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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Jede der eisernen Streben war gekrönt von einer Speerspitze. Laura hasste Zäune dieser Art, empfand ihre Wehrhaftigkeit wie eine Verletzung, die man sich bereits zuzog, wenn man sie nur ansah.
    Der Park war leer.
    «Ich hatte kurz das heftige Bedürfnis, an das verdammte Tor zu pinkeln!», sagte Guerrini. «Aber das wäre ein Jungenstreich gewesen wie damals, als wir noch gemeinsam zur Schule gingen. Deshalb hab ich’s gelassen.»
    «Ich dachte, du wolltest hinspucken.»
    «Das auch.»
    «Hast du ihn jemals wiedergesehen? Ich meine nach der Schulzeit?»
    Guerrini schüttelte den Kopf, wies auf den Park, der langsam an ihnen vorüberzog.
    «Als ich das letzte Mal hier entlangfuhr, habe ich lauter Chinesen gesehen. Ich dachte schon, dass ich verrückt bin oder so was.»
    «Und was haben die gemacht?»
    «Gartenarbeit.»
    «Also waren es echte Chinesen.»
    «Ja, echte Chinesen.»
    «Wo kommen sie her?»
    «Montelli hat eine Modefirma in Prato. Er arbeitet vorwiegend mit Chinesen, und die sind offensichtlich vielseitig verwendbar.»
    «Hast du Kontakt zu den Kollegen in Prato?»
    «Ich habe anfragen lassen, aber noch keine Antwort bekommen. Prato lebt von den Chinesen. Da halten sich alle raus – Polizei, Einwanderungsbehörden, Politiker. Ich habe ein bisschen recherchiert. Unsere berühmte italienische Konfektionsmode ist inzwischen fest in chinesischer Hand. Prato sieht aus wie Chinatown. Ich war nicht dort, aber Kollegen haben es plastisch beschrieben. Montelli kann froh sein, dass die Firma noch ihm gehört und er sogar einer der Größten der Branche ist.»
    «Wie macht er das?»
    «Keine Ahnung. Ich kenne mich in der Modeindustrie nicht aus. Vielleicht zahlt er Schutzgeld an die Chinesen-Mafia.»
    «Vielleicht sollten wir nach Prato fahren und chinesisch essen gehen.»
    «Isst du gern chinesisch?»
    «Sehr gern.»
    «Wieder etwas, das ich noch nicht von dir wusste.»
    «Du weißt noch sehr wenig, Angelo. Aber da geht es dir nicht anders als mir.»
    Ihm fiel keine passende Antwort ein. Es war so, Laura hatte vollkommen recht. Irgendwie wünschte er sich, dass er sie niemals ganz und gar kennenlernen würde, dass sie immer voller Geheimnisse bleiben möge. Er bog gerade auf die Straße nach Siena ab, als sein Handy brummte.
    D’Annunzio meldete das Auftauchen eines gewissen Raffaele Piovene, der dringend mit dem Commissario zu sprechen wünsche.
    «Er ist da!», sagte Guerrini.
    «Wer?»
    «Piovene, der engelsgleiche Liebhaber.»
    «Ich wusste, dass er kommen würde.» Laura sah Guerrini ernst an. «Ich freu mich auf ihn.»
    Den Rest der Fahrt dachte Guerrini darüber nach, weshalb sie sich auf Piovene freute.

Er war ein Engel. Gezeichnet von winzigen Spuren des Alterns, die ihn noch reizvoller machten. Seine sanftgelockten dunkelblonden Haare trug er halblang. Seine Augen leuchteten in einer ungewöhnlichen Mischung aus Blau und Grün, erinnerten Laura an Opale und an Meeresbuchten. Er war groß, schlank und doch kaum merklich gerundet. Laura schätzte ihn auf Ende dreißig oder Anfang vierzig, und sie war beeindruckt. Bei seinem Anblick fühlte sie sich an irgendjemanden erinnert, wusste aber nicht, an wen, und hatte den Impuls, ihn anzufassen, um zu sehen, ob er lebendig war.
    Raffaele Piovene zeigte sich tieferschüttert von Gorgio Altlanders Tod – ganz anders als Enzo Leone, anders auch als Elsa Michelangeli.
    «Er war einmal einTeil von mir», bekannte er ohne Scheu. «Ist es noch immer, obwohl wir uns vor Jahren getrennt haben. Ich kann hier nicht gut über ihn sprechen.» Mit einer Handwegung umschrieb er das Büro des Commissario und die gesamte Questura. «Könnten Sie mich nach Wasteland begleiten? Ich muss es noch einmal sehen.»
    Guerrini warf Laura einen fragenden Blick zu, sie nickte.
    «Fahren wir.»
    Auf dem Weg zum Streifenwagen nahm Guerrini sie kurz zur Seite.
    «Ist es nicht zu viel für dich? Du bist verletzt und hast einen Schock erlitten.»
    «Nein, nein. Es ist viel besser, wenn ich etwas zu tun habe. Glaub mir.»
    Er musterte sie nachdenklich, zuckte die Achseln.
    «Du musst es wissen.»
    Auf der Fahrt nach Wasteland schwiegen sie fast die ganze Zeit. Raffaele Piovene saß auf dem Rücksitz und betrachtete die Landschaft, sprach irgendwann halblaut ein Gedicht:
«Bussard bin ich,
wilde Malve,
Ölbaum und Zypresse.
Steige aus den Knochen
der Erde,
verhaftet noch,
bald schon Wolke,
bald schon Stern.»
    «Haben Sie das geschrieben?» Laura wandte sich zu ihm um.
    «Nein, das sind Verse

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