Wolke 7 inklusive
könnte ich sogar meine Jeans anbehalten.«
»Jeans! Ich glaub, dir geht’s nicht gut! Auf keinen Fall. Nein, hier … hier hab ich das Kleid für dich!« Kerstin griff nach links. Hier hing ihr Traumkleid. Sie hatte es sich erst vor wenigen Tagen gekauft – und heimlich gehofft, es zum großen Galaabend nächste Woche tragen zu können. Doch was schadete es, wenn Mathilda es zuerst trug?
»Das ist ja …« In Mathildas Augen trat ein verträumter Glanz. »Das Kleid ist einfach gigantisch!«
»Probier es an!«
Nur noch ein sekundenkurzes Zögern, dann streifte sich Mathilda den gelben Traum aus Chiffon über.
»Dein Ian wird Stielaugen kriegen«, lachte Kerstin. »Das ist genau dein Kleid. Wie für dich gemacht!«
Die junge Mallorquinerin drehte sich vor dem Spiegel. »Ist es nicht zu … zu auffällig?«
»Quatsch. Es ist optimal!«
Und dann begann das Warten! Noch eine halbe Stunde bis zur vereinbarten Zeit! Mathilda ging, fiebernd vor Ungeduld, in Kerstins Apartment auf und ab. Immer wieder griff sie sich zur Frisur, sah sich kontrollierend im Spiegel an.
»Ich geh mal nach unten und seh nach, ob er schon da ist«, schlug Kerstin vor.
»Ja …« Mathilda konnte vor Aufregung kaum sprechen. Himmel, worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Und Ian … warum war er nicht unpünktlich und kam zu früh? Wenn der Mann, der sie angeblich doch liebte, nicht mal eine Viertelstunde vor der verabredeten Zeit kommen konnte, dann hieß das doch … Ja, was? Dass er keine tiefen Gefühle hatte? Kein Kavalier war? Oder dass er einfach mehr Geduld aufbrachte, abgeklärter war?
Männer! Sie waren wirklich das Letzte!
Ein Schluck Wasser … ja, Wasser war gut. Mathilda griff zu einer Wasserflasche, öffnete sie – und schrie im nächsten Moment entsetzt auf, denn das feuchte Nass kam ihr in einer
sprudelnden Fontäne entgegen. Wasserflecken auf dem seidigen Oberteil, der Chiffon fiel zusammen.
»So eine Scheiße! Verdammter Mist!« Sie fluchte höchst undamenhaft, während sie versuchte, das Missgeschick mit Hilfe des Haartrockners zu beseitigen. Hoffentlich blieben keine Kränze auf der Seide zurück!
Nein, Glück gehabt. Alles war wieder in Ordnung. Nur ihre Haare … sie hatten sich immer mehr gelöst, die lockere Hochsteckfrisur war fast nicht mehr vorhanden. Also nochmals kämmen, die große Spange im Nacken feststecken, einige Strähnen an den Schläfen hervorzupfen … Sollte sie neuen Lippenstift auflegen? Nein, lieber nicht. Und auch keinen Lidschatten mehr.
Die Schuhe … keiner hatte an Schuhe gedacht! Sie hatte nur Sandalen an, ziemlich flach und nur mit drei Riemchen gehalten. Keine hohen Absätze, kein Designermodell …
Ach was, er wusste, wer sie war. Und wenn er nur nach Äußerlichkeiten ginge, wäre er sowieso nicht der Richtige!
Dennoch klopfte ihr Herz einen ziemlich unregelmäßigen Takt, als sie endlich auf den Ecktisch zuging. Zuerst begrüßte sie Rebecca Hardwich, die sie kurz und kritisch musterte, dann aber freundlich lächelte. »Setzen Sie sich, Kindchen. Hierher, zu mir in die Ecke. Da ist es windstill.« Sie klopfte auf den Sessel dicht neben dem ihren.
Mathilda sah kurz zu Ian hin, der ihr kurz zunickte. Also
setzte sie sich, noch ein wenig verkrampft und gespannt darauf, wie Ians Großmutter sie behandeln würde. Musste sie so etwas wie ein Examen bestehen? Wurde sie einer Musterung durch das Familienoberhaupt unterzogen?
Unsinn, stellte sie gleich darauf fest. Die Achtzigjährige war voller Humor. Sie unterhielten sich angeregt, lachten, als der Hummer serviert wurde. »So ein Tier hat uns zusammengebracht, das muss gewürdigt werden«, kommentierte Ian.
Viel zu schnell verflog die Zeit, und dann, kurz vor Mitternacht, als tausend Sterne am Himmel funkelten und Mathilda schon ein wenig erhitzt war vom Rotwein und von all der Aufregung des Abends, orderte Rebecca Champagner.
»Ich trinke auf euch«, sagte sie. »Auf euer Glück. So, und jetzt geh ich schlafen. Ihr solltet euch die Flasche nehmen und euch ein stilleres Plätzchen suchen. Bis morgen, Kinder.« Und schon stand sie auf.
»Grandma, du bist unmöglich.«
Die alte Dame schüttelte den Kopf. »Absolut nicht. Ich bin noch nicht so senil, dass ich nicht merke, wann ich störe. Und ich weiß auch noch genau, wie es war, als ich deinen Grandpa kennen lernte. Da hatte ich das Gefühl, dass all die Leute um uns herum Störfaktoren waren.« Ein kurzes Winken, ein Augenzwinkern in Mathildas Richtung, und
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