Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
Vom Netzwerk:
auch wenn der Mond für mich so aussah, als hätte er bereits seinen Zenit erreicht.
    Als ich wieder zu den beiden Männern zurückblickte, hatte sich Red in einen kleinen, kurzhaarigen Wolf verwandelt, der die schmale Nase und die großen Ohren eines Kojoten besaß. Er war zwar kein eindrucksvoll riesiger Wolf, aber trotzdem verschlug mir sein Anblick den Atem. Ich hatte ihn zuvor schon einmal in dieser Gestalt gesehen, doch erst jetzt konnte ich das auch akzeptieren.
    Hunter hingegen schrie, keuchte und zuckte. Offensichtlich ging die Verwandlung für ihn mit ziemlichen Schmerzen einher. Als er schließlich so weit war, sah er wie ein Wolfsmann aus einem zweitklassigen Horrorfilm aus. Er war geschrumpft und hockte auf groteske Weise mit gespreizten
Klumpfüßen auf dem Boden. Auf den ersten Blick wirkte es nun wie ein unfairer Wettbewerb: Red war zu einem Wolf geworden, mein Mann hingegen hatte sich in ein Monster verwandelt.
    Hunter starrte mit gelben Augen auf seinen Gegner. Von seinen Lefzen tropfte es, sein weißer Atem hing in der Luft. Der Kampf war fast schon vorüber, ehe er so richtig begonnen hatte. Red setzte zum Sprung an und schnappte mit seinen scharfen Zähnen nach Hunters Hals, der sich wie ein Verrückter schüttelte, um seinen Feind loszuwerden.
    Wie es sich für einen erfahrenen Kämpfer gehörte, wusste Red die Verwirrung seines Gegners zu nutzen. Er biss ihn mehrmals in die Flanke und schlug ihm seine Krallen in die Brust, während ich vor Nervosität die Fäuste ballte. Ich fürchtete für einen Moment um das Leben meines Mannes, als dieser plötzlich Red am Nacken packte. Red versuchte sich zu entwinden, doch Hunter schlug seine Eckzähne in die Seite des kleineren Tieres, wobei er dessen ungeschützten Bauch nur um wenige Zentimeter verfehlte.
    »Hört auf!« Plötzlich wachgerüttelt versuchte ich die Aufmerksamkeit der beiden auf mich zu lenken. »Du bringst ihn noch um!« Doch das Wesen, das einmal Hunter gewesen war, ließ sich durch nichts mehr aufhalten. Ohne zu zögern hätte er seinem Gegner die Eingeweide zerfetzt, wenn meine Einmischung ihn nicht kurzfristig so abgelenkt hätte, dass sich Red aus seiner Umklammerung befreien konnte.
    Als sich die Kreaturen dann erneut aufeinanderstürzten, konnte ich Red nicht nur fauchen, sondern auch wimmern hören. Obwohl er geschwächt und offenbar ernsthafter verletzt war, wirkte er nicht weniger aggressiv als zuvor. Da ich
Hunde kannte, wusste ich, dass es jetzt auf einen Kampf um Leben und Tod hinauslief.
    »Gib auf, Red«, flüsterte ich. Doch in diesem Augenblick warf er sich erneut auf Hunter und bohrte ihm die Zähne in die Wade. Mein Mann schlug nach ihm und erwischte ihn mit einer Kralle unter seinem Auge.
    »Hört auf! Das reicht!««
    Hunter holte erneut aus, um Red den Bauch aufzuschlitzen; dieser ließ sich jedoch nicht in die Flucht schlagen. Ich musste etwas unternehmen – und zwar jetzt.
    Ich rannte die Stufen der Veranda hinunter, wohl wissend, in welche Gefahr ich mich begab. Als Tierärztin wusste ich sehr genau, was es heißt, sich in einen Hundekampf einzumischen.
    »Hört auf!« Ich warf mich zwischen die beiden, gerade als Red zum Sprung ansetzte. Sein Gewicht schleuderte mich zu Boden. Obwohl er für einen Wolf erstaunlich leicht wirkte und verletzt war, konnte ich in seinen Augen erkennen, dass er seine restliche Kraft dafür einsetzen wollte, diesen Kampf zu einem Ende zu bringen. Er versuchte, mir auszuweichen, doch seine scharfen Zähne trafen mich am Schenkel und hinterließen dort tiefe Spuren. Hunter knurrte währenddessen finster. Er war bereit weiterzukämpfen.
    Die beiden konnten das Blut riechen, das jetzt von meinem Schenkel tropfte. In der langen Pause, die nun folgte, glaubte ich sehen zu können, wie Red versuchte, sich wieder in seine menschliche Gestalt zurückzuverwandeln. Sicher war ich mir jedoch nicht, denn in diesem Moment vernahmen wir die Stimme einer Frau.
    »Es reicht«, sagte sie. Natürlich hatte sie Recht. Ich hatte
auch keine Lust mehr, das noch weiter mit ansehen zu müssen.
    Als sie aus dem Schatten der Veranda trat, sah ich ihr Gesicht und wusste augenblicklich, wen ich da vor mit hatte.

34
    Eines war klar: Magdalena Ionescu gehörte nicht zu dem Typus Frau, den mein Mann bisher bevorzugt hatte. Seine früheren Freundinnen waren hübsch gewesen. Magda war das nicht. Magda gehörte eher zu jenen, die über hübsche Frauen nur höhnisch lachen konnten, während man den eigenen schlanken,

Weitere Kostenlose Bücher