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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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und zitterte vor Zorn. Erst nach einer Weile merkte ich, dass ich nicht mehr aufhören konnte, am ganzen Körper zu zittern. Eine seltsame Eiseskälte fuhr durch meine Glieder. Es fühlte sich beinahe wie die Nachwirkungen einer starken Beruhigungsspritze an. Die ersten Zuckungen kamen ganz unerwartet. Ich blieb abrupt stehen. Obwohl meine Arme und Beine eigenartig betäubt waren, verspürte ich einen unglaublich starken Schmerz. Es war viel schlimmer als der
schlimmste Krampf, den ich jemals während einer Periode erlebt hatte. Ich sah Red an, der jetzt neben mir war und mich aus großen Wolfsaugen besorgt betrachtete. Ich wollte etwas sagen, brachte jedoch kein Wort mehr über die Lippen.
    Der zweite Schub ließ den ersten wie eine fürs Fernsehen gekürzte Version erscheinen. Ich sank auf die Knie und stieß einen markerschütternden Schrei aus.
    Der dritte gab mir das Gefühl, von innen nach außen gestülpt zu werden. Dann folgten der vierte und der fünfte. Jeder Gedanke in meinem Kopf erlosch. Ich gab auch keine Laute mehr von mir, sondern konzentrierte mich auf das, was mit mir geschah. Plötzlich schien etwas in meinem Inneren zu reißen, und ich war mir sicher, diesen Anfall nicht zu überleben.
    Doch nach einer Weile ließ der Schmerz nach. Erschöpft öffnete ich die Augen. Irgendetwas stimmte mit meinem Sehvermögen nicht. Alles wirkte auf einmal grau und verschwommen. Ich versuchte aufzustehen, ehe ich merkte, dass sich mein Körper nicht so verhielt, wie ich das von ihm gewöhnt war. Und dann begriff ich, warum.
    Ich war ein Wolf. Ich hatte mich in einen Wolf verwandelt!
    Magda jedoch, die gerade aus dem Haus trat, schien ein deutlich größerer Wolf zu sein.

35
    Es war kein fairer Kampf. Ich war kleiner und schwächer und außerdem noch nicht daran gewöhnt, auf vier Beinen herumzulaufen. Magda war eindeutig das Alphatier. Als sie mich zu umkreisen begann, gefolgt von meinem untreuen Ehemann, tat es mir richtig leid, nicht sprechen zu können. Es musste doch eine Möglichkeit geben, einander unsere Gefühle mitzuteilen, ohne dass Blut floss. Konnte sie nicht einfach Hunter nehmen, ich nahm Red, und damit hatte sich die Sache? Wäre das für alle Beteiligten nicht viel angenehmer?
    Das sagte ich auch. Oder vielmehr versuchte ich es Magda in Gedanken mitzuteilen. Nach außen hin konnte ich allerdings bloß ein jämmerliches Wimmern von mir geben.
    Red blickte mich an und legte die Ohren zurück. Ohren zurück – das war ein Signal. Aber was hieß das noch einmal genau?
    Magda stürzte sich auf mich und verpasste mir eine schmerzhafte Wunde an der linken Schulter, die mich aufjaulen und wegspringen ließ. Jetzt war klar, was die zurückgelegten Ohren bedeuteten: Pass auf.
    Verdammt nochmal, eigentlich wusste ich das doch!
    Magda kam von neuem auf mich zu. Als ich ängstlich zurückwich,
spürte ich etwas hinter mir. Ich wirbelte herum und sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, ehe mein Mann seine Zähne in meinen Hinterlauf schlagen konnte. Es war ihm endlich gelungen, sich ganz und gar in einen Wolf zu verwandeln, auch wenn seine Hinterbeine noch immer etwas wackelig wirkten.
    Ich fauchte ihn wütend an. Es empörte mich derart, wie er sich von hinten an mich herangeschlichen hatte, dass ich zuerst gar nicht merkte, wie Red von rechts dahergeschossen kam und Hunter direkt an der Kehle packte. Geringe Größe konnte also auch von Vorteil sein. Hunter schüttelte sich jedoch so heftig, dass Red loslassen musste.
    Dann stürzte sich Magda auf mich. Ihre Nackenhaare waren aufgestellt und ihren Kopf hielt sie geduckt, während sie laut fauchte.
    Ich hatte keine Ahnung, warum ich mich auf einmal mit dem Bauch auf dem Boden befand. Jedenfalls rollte ich mich auf den Rücken und gab mich so schnell geschlagen, dass es mir selbst in Wolfsgestalt peinlich war. Magda sah trotzdem so aus, als hätte sie nicht vor, mein Friedensangebot anzunehmen. Sie und Hunter stupsten mich immer wieder mit den Schnauzen an, um mich dazu zu bringen, aufzustehen und das Ganze wie ein echter Wolf anzupacken. Ich hatte keine Lust, diese Alphaweibchen-Zähne in meinem Beta-Hals zu spüren, und meine demütige Körperhaltung schien Magda davon abzuhalten, genau diese Zähne in mein Fleisch zu hauen.
    Währenddessen lief Red unruhig hin und her. Er hielt den Kopf geduckt und überlegte wahrscheinlich, was er tun sollte, nachdem seine Teamkollegin das Handtuch geschmissen hatte.

    Und nun wurde mir plötzlich klar, was ich da tat.

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