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Wolfstränen - Roman (German Edition)

Wolfstränen - Roman (German Edition)

Titel: Wolfstränen - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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nich’ gefragt!«
    Was bedeutete das? Nells Gedanken überschlugen sich. »Wir könnten das, was du mitgebracht hast, teilen«, sagte sie und versuchte so freundlich wie möglich zu wirken.
    »Das is‘ nett von dir.«
    »Nell! Ich heiße Nell.«
    »Is‘ n schöner Name. Schöner als Meggy.« Sie hockte sich neben Nell. »Die Fesseln müssen weh tun. Der Irre vergißt immer, wie viel Kraft er hat.«
    »Prince«
    Meggy blickte verdutzt, dann brach sie in ein helles Kichern aus. »So hat er sich genannt? Prince?« Sie kriegte sich nicht mehr ein. »Ja, das wär‘ er wohl gern‘ ... n Prinz!«, kicherte sie.
    »Sag mal ...« Nell war vorsichtig. »Warum bin ich hier? Wer hat ein Interesse an mir?«
    Meggy schnellte unmerklich zurück. Ihre schmalen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Willst mich ausfragen, was?«
    »Stell dir vor, du würdest hier liegen, Meggy. Mir geht es ganz schön dreckig.«
    »Mmmmh!«
    »Ich habe Angst, Hunger und muß mich erleichtern. Außerdem habe ich Kopfschmerzen. Dieser Irre, wie du ihn nennst, hat mich mit der Faust niedergeschlagen und es ist in Wunder, daß er mir nicht den Schädel zertrümmert hat!«
    »Strock. Er is’ irre und clever zugleich. Vor zwei Jahren hat man ihn in eines dieser neuen Gefängnisse gesperrt, eines mit Einzelzellen, verstehste?«
    »Nein!«
    »Na ja ... er war die ganze Nacht alleine und bei Tage inner Tretmühle. Alle mußten still sein. Keiner durfte was sagen, den ganzen Tag nich. Sie waren nebeneinander inner Mühle und zwischen ihnen waren Bretter, so hoch, daß sie nich‘ mal ihre Köpfe sehen konnten. Da isser verrückt geworden vor Einsamkeit. Is’ ne grausame Strafe, die Tretmühle. Er hat sein ganzes Leben immer mit haufenweise Menschen in einem Raum gelebt und nu‘ mußte er immer alleine sein. Keiner is’ in dieser Stadt alleine. Niemals von klein auf nich’. Man isst miteinander, geht in’ne Schenke, lebt zusammen. Man sagt, er hat sich das rechte Handgelenk gebrochen, so sehr hat er an die Zellentür geschlagen und gebrüllt. Man hat ihn ‘n ganzes Jahr alleine eingesperrt, stell‘ dir vor. Und sie sind auch noch stolz auf diese Einzelzellen, weil sie sagen, dann gibt es keine Schweinereien, aber es sind Zellen, in denen die Leute bekloppt werden ... seitdem rastet er manchmal aus, is‘ ‘n Gefährlicher geworden!«
    »Da habe ich ja noch richtig Glück gehabt«, sagte Nell. Meggy entging der Sarkasmus. Stattdessen öffnete sie den Korb und reichte Nell ein Brot.
    Für einen Moment blickten sich die Frauen an und schwiegen.
    »Wenn ich dich losmache, läufste weg und ich hab‘ ‘n Problem.«
    »Ich laufe nicht weg.«
    »Nur die Hände ...«, sagte Meggy.
    »Einverstanden, nur die Hände!«
    Eine Minute später aßen sie Brot und tranken sauren Wein.
     
     
     
    Meggy hatte Nell geholfen, sich durch die Bodenklappe zu erleichtern. Nell war mit gefesselten Beinen umhergehüpft. Das hatte ihren Kreislauf in Schwung gebracht und verscheuchte die Kopfschmerzen.
    Nun saß sie auf der Pritsche und sah zu, wie Meggy sich Brotkrümel aus dem Mundwinkel wischte. Von dem Wein hatte sie Meggy das meiste überlassen, ein guter Entschluss, denn Meggy taute merklich auf.
    »Wer hat mich entführt, Meggy?«
    »Ich kann dir seinen Namen nich‘ sagen, bevor er dich nich‘ selber gesehen hat. Im Moment geht’s nich‘, denn er leidet an Wundfieber. Aber er is‘ n lieber Kerl und ich wollt‘, er würd‘ mich heiraten.«
    »Ist er der Anführer?«
    »Manche halten ihn dafür, ja«, nickte Meggy. »Aber er hat sich nie zu einem gemacht!«
    Nell sah den Anführer vor ihrem inneren Auge. Ein gutaussehender Bursche, den man sich in feiner Kleidung vorstellen konnte. Sie hatten sich vor dem Halls Inn lange angeschaut. Zwischen ihnen hatte sich ein Band gespannt, daß Nell erst jetzt richtig bewusst wurde.
    »Liebste deinen Sir?«, fragte Meggy.
    Nells Kopfschmerzen kehrten zurück. Sie stöhnte.
    »Ich glaub‘, ich geh‘ besser ... morgen komm ich wieder!«
    »Nein, bitte – bleibe noch.«
    Meggy blickte traurig in die leere Weinflasche.
    »Ich weiß es nicht! Er ist ein sehr kultivierter Mann und ein gutaussehender obendrein. Vielleicht … vielleicht könnte ich ihn lieben.«
    »Du könntest ... ?«
    »Das ist sehr kompliziert, Meggy. Ich bin ... ich bin das Hausmädchen!«
    »Ja, aber du bist doch bestimmt die Liebste vom Sir?«
    Nell verneinte.
    »Echt nich’? Er hat dich noch nich hergenommen, wie’s üblich is’? Dann hat er was für dich

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