Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
dachte sie. Rede weiter! Er redete weiter: «Ich krieg es aber trotzdem nicht zusammen. Was ist zum Beispiel mit dem Laptop? Hat der Mörder ihn gleich mitgenommen? Hat ein anderer später danach gesucht? Ich versteh das alles nicht, und vor allem verstehe ich nicht, dass jemand, der so vorsichtig ist, dass er keinerlei Spuren hinterlässt, auf einmal wie im Wilden Westen herumballert.» Guerrini stand auf, fegte Glassplitter vom Fahrersitz, setzte sich dann hinters Steuer und drehte den Zündschlüssel. Als der Lancia sofort ansprang, seufzte er erleichtert.
    In der Ferne ertönten Polizeisirenen, gleichzeitig brummte Guerrinis telefonino . Es war Tommasini, der wissen wollte, welchen Feldweg er nehmen müsse. Ein paar Minuten später waren sie da, brachen über sie herein. Versammelten sich erschrocken um Laura, die noch immer am Boden saß. Guerrini scheuchte sie weg, worauf sie den Tatort erkundeten und ausschwärmten wie ein Rudel Jagdhunde. Capponi und seine Leute sammelten Projektile ein, liefen mit gerunzelten Stirnen umher, die Augen auf den Boden geheftet.
    «Signora Commissaria!», stammelte Tommasini, der unerschütterlich neben Laura stehen geblieben war. «Sie sind verletzt. Sie müssen zum Arzt. Ich werde Sie fahren!»
    «Ich werde die Commissaria fahren! Und du wirst die Spurensuche leiten. Wen hast du zu Signora Piselli geschickt?»
    «Das haben die Carabinieri von Asciano übernommen, Commissario. Wir haben nicht genug Leute …»
    «Was hat der Maresciallo gesagt?»
    «Nichts. Er hat es gern gemacht, weil er die Signora schon lange kennt. Sie hat früher mal seine Wohnung geputzt – bevor er geheiratet hat. Was ist denn eigentlich passiert, Commissario?»
    «Wir wurden von dem verdammten schwarzen Geländewagen aus beschossen. Mehr kann ich dir auch nicht sagen!»
    Mit bedächtigen Schritten ging Tommasini um den Lancia, sah erschüttert aus.
    «Wie im Krieg!», murmelte er. «Die Beifahrerseite hat es ganz schön erwischt. Das schöne Auto. Da haben Sie aber Glück gehabt, Commissaria.»
    Tommasini erforschte mit zwei Fingern das schüttere Haar auf seiner Halbglatze, schaute um sich – hinauf zur Steineiche, übers Land, den Feldweg entlang – und schien nachzudenken. Endlich gab er sich einen Ruck, räusperte sich und fragte: «Was haben Sie eigentlich hier oben gemacht, Commissario?»
    Genau diese Frage hatte Guerrini erwartet und gehofft, dass sie nicht kommen möge. Er hatte sich die Antwort zurechtgelegt, eine glatte Lüge. Aber er konnte schließlich nicht sagen, dass er und die Commissaria eine Siesta einlegen wollten.
    «Wir sind dem schwarzen Geländewagen gefolgt! Was sonst sollten wir hier oben machen?»
    «Ja, was sonst?», murmelte der Sergente, und als Guerrini einen Blick auf Laura warf, hoffte er ein winziges belustigtes Lächeln in ihren Augenwinkeln zu sehen. Doch sie schaute auf den Boden, schien gar nicht zuzuhören.
    «Fahr bitte meinen Wagen später in unsere Werkstatt. Ich nehme deinen. Die Commissaria muss ins Krankenhaus. Sie hat eine schlimme Schnittwunde.»
    «Wie Sie meinen, Commissario.» Tommasini warf einen besorgten Blick auf den mit Glassplittern bedeckten Lancia.
    Guerrini führte Laura zum Streifenwagen, half ihr beim Einsteigen.
    «War ich gut?», fragte er, als sie auf dem Weg nach Siena waren.
    «Nicht schlecht», antwortete sie leise. «Aber ich fürchte, dass Tommasini dir nicht geglaubt hat.»
    «Denk ich auch nicht. Aber er muss es schlucken, weil ich sein Chef bin. Basta! »
    «Basta!», wiederholte Laura und versuchte zu lächeln, es gelang nicht richtig. «Ich glaube, ich habe so was wie einen Schock, Angelo. Ich bin innerlich ganz taub.»
    «Kämpf nicht dagegen an. Das verschwindet von ganz allein. Es ist nicht dein erster Schock, Commissaria. Du bist zu lange im Geschäft! Was hast du früher gemacht, wenn dich ein Schock überwältigt hat? Ich meine nicht die kleinen Schrecken wie den Katzenkopf in den Cinque Terre, nicht einmal unsere unvergessliche Schlacht mit eisernen Bratpfannen. Ich meine Situationen, in denen dein Leben ernsthaft in Gefahr war.»
    «Ich weiß es nicht.» Laura schloss die Augen. «Es gab nicht viele solcher Situationen – nur ein paar. Ich bin gelaufen. Einmal im Englischen Garten in München. Ich lief so lange, bis ich umfiel. Ich erinnere mich noch genau daran, wie das Gras gerochen hat. Danach ging es mir wieder ganz gut. Ein anderes Mal habe ich unser Schlafzimmer demoliert. Damals war ich noch verheiratet. Ronald

Weitere Kostenlose Bücher