ist blau. Du bist gerade gelb. Lass dich ansehen!» Er drehte Lauras Gesicht hin und her. «Auch blaugelb! Ich hatte Angst, dass du andere Haare haben könntest, aber du siehst noch genauso aus wie vor drei Monaten.»
    «Ist das gut oder schlecht?»
    «Es ist wunderbar.» Er griff nach ihrem Rollkoffer und wollte weitergehen, doch Laura hielt ihn zurück, legte ihre Hände auf seine Schultern und steckte die Nase in die kleine Vertiefung an seinem Halsansatz. Zweimal sog sie tief die Luft ein, dann löste sie sich von ihm und lächelte.
    «Ich hatte Angst, dass du nicht mehr so gut riechen könntest wie vor drei Monaten.»
    «Und? Gut oder schlecht?»
    «Wunderbar!»
    Lachend zog Guerrini sie an der Hand hinter sich her. «Komm schnell, deine Rosen warten auf dich. Ich wollte nicht, dass sie welken …» Er schloss die Haustür auf, war froh, dass keiner der Nachbarn herumstand.
    «Das glaub ich dir nicht.» Laura blieb stehen.
    «Was glaubst du nicht?» Er drehte sich nach ihr um und wusste genau, was sie nicht glaubte.
    «Das mit den welkenden Rosen. Du hast sie nicht mitgenommen, weil du nicht wolltest, dass deine Cousine sie sieht!»
    «Ah, Laura … du kennst Natalia nicht. Sie will immer alles wissen.»
    «Warum hast du nicht eine andere Pension ausgesucht?»
    «Weil Natalia sich um deinen Vater kümmern wird, wenn wir arbeiten. Sie mag kluge alte Männer.»
    «Dann gibst du also zu, dass die Sache mit den Rosen erfunden war!»
    Er legte eine Hand auf seine Brust, schloss die Augen. « Mi dispiace . Es tut mir leid, Laura.»
    «Es muss dir nicht leidtun, Angelo. Es beruhigt mich, dass ich nicht die Einzige bin, die so komische Manöver vollführt!»
    Sie lachte. Sie lachte tatsächlich, und Guerrini war regelrecht erschüttert von ihrer unerwarteten Reaktion. Eigentlich hatte er zumindest eine kleine Szene erwartet – eingedenk der Theorie, dass Frauen in leere Räume vordringen. Aber so war das eben mit Theorien. Es gab immer ein paar Prozent, die nicht hineinpassten. Und genau deshalb liebte er Laura umso mehr.
    «Bene!», sagte er, weil ihm in seiner Erschütterung nichts anderes einfiel. Sie antwortete nicht, folgte ihm schweigend in den vierten Stock, betrachtete schweigend den Rosenstrauß, trat auf die Terrasse hinaus, schaute schweigend über die Dächer von Siena.
    Guerrini beobachtete sie, nahm die Freude wahr, die sie ausstrahlte, ohne ein Wort zu sagen, ging leise in seine Küche und überlegte, welches Getränk dem Augenblick angemessen war, entschied sich gegen Prosecco oder Spumante, nahm eine Flasche seines besten Brunello di Montalcino und entkorkte sie. Als er die beiden Gläser auf die Terrasse trug, stand sie noch immer da und schaute zur Torre di Mangia hinüber.
    «Es ist unanständig, so zu wohnen!», sagte sie, als er neben ihr stand.
    «Etwas Ähnliches hast du auch gesagt, als du zum ersten Mal in meiner Wohnung warst – erinnerst du dich?» Er reichte ihr eines der Gläser.
    «Dunkel», murmelte sie. «Aber ich hatte recht. Es ist unanständig!» Sie stieß mit ihm an, ließ entzückt den köstlichen Rotwein über ihre Zunge laufen. «Lass uns hierbleiben, Angelo.»
    «Ich wollte es dir überlassen. Ausgehen oder hierbleiben. Du kannst machen, was du willst – essen, duschen, schlafen …»
    «Gut. Nach dieser endlosen Fahrt: duschen! Dann Brunello, Käse und Brot. Und dazwischen immer Angelo.»
    Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie. Laura schmeckte nach Brunello, und er spürte, wie lustvolle Hitzewellen seinen Körper durchzuckten.
    Nicht denken!, dachte er. Nicht denken! Einfach leben!

    Viel später lagen sie nebeneinander, ein bisschen verstört von der heftigen Umarmung. Gelbe Lichtstreifen fielen auf das Bett.
    «Gelbschwarz», murmelte Laura.
    «Come?»
    «In Siena ist die Nacht gelbschwarz.»
    Er lachte leise, ließ seine Hand über ihren Bauch und ihre Oberschenkel

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