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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Gutes zum Essen vor.« Anne versuchte, wieder zu Atem zu kommen. »Und denk daran – du tust es für die Nanouks.«
    »Klar, für die Nanouks«, erwiderte Marlena und legte auf.

Kapitel 23
    A ls Rose aus dem Krankenhaus entlassen wurde, standen alle Schwestern Spalier, trugen Jessicas mit Gold- und Silberfarbe bemalte Tannenzapfenohrringe, die zweite Lieferung, die sie ihr nach ihrem Aufenthalt in Melbourne geschickt hatte. Sie wünschten ihr einen schönen Sommer, beteuerten, dass man sie vermissen werde, und hofften, dass sie nicht so bald zurückkommen möge.
    Rose bedankte sich für alles, genau wie Liam und Lily; dann stiegen sie in das Taxi, das sie zum Flughafen brachte. Rose hatte nach wie vor das Bedürfnis, die linke Hand auf die Schulter zu legen, doch Dr. Neill erinnerte sie mit einer sanften Berührung daran, dass diese schützende Geste überflüssig war. Sie dachte an seinen Arm und wusste, wenn er sich an einen Fremdkörper wie die Prothese gewöhnt hatte, würde auch sie es schaffen, sich an neue Verhaltensmuster zu gewöhnen.
    Auf dem Weg zum Flughafen konnte sie nicht umhin zu bemerken, dass sich ihre Mutter und Dr. Neill ständig ansahen. Rose hatte die gleiche Angewohnheit bei Anne und Jude bemerkt. Sie war glücklich darüber, aber gleichzeitig auch besorgt. Was wäre, wenn Dr. Neill nur so aufgeschlossen schien, weil sie sterbenskrank gewesen war? Was, wenn er sich jetzt, da sie sich auf dem Weg der Besserung befand, wieder auf seinem Boot, in seinem Büro und in seinem Haus auf dem Hügel verschanzte, sich abschottete vom Rest der Welt, auch von ihr?
    Und was wäre, wenn ihre Mutter sich wieder von morgens bis abends in Arbeit stürzte und jedem außer Rose und den Nanouks aus dem Frostigen Norden die kalte Schulter zeigte? Manchmal hätte sie ihre Mutter am liebsten daran erinnert, dass der Club gegründet worden war, um dem Frostigen Norden zu entkommen – statt sich mit einer Festung aus Eisbergen, Schneewänden und Iglus zu umgeben.
    Diese neue Art, sich anzuschauen – Roses Mutter und Dr. Neill – beunruhigte sie. Plötzlich fiel ihr etwas ein.
    »Was ist eigentlich mit Nanny, kehrt sie auch nach Hause zurück?«
    »Keine Ahnung«, sagte Dr. Neill. »Aber mit Sicherheit interessant zu beobachten, wenn du wieder auf Cape Hawk bist.«
    »Hast du heute schon im Computer nachgesehen, wo sie steckt?«
    »Nein, noch nicht. Das können wir sofort nachholen …«
    Er öffnete den Laptop-Koffer, wobei er sich bemühte, Rose nicht anzustoßen, und sie hielt den Atem an. Sie wusste nicht, warum, aber ihr wurde mit einem Mal angst und bange. Was wäre, wenn Dr. Neill Nanny nirgendwo entdecken konnte? Wenn sie gar nicht nach Hause zurückkehrte? Rose dachte an all die Gefahren im Boston Harbor – an die vielen Schiffe mit ihren großen Schiffsschrauben.
    »Hmm«, sagte Dr. Neill nach einer Minute.
    »Was ist?« Rose spürte, wie ihr innerlich eiskalt wurde.
    »Ich kann sie nicht finden.«
    »Liam?«, fragte ihre Mutter.
    Er schwieg, tippte etwas ein. Rose starrte den Bildschirm an, sah die zahlreichen purpurfarbenen Leuchtpunkte. Plötzlich überfiel sie eine Todesangst, als wüsste sie mit absoluter Sicherheit, dass Nanny einem Hai zum Opfer gefallen war.
    »Vielleicht kann man den Suchbereich erweitern«, schlug ihre Mutter vor und rückte näher heran, als sei sie in gleichem Maß wie Rose an Nanny interessiert – und niemand interessierte sich mehr für Nanny als Rose.
    »Gute Idee«, sagte er. »Da ist sie ja –« Aufgeregt deutete er mit dem Finger auf den grünen Leuchtpunkt. »Aber sie hat die falsche Richtung eingeschlagen.«
    »Was heißt das?« Rose war unfähig, sich einen Reim auf die vielen blinkenden Lichter und die geschwungene Küstenlinie zu machen.
    »Sie schwimmt nach Süden«, sagte Liam. »Sie ist schon weit von Boston entfernt – siehst du? Sie hat Cape Cod umrundet und befindet sich nun auf dem Weg nach Martha’s Vineyard.«
    »Aber Belugas brauchen kaltes Wasser.« Rose erinnerte sich an die Bootstour an ihrem Geburtstag. »Sie leben in der Arktis und wagen sich im Sommer nie über Cape Hawk hinaus!«
    »Richtig, das kommt sehr selten vor«, bestätigte Liam.
    »Ich dachte, sie wäre meinetwegen nach Boston gekommen.« Roses Augen füllten sich mit Tränen. Plötzlich tat ihr das Herz weh – nicht das richtige Herz, das frisch operierte, sondern das andere, das sich in ihrem Inneren befand, verborgen vor den Blicken der anderen.
    »Das war auch so,

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