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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Dank!«
    »Ich komme natürlich auch mit«, fügte sie hinzu und begann ihren Apfel zu schälen.
    »Mit einer solchen Messerfertigkeit«, meinte Malachy Knox, »würden Sie als Sozialarbeiterin wirklich Ihr Talent verschwenden.«
    Ofers Geburtstagskarte zeigte einen Wolf in Frauenkleidung. Er sah wie Rotkäppchen aus, lächelte aber recht peinlich berührt. Darunter stand: >Ehrlich, es geht nicht um die Klamotten.<
    »Ich hatte etwas Sorge, die Karte könnte dich vielleicht beleidigen«, erklärte Sam, als er mir seine Glückwunschkarte mit dem rasierten Oberkörper eines muskulösen Mannes übergab. Darunter stand ein geschmackloser Scherz über ältere prüde Frauen.
    »Wirklich witzig, Sam. Danke.« Ich fragte mich, warum
man mich so häufig für prüde hielt. Aus irgendeinem Grund musste ich an Red Mallin und unsere Begegnung auf der Institutstoilette denken. Er hatte mich jedenfalls vollkommen anders eingestuft.
    Lilliana warf einen Blick auf Sams Karte. »Tut mir leid, aber das ist bestimmt kein Mann für Frauen – wenn ihr wisst, was ich meine.«
    »Stimmt«, meldete sich auch Ofer zu Wort. »Echte Männer rasieren sich nicht die Brust oder ziehen irgendwelche Designerklamotten an.«
    »Klar«, entgegnete Sam mit einer vor Sarkasmus triefenden Stimme. »Solche Männer nennt man auch Bären. Du weißt schon – große Holzfällertypen mit viel Pelz auf der Brust. Besonders gern in der Schwulenszene gesehen.«
    Malachy Knox reichte mir seine Karte als Letzter. Sie war ganz schlicht und hatte eine getrocknete Wildblume auf der Vorderseite. Innen stand: >Wir müssen dringend miteinander sprechen.<
    Ich klappte die Karte wieder zu und starrte ihn an. Mir verkrampfte sich der Magen. Hatte er vor, mir die Stelle als Assistenzärztin zu kündigen?
    Dr. Knox stand auf, wobei er beinahe seine Akten fallen ließ. Ich sprang auf und hob ein paar der Papiere auf, die auf den Boden gesegelt waren.
    »Danke, Ms. Barrow«, sagte er. »Könnte ich Sie vielleicht dazu überreden, die fröhliche Runde schon etwas früher zu verlassen?«
    Mit einem mulmigen Gefühl im Magen folgte ich meinem Teamleiter bis zum Lift. Wir wechselten kein Wort miteinander, während wir gemeinsam in den Keller hinabfuhren. Dort hatte man Dr. Knox ein kleines Büro zugeteilt,
nachdem ihm seine Stelle in der renommierten Forschergruppe weggenommen worden war. Seit meinem Vorstellungsgespräch im letzten Mai hatte ich keinen Fuß mehr in sein Zimmer gesetzt.
    Die Lifttüren öffneten sich. »Nach Ihnen«, sagte Malachy Knox. Ich ließ ihn in dem Flur zu seinem Büro vorangehen. Mir fiel auf, wie unsicher sein Gang geworden war. Weshalb wollte er mich wohl sprechen? Würde er mir eröffnen, dass ich die Einzige unter den Assistenzärzten war, der er genügend vertraute, um ihr mitzuteilen, dass er das Institut verließe. Oder wollte er mir verkünden, dass ich leider doch nicht in sein Team passte?
    Wir gingen an mehreren Büros vorbei und bogen schließlich um eine Ecke. Erst jetzt verstand ich, dass mich Malachy Knox zu einem mir unbekannten Ort brachte. Dieser Teil des Korridors war dunkler als der vorherige. Das düstere Neonlicht flackerte, die Farbe blätterte an den Wänden ab, und in einer Ecke hatte jemand ein paar zerbrochene Stühle aufeinander gestapelt.
    »Dr. Knox«, sagte ich nach einer Weile. »Wohin bringen Sie mich?«
    »Hierher.« Er blieb vor einer Tür am Ende des langen Flurs stehen. Nachdem er mir die Akten in den Arm gedrückt hatte, suchte er nach dem Schlüsselbund in seiner Hosentasche.
    »Ich verstehe nicht ganz, was das alles soll«, gab ich zu. »Wollen Sie mich loswerden? Muss ich die Gruppe verlassen, Dr. Knox?«
    Malachy Knox fluchte leise vor sich hin, da seine Hände derart stark zitterten, dass er den Schlüssel nicht ins Schloss stecken konnte. Ich überraschte mich selbst und
legte meine Hand beruhigend auf die seine. Sie fühlte sich eiskalt an.
    »Bitte, Dr. Knox. Ich muss es wissen«, sagte ich. »Werfen Sie mich raus?«
    Er bedachte mich mit einem verständnislosen Blick und schüttelte dann den Kopf. »Nein, ich will Sie nicht hinauswerfen, Ms. Barrow. Ich habe Sie hierher gebracht, weil ich Ihnen etwas zeigen möchte, wofür man mich hinauswerfen könnte, wenn das jemand erfährt.«
    »Warum wollen Sie gerade mir so etwas zeigen?«, fragte ich verblüfft und gleichzeitig erleichtert. »Warum nicht auch den anderen?«
    »Weil keiner in so engem Kontakt mit einem Menschen steht, der dem Lykanthropievirus

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