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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Fahrt ausreichend Zeit zu haben, um Hunter den Kampf auszureden. Also folgte ich ihm aus dem Moondoggie’s hinaus in die Nacht. Vor Angst und Kälte schlotterte ich am ganzen Körper. Red, der sich unmittelbar hinter uns befand, fluchte leise vor sich hin. Über uns warf der aufgegangene Mond sein Licht wie ein kleiner Scheinwerfer auf das Drama, das sich zwischen uns
dreien abspielte. »Wenn du ihr etwas antust«, knurrte Red, »wirst du bitter dafür büßen.«
    Hunter warf ihm einen Blick über die Schulter hinweg zu. » Ihr werde ich nichts antun, du Schwächling!« Er schloss den Wagen auf. Ich öffnete die Beifahrertür und stieg ein. Während Hunter den Motor anließ, beobachtete uns Red mit geballten Fäusten und einem derart angespannten Körper, wie ich ihn noch nicht an ihm gesehen hatte. Dann sprang er ebenfalls in sein Auto, um uns zu folgen.
    Hunter warf ebenso wie ich immer wieder einen Blick in den Rückspiegel, um zu sehen, ob Reds Wagen hinter uns blieb. Nach einer Weile sah er mich an. »Was findest du nur an diesem Arschloch?«
    »Er ist das Gegenteil von dir«, erwiderte ich. Dann erinnerte ich mich an den eigentlichen Grund, warum ich überhaupt noch mit ihm in einem Auto saß. »Erklär mir lieber, warum ihr beide miteinander kämpfen wollt. Er hat mich dir ja gar nicht weggenommen. Du willst mich doch in Wahrheit gar nicht mehr.«
    »Er ist in mein Gebiet eingedrungen«, erklärte Hunter schlicht, ehe er auf einen Seitenweg abbog. »Außerdem will er kämpfen. Genau wie ich. Das ist offensichtlich.« Als er kalt lächelte, konnte ich seine scharfen Wolfszähne aufblitzen sehen. »Jedenfalls noch. Ich vermute, dass dein Bürschchen in einer Viertelstunde seine Meinung geändert haben dürfte.«
    Hunter hatte Recht. Er war stärker und größer als Red. Es würde kein ausgewogener Kampf werden. Am liebsten hätte ich meinen Mann angefleht, es nicht so weit kommen zu lassen, aber ich war mir nicht sicher, ob mein Flehen überhaupt eine Wirkung gezeigt hätte. Ich hatte mich in
eine Lage gebracht, wo sich Eifersucht und verletzter Stolz zu einer echten körperlichen Bedrohung entwickelten und sichtbare Wunden hinterlassen konnten.
    Der Mond schien uns auf der Fahrt zu folgen. Manchmal verschwand er für einen Augenblick hinter einer Baumsilhouette und tauchte dann wieder an einer anderen Stelle auf. Ich konnte sehen, wie sich sein Licht in Hunters dunklen Augen widerspiegelte, und bemerkte dabei auch die schwarzen Haare, die in dichten Büscheln auf seinem Handrücken wuchsen.
    Inzwischen hatte ich eingesehen, dass es sinnlos war, noch etwas zu sagen. Der Graben zwischen uns war so breit geworden, dass ich kaum glauben konnte, neben dem Mann zu sitzen, der einmal mein langjähriger Vertrauter und Freund aus Collegezeiten gewesen war, ein liebenswürdiger Draufgänger, der mich gewählt und zu einer begehrenswerten Freundin und Ehefrau gemacht hatte.
    Wenn du nicht mehr Hunter bist – hätte ich ihn am liebsten gefragt – wer bin dann ich geworden?
    Der bärtige Fremde neben mir parkte den Wagen vor unserem Haus und sprang heraus, als Red mit seinem Jeep hinter uns anhielt.
    »Doc, bring dich lieber auf der Veranda in Sicherheit«, rief er mir zu, als er ausstieg.
    Ich folgte seinem Rat. Laut konnte ich die Blätter und Zweige unter meinen Füßen rascheln und knacken hören. Ich zog mir die Jacke enger um die Schultern. Wenn ich nur diesem ganzen Wahnsinn, dachte ich, Einhalt gebieten könnte, ehe es zu spät war! Aber ich brachte kein Wort mehr über die Lippen.
    »Du zuerst, Texaner. Zeig es mir.«

    Red zog seine Kleidung aus, und Hunter tat es ihm nach. Langsam entledigten sie sich ihrer Klamotten. Die ganze Szene wirkte fast wie bei einem aggressiven Strip-Poker. Nackt war mein Mann größer, breitschultriger und attraktiver als Red. Dieser wirkte drahtiger, haariger und agiler – fast wie ein erfahrener Ringkämpfer. Er verwandelte sich als Erster. Kleine Wellen schienen durch seinen Körper zu laufen, und in Sekundenschnelle veränderte sich sein Aussehen. Die Muskeln zogen sich zusammen, das Rückgrat krümmte sich, seine Beine wurden kürzer, das Gesicht bekam eine längliche Form.
    Hunter war nicht so schnell oder so anmutig in seiner Verwandlung. Es war eindeutig, dass seine Metamorphose stark von der Mondphase abhing. In dieser klaren Novembernacht schien der Mond so hell, dass man seine Oberfläche erkennen konnte.
    Dem Kalender zufolge befanden wir uns einen Tag vor Vollmond,

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