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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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vero ?Wir begegnen uns als beinahe Fremde und lernen uns neu kennen. Wie nenne ich dich?»
    «Commissario Guerrini.»
    «Dann musst du Commissaria Gottberg sagen, bis ich dir offiziell erlaube, mich Commissaria Laura zu nennen.»
    «Hoffentlich versprechen wir uns nicht.»
    «Niemals. Ich werde dich ab sofort mit anderen Augen betrachten.»
    «Mit welchen?»
    «Denen einer Commissaria.»
    «Wie unangenehm.»
    Laura lachte, wurde aber sofort ernst, als Guerrini einen Kollegen grüßte und ihr zuflüsterte, das sei sein Stellvertreter Fabrizio Lana und sie könne sicher sein, dass er sie anmachen werde.
    Lana kam auf sie zu, alles an ihm glänzte – seine Haare, sein Schnurrbart, die zartgebräunte Haut, das frischgebügelte Hemd, die Bügelfalten in seiner Hose und ganz unten seine Schuhe.
    «Er wohnt noch bei seiner Mutter!», flüsterte Guerrini boshaft.
    Laura beachtete ihn nicht.
    «Ah!», rief Lana. «Das ist sicher die Commissaria aus Deutschland. Benvenuta a Siena! Möchtest du mich nicht vorstellen, Angelo?»
    Eigentlich nicht, dachte Guerrini.
    «Commissaria Gottberg! Vicecommissario Lana!», sagte er laut und ziemlich unfreundlich. «Wir haben es eilig. Um zehn ist das erste Verhör angesetzt.»
    «Signora Commissaria, es ist mir eine Ehre. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, wenden Sie sich ohne Scheu an mich.» Er schüttelte Lauras Hand und schaute ihr dabei tief in die Augen.
    «Oh, das ist sehr nett von Ihnen, Vicecommissario. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen.»
    Guerrini hustete und mahnte zur Eile, zeigte auf seine Armbanduhr.
    «Was ist das für ein Verhör? Wahrscheinlich wäre es gut, wenn ich daran teilnähme. Ich weiß noch nicht viel über den Fall Altlander.» Lana sah noch immer Laura an, sprach ausschließlich mit ihr.
    «Nein! Es wäre überhaupt nicht gut, weil du eben nichts vom Fall Altlander weißt. Außerdem wirst du in zwei Tagen wieder verreisen, und deshalb kannst du dir die Geschichte sparen.» Guerrini hielt die Tür zum Kommissariat weit auf.
    «Aber manchmal ist die Meinung von Außenstehenden ganz nützlich», sagte Laura und lächelte Lana zu. Er lächelte zurück.
    «Es ist gleich zehn!» Guerrini stand kurz vor einer Explosion.
    «Oh, ich habe um zehn auch eine wichtige Verabredung. Aber ich kann ja später zu diesem Verhör dazustoßen. Wen verhört ihr denn, Angelo?»
    «Du kennst ihn nicht.»
    «Sie sehen, Commissaria, manchmal ist die Arbeit hier nicht so einfach. Ich entschuldige mich. Wir sehen uns später – hoffentlich.» Er neigte den Kopf und eilte davon, ohne Guerrini auch nur eines Blicks zu würdigen.
    Guerrini schwieg, während sie die Stufen zu seinem Büro hinaufstiegen. Auf halber Treppe sagte er: «Du hättest auch halb so freundlich zu ihm sein können.»
    «Sie wollten hervorragendes Theater, Commissario Guerrini. Ich tue mein Bestes und bin erstaunt über den vertraulichen Ton, den Sie mir gegenüber anschlagen.»
    Guerrini starrte sie an, nahm ihren kühlen Blick wahr und wunderte sich über ihre Wandlungsfähigkeit. Sie sah so überzeugend aus in ihrer neuen Rolle, dass er sich sogar ein wenig unsicher fühlte. Er kannte diese Unsicherheit, sie überkam ihn, wenn er über Gefühle nachdachte. Es war wie schwankender Boden.
    «Bene», murmelte er. «Ich werde mir Mühe geben.»

    Enzo Leone hatte sich verspätet. Vielleicht würde er gar nicht kommen. Tommasini und d’Annunzio wurden rot, als Guerrini die Commissaria vorstellte, ähnlich reagierten die anderen Kollegen. Entweder wurden sie rot, oder sie versuchten zu gockeln. Auch eine Nationalkrankheit, dachte Guerrini und war sich nicht sicher, ob er selbst davon befallen war oder nicht. Laura jedenfalls ließ sich nichts anmerken, war gleichmäßig freundlich zu allen und überhörte Capponis leise Bemerkung über ihre langen Beine, die wiederum Guerrinis Kopf rot anlaufen ließ.
    Als sie endlich allein in seinem Büro waren, ließ er sich in seinen alten Ledersessel fallen, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Laura düster an.
    «Vielleicht war es doch keine gute Idee, ihnen Theater vorzuspielen!»
    «Es war eine geniale Idee. Niemand verstellt sich außer uns, alle Dinge liegen offen.»
    «Es gefällt mir nicht.»
    «Sie sind ein schlechter Schauspieler, Commissario.»
    «Ich mag es nicht, wenn sie dich so ansehen!»
    «Wenn sie wüssten, dass ich deine Freundin bin, würden sie es heimlich tun, und das wäre noch unangenehmer. Mir jedenfalls. Außerdem, mein lieber

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