Wolfstraeume Roman
drückten wir in der ekstatischen Freude der Erleichterung unsere Rücken durch.
Teil drei
36
» Das ist wirklich ein gewisser Nachteil.«
Red küsste mich zärtlich auf die Schulter. Er lag zum Teil auf meinem Rücken, zum anderen Teil auf dem Bett und bemühte sich, mich nicht mit seinem ganzen Gewicht zu erdrücken. Bäuchlings liegend, stützte ich mein Gesicht mit den Händen ab. Es war zwar nicht gerade eine klassische Stellung für danach, aber es handelte sich ja auch nicht unbedingt um eine klassische Situation – klassisch höchstens für Hunde und Wölfe.
»Du meinst, ineinander verhakt zu sein, ist ein Nachteil? Das dauert nur wenige Minuten. Und ich mag es irgendwie.«
»Kein Wunder, dass Hunde hinterher immer so aussehen, als wäre es ihnen etwas peinlich.«
»Wir könnten diese Lage auch zu unserem Vorteil nutzen«, murmelte Red und knabberte an meinem Ohr. Er lag an mich geschmiegt da, das Bett um uns herum war zerwühlt, und ich spürte, wie glücklich er war, mich endlich auf diese Weise bei sich zu haben. Noch nie zuvor hatte ich Ähnliches empfunden. Noch nie hatte ich dieses Gefühl kennengelernt, vor Glück ganz benommen zu sein. Es war beinahe noch besser als der Sex, obwohl mich der salzige
Geruch unserer Vereinigung dazu anregte, diese Aussage noch einmal auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Red musste etwas Ähnliches gedacht haben, denn er schwoll schon wieder in mir an. Diesmal merkte ich die Verwandlung rascher, dieses Gänsehautgefühl, das die Härchen an meinem ganzen Körper aufstehen ließ.
Ich blickte über meine Schulter und sah Red in die Augen. Er strich mir die Haare aus dem Gesicht. Wir lächelten einander an, sprachlos über das Glück der Liebe und den Sex. All dieses unglaubliche Vergnügen – dieses erstaunliche, physische und gleichzeitig seelische Vergnügen -, dem wir uns ungehemmt hingeben konnten. Ich hatte bisher immer geglaubt, dass diese Art von Sex im Grunde eine Erfindung aus Hollywood, eine Erfindung der Medien und der Werbebranche war. Doch jetzt stellte sich heraus, dass so etwas tatsächlich existierte und ich sogar daran teilhaben konnte.
»Ich hasse es zwar, diesen Ausdruck in deinem Gesicht zu zerstören, Doc. Aber ich befürchte, dass wir uns allmählich doch auf die Socken machen sollten. Wenn wir zu lange bleiben, wird Magda das bestimmt wütend machen.«
»Glaubst du?«
»Sie hat von mir verlangt, dass wir ihr Territorium verlassen. Deshalb halte ich es für besser, nicht mehr hier zu sein, wenn die Sonne aufgeht.«
»Was würde sonst passieren?«
»Doc, wenn wir das weiter in dieser Position besprechen, werden wir hier noch bis Mittag liegen – wenn du weißt, was ich meine.«
Wir versuchten uns voneinander zu lösen, was uns zu meinem Bedauern schließlich auch gelang.
»Das hat nicht wehgetan.«
Red lächelte mich ein wenig kläglich an. »Dir vielleicht nicht.« Ich fragte mich, ob er Witze machte oder ob es ihn tatsächlich geschmerzt hatte. Zumindest mussten sich Hunde nach der Paarung keine Gedanken darüber machen, was sie miteinander reden sollten.
Er zog seine Jeans an und griff nach dem auffallend kleinen Rucksack, den er zuvor gepackt hatte.
»Sehr viel nimmst du aber nicht mit«, bemerkte ich überrascht.
»Nur das Wichtigste.«
Wir fuhren nach Beast Castle zurück und versuchten beide, ernst zu bleiben. Schließlich waren auch ernste Dinge passiert. Aber weder Red noch mir gelang es, nicht ständig glücklich vor uns hin zu grinsen. Ich war ein Wolfsmädchen und er ein Wolfsjunge, und wir waren verliebt. Irgendwo unter diesen schwindelerregenden Glücksgefühlen verbarg sich zwar auch die Trauer um mein altes, nun auf immer verlorenes Leben, aber mit Red in meiner Nähe hielt sich dieser Schmerz in Grenzen.
Wir küssten uns an jeder roten Ampel, an der wir stehen blieben. Teilweise waren die Straßen so leer, dass wir auch während der Fahrt unsere Hände nicht voneinander lassen konnten. So neckten wir uns den ganzen Weg bis zur Haustür von Beast Castle. Auf meiner Haut fühlten sich Reds Finger trotz der eisigen Kälte heiß und erregend an.
»Hoffentlich ist meine Mutter schon im Bett. Ich glaube nämlich nicht, dass ich warten kann, bis wir in meinem Zimmer sind.«
»Die erste Verwandlung... es gibt doch nichts Vergleichbares.«
»Willst du damit sagen, dass es nicht immer so bleiben wird?«
»Na ja. Wenn dich der Mond in seiner Gewalt hat, wirst du feststellen, dass du mehr Lust auf blutigen Sport
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